Wie kann der Durchblick in der Flut der Coaching-Angebote behalten werden? Für welche Befindlichkeit ist welches Angebot sinnvoll? Der Agile-Coach Edgar Ehlers bringt Struktur ins Coaching-Chaos.
Zunächst einmal steht der Begriff Coaching für eine Sammlung unterschiedlicher, meist auf den beruflichen Kontext bezogener, Beratungsmethoden. Im Unterschied zu klassischen Beratern liefern Coaches allerdings keine direkten Lösungsvorschläge, sondern begleiten die Entwicklung eines eigenen Weges: Hilfe zur Selbsthilfe. Coachings bezeichnen strukturierte Gespräche mit dem Klienten, die sich auf unterschiedliche Themengebiete des Berufsalltags beziehen. Die Ziele reichen von der Einschätzung und Entwicklung persönlicher Kompetenzen und Perspektiven über Anregungen zur Selbstreflexion bis hin zur Überwindung von Konflikten.
Worauf achten bei der Coach-Auswahl?
Stimmt die Chemie nicht oder fehlt eine Vertrauensbasis, fruchten auch die besten Methoden nicht. Ein guter Coach muss mehr sein, als die Summe seiner Methoden. Neben der persönlichen Sympathie und dem Inhalt des angebotenen Coachings spielt auch die Art der Qualifikationen und Nachweise eine große Rolle. So sollten Interessenten einen genauen Blick auf die Zertifikate und die Berufserfahrung werfen und sich im Zweifel über deren Glaubhaftigkeit persönlich oder im Internet informieren. Auskunft geben beispielsweise die Kriterien vom Deutschen Bundesverband Coaching e.V. (DBVC) oder der Scrum Alliance.
Einzelgänger oder Rudeltier?
Einzel-, Team- oder Gruppencoachings sprechen jeweils verschiedene Bedürfnisse der zu Coachenden an. Team- und Gruppencoaching unterscheiden sich darin, dass ersteres alle Mitglieder eines Teams, von der Führungskraft bis zu den verschiedenen Mitarbeitern umfasst, während ein Gruppencoaching bestimmte Personen wie Führungskräfte oder Mitarbeiter anspricht. Beim Einzelcoaching steht ein Klient im Fokus. Projektcoaching ist eine Sonderform des Gruppencoachings: Hier helfen Coaches bei der Durchführung von Projekten.
Methodendschungel: Der Weg führt zum Ziel!
Neben der Gruppengröße spielt vor allem das zu verfolgende Ziel eine große Rolle. Tatsächlich können Interessierte im Internet aus einem riesigen Angebot an sich teils überschneidenden Coachings auswählen. Die folgende Struktur bietet Anhaltspunkte für die richtige Auswahl:
- Ziele- und Karrierecoaching: Die klassische Form des Coachings. Karrierebewusste treffen hiermit die richtige Wahl. Klar vorgegebene Ziele helfen Unternehmen bei der Orientierung, der Fokussierung und der Weiterentwicklung im Unternehmen und im beruflichen Umfeld. Beim Zielecoaching unterstützt der Coach das Definieren und Erreichen der gesetzten Ziele. Karrierecoaching beschreibt eine Form des Zielecoachings mit Fokus auf die Karriere, das Personen mit beruflichen Ambitionen dient. Der Coach erörtert gemeinsam mit dem Klienten die aktuelle Situation, berufliche Möglichkeiten und begleitet ihn bei der Umsetzung.
- Entwicklungscoaching: Viele Menschen haben im Job das Gefühl, nicht weiterzukommen und immer öfter an ihre Grenzen zu stoßen. Für diese Kandidaten kann ein Entwicklungscoaching hilfreich sein. Im Gegensatz zu einem Zielecoaching fokussiert sich Entwicklungscoaching nicht auf ein festgelegtes Ziel. Hier definieren Coach und Klient die individuellen Kompetenzen zusammen und formulieren anhand dieser Fähigkeiten ein Ziel, das neue Perspektiven eröffnet.
- Wertecoaching: Laufen die Geschäfte der Firma zwar grundsätzlich gut, aber ein wirklicher Teamgeist unter den Mitarbeitern ist nicht vorhanden? Das kann sich mit einem Wertecoaching ändern. Dabei stehen Soft-Skills im Vordergrund. Im beruflichen Kontext sollen sie das Betriebsklima verbessern und affirmative Kommunikation mit Kunden oder Auftraggebern ermöglichen. Coaches unterstützen Unternehmen bei der Wertegestaltung und deren Etablierung.
- Coaching mit systemischem Ansatz: Es untersucht vor allem systemische Konstellationen von Organisationen und Zusammenhänge von Sachverhalten. Der Coach betrachtet die jeweiligen Klienten dabei nicht isoliert, sondern bezieht immer deren Umwelt mit ein. Eine große Rolle spielt das systemische Aufstellen. Dabei positioniert der zu Coachende ihm unbekannte Personen in bestimmter Aufstellung zueinander, wodurch Beziehungsgeflecht und Konfliktfelder transparent deutlich werden. Im beruflichen Kontext stehen Probleme mit Kollegen oder Vorgesetzten im Mittelpunkt.
- Kommunikations- und Konfliktcoaching: Besonders hilfreich für Personen, die im direkten Kundenkontakt stehen, wie zum Beispiel Vertriebsmitarbeiter. Methoden des Kommunikationscoachings stammen in erster Linie aus dem Bereich des Neuro-Linguistischen Programmierens. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Kommunikationstechniken, die psychische Abläufe des zu Coachende verändern. Neurolinguistik beschreibt, wie das Gehirn Sprache verarbeitet und repräsentiert. Programmieren steht für die Möglichkeiten, Vorgänge auf Basis systematischer Handlungsanweisungen durch Sprache zu verändern. Qualifikationen und Zertifizierung prüfen Interessierte beim Verband Systemische Gesellschaft.
- Agiles Coaching: Agilität in Unternehmen beschreibt ein neues organisatorisches Prinzip. Nicht mehr hierarchisch geprägt und einem zuvor festgelegten Plan folgend, sondern beweglich, flexibel und die Stärken des Einzelnen erkennend und einbeziehend. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Softwarenentwicklung. Unter Anwendung agiler Methoden bringen Agile Coaches sowohl Teams agiles Arbeiten und Denken nahe als auch Führungskräften – denn ohne Verständnis der Führungsriege für Agilität gelingt die organisatorische und produktive Anpassung ans digitale Zeitalter kaum. Als Agiler Coach mit systemischem Fokus setze ich mir zum Ziel, selbst agil, situativ und respektvoll zu arbeiten.
Edgar Ehlers, 3i Training Beratung GmbH. 3i-training-beratung.de |