Die Geschichte der Arbeit ist auch eine Geschichte der Nutzung unterschiedlicher Licht- und Energiequellen. Den Weg zur heutigen Bürobeleuchtung zeichnet Dr. Tim S. Müller nach, Leiter des Museums für Energiegeschichte(n) in Hannover.
Bereits im Altertum gab es erste künstliche Lichtquellen: Öllampen, Fackeln und Feuerbecken. Die Verwendung von Wachskerzen lässt sich ab etwa 300 n. Chr. im Römischen Reich nachweisen. Das gesamte Mittelalter hindurch und bis weit in die Neuzeit hinein blieben Kerzen in den Werkstätten und Kanzleien das wichtigste Leuchtmittel. Auch für die ersten Straßenbeleuchtungen, wie ab 1679 in Berlin, wurde auf Wachskerzen zurückgegriffen.
Im ausgehenden 18. Jahrhundert verdichteten sich die Experimente rund um den Einsatz neuer Energieträger bei der Lichterzeugung. Im Jahr 1783 erfand François-Pierre-Amédée Argand (1750–1803) die nach ihm benannte Argandlampe. Sie zeichnete sich durch einen Runddocht und die Nutzung von Rüböl aus. Nur zwei Jahre später experimentierte der Niederländer Jan Pieter Minckeleers (1748–1824) mit der Steinkohlegasbeleuchtung und legte den Grundstein für einen neuen Industriezweig: die Gaswirtschaft.
Aus Nacht wurde Tag
Die Möglichkeit, mit der Gasbeleuchtung über eine leistungsfähige und zugleich günstige Lichtquelle zu verfügen, wandelte das Arbeitsleben in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Grund auf. Die Nacht wurde durch das künstliche Licht dem Tag gleichgestellt, und auf diese Weise der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus aufgehoben, der den menschlichen Arbeitsalltag über Jahrtausende geprägt hatte.
Der elektrische Strom wurde 1850 erstmals dafür verwendet, die Pariser Oper batterieelektrisch zu beleuchten. Mit der von Werner von Siemens (1816–1892) im Jahr 1866 geschaffenen Möglichkeit, Starkstrom in großen Mengen zu produzieren, und Thomas A. Edisons (1847–1931) Patent für die elektrische Glühbirne aus dem Jahr 1879 trat das elektrische Licht in Gestalt der Glühbirne und Bogenlampe seinen endgültigen Siegeszug an.
Hell und heller
Das elektrische Licht galt im direkten Vergleich zu seinem größten Widersacher, dem Gaslicht, als wesentlich sicherer und komfortabler. Allerdings war es anfänglich im Betrieb teurer. Das 20. Jahrhundert brachte eine Verbesserung der elektrischen Leuchtmittel hinsichtlich des Wirkungsgrades und der Energieeffizienz. So geht die Entwicklung der Leuchtmittel in den vorangegangenen 120 Jahren von den Kohlefadenlampen über die Nernst-, Osmium-, Tantal-, Wolfram-, Quecksilber-, Neon-, Halogen-, Xenon- und Energiesparlampen bis hin zu den modernen LED einher mit einer stetig verbesserten Lichtausbeute bei absinkendem Energieverbrauch.
Galt im Jahr 1899 eine Beleuchtungsstärke von 35 Lux für einen Büroarbeitsplatz als ausreichend, sind die Büros seitdem viel heller geworden. Laut der aktuellen Arbeitsstättenrichtlinie ist eine Beleuchtung von mindestens 500 Lux für einen normalen Büroarbeitsplatz gesetzlich vorgeschrieben.
Dr. Tim S. Müller, |