Die Corona-Krise hat unsere Arbeitswelt verändert. In einer Studie wurden die Auswirkungen, Chancen und Erfahrungen hinsichtlich virtueller Arbeitsformen in der Pandemie untersucht.
Während der Corona-Krise sind kurzfristig verschiedene Arbeits- und Kooperationsformen auf Distanz realisiert worden. Deutschland ist zu einem großen Experimentierraum neuer Arbeitsweisen geworden. In einer gemeinsamen Studie haben das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und die Deutsche Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) Entscheider aus knapp 500 Unternehmen in Deutschland zum Einfluss der Pandemie auf das virtuelle Arbeiten befragt.
Home-Office
Die Studie zeigt: Geschwindigkeit und Ausmaß der Umsetzung von Arbeit auf Distanz sind hoch. Fast 70 Prozent der Befragten haben angegeben, dass ihre Angestellten in der Corona-Phase komplett im Home-Office arbeiteten. Bei gut 21 Prozent wurde das Modell einer 50:50-Aufteilung gewählt. Dabei ist überwiegend von einer dezentralen Absprache und Organisation der Büroarbeitsplatzbelegung Gebrauch gemacht worden. Bei knapp 54 Prozent der Befragten gab es vor der Corona-Krise keine oder nur wenige Mitarbeiter, die von zu Hause aus arbeiten konnten. Der Studie zufolge hat hier wie im Zeitraffer eine immense Modifikation der Arbeitssituation stattgefunden. Beim Home-Office ist eine Veränderung erfolgt, die vorher nicht realisierbar schien. 42 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen daher das Angebot, im Home-Office zu arbeiten, nach der Corona-Krise ausweiten will.
Booster der Digitalisierung
Der Umfrage zufolge wurden Geschäftsreisen und Veranstaltungen in der Pandemie weitgehend durch virtuelle Alternativen ersetzt. Gleiches gilt für Personalprozesse, die bisher fast ausschließlich in physischer Präsenz abgewickelt wurden, wie zum Beispiel Einstellungsgespräche. So gaben 57 Prozent der Befragten an, die Gespräche nun erstmals virtuell durchgeführt zu haben. Bei Mitarbeitergesprächen lag der Anteil bei 62 Prozent, beim Kundendialog bei 72 Prozent.
Die Ergebnisse haben veranschaulicht, dass die digitale Transformation von Arbeitsprozessen durch Corona einen enormen Schub bekommen hat. 47 Prozent der Befragten haben bestätigt, dass gerade Führungskräfte Vorbehalte abgebaut haben. „Das New Normal oder auch das New Different wird in einem deutlich höheren Maß von einem Nebeneinander virtueller und im Büro stattfindender Arbeits- und Kooperationsformen gekennzeichnet sein“, sagt Josephine Hofmann, Leiterin des Teams Zusammenarbeit und Führung beim Fraunhofer IAO.
Aufholbedarf
Hauptverhinderer des virtuellen Arbeitens ist mit 58 Prozent der Nennungen eine fehlende Betriebsvereinbarung. 54 Prozent der Studienteilnehmer betonten zudem die Wichtigkeit von eingeübten Führungsroutinen beim Arbeiten auf Distanz. Nachbesserungspotenzial hinsichtlich der Kompetenz zum Selbstmanagement beim virtuellen Arbeiten wurde von 46 Prozent konstatiert. Darüber hinaus haben 36 Prozent der Befragten beklagt, dass die Unternehmensleitung noch nicht als aktives Beispiel für virtuelles Arbeiten vorangeht.