Rechenleistung, Software, Speicher. All das kann in der Cloud gemietet werden, anstatt es vor Ort vorzuhalten. In einer fünfteiligen Serie widmen wir uns dem Büro in der Cloud. Teil vier: LGs Thin Client 38CK900N und die Amazon WorkSpaces.
Dass wir in Teil 4 gar nicht auf die inneren Werte des All-in-one-Thin-Clients 38CK900N eingegangen sind, liegt sicherlich daran, dass die Bildschirmgröße und seine Curved-Wölbung einfach beeindrucken. Aber nicht nur. Der 38CK900N versteckt seine inneren Werte einfach verflixt gut. Von außen deutet fast nichts darauf hin, dass er eigentlich kein Monitor, sondern ein All-in-One-Thin-Client ist. Verräterisch sind allenfalls der RJ45-Anschluss für das Netzwerkkabel und eine zusätzliche LED unten rechts am Bildschirmrand, die man sonst von PCs oder Laptops kennt und die die Festplattenaktivität anzeigt. Ansonsten ist der 38CK900N rank und schlank wie ein Bildschirm und auch genauso lautlos. Wie der kleinere 24CK550W (siehe Teile 2 und 3) ist er vollkommen lüfterlos, obwohl in ihm ordentlich Power steckt.
Kompaktes Kraftpaket
In Zahlen ausgedrückt lautet diese Power: AMD-Ryzen-Prozessor mit 2,5 GHz, 8 GB Arbeitsspeicher und eine 120 GB große SSD-Festplatte. Für praktisch alle Office-Anwendungen ist das vollkommen ausreichend. Weil auf dem 38CK900N ein vollwertiges Windows 10 installiert ist, kann dieser Thin Client problemlos als eigenständiger Office-Rechner verwendet werden. Beispielsweise lässt sich auf ihm sowohl die installierte Version von Microsofts Office 365 als auch die Web-App verwenden. Was wir im Test abwechselnd und ohne Probleme taten. Ob auf dem Rechner oder im Web: Als besonders klasse erwies sich der riesige Bildschirm bei der Arbeit mit großen Tabellen. 46 Spalten in der Excel-Standardbreite passen locker neben-, 64 Zeilen untereinander. Wem das noch nicht genug ist, dem sei gesagt, dass sich an den 38CK900N noch ein externer Monitor anschließen lässt. Modelle bis hin zu einer Auflösung von 4K werden unterstützt.
Was sind die Amazon WorkSpaces?
Auch wenn der 38CK900N selbst schon ordentlich Power bietet, wollten wir ihn noch zusätzlich in einer Cloudumgebung testen. Unser Blick fiel dabei auf die Amazon WorkSpaces, die Teil der Amazon Web Services sind und zu denen noch weitere nützliche Tools fürs Cloudcomputing gehören. Die Elastic Compute Cloud EC2 zum Beispiel, die skalierbare Rechenkapazitäten in der Cloud bereithält, oder der Cloudspeicher Storage S3 (Simple Storage Service). Bei den Amazon WorkSpaces handelt es sich um eine virtuelle Desktop-Infrastruktur (VDI). Virtuell heißt dieser Desktop, weil er nicht auf dem eigenen Rechner liegt, sondern in der Cloud. Klingt erst mal kompliziert, erwies sich allerdings als beeindruckend simpel.
Arbeiten mit den Amazon WorkSpaces
Wer sich für die Amazon WorkSpaces entscheidet, kann zwischen verschiedenen Paketen wählen. Die erste Entscheidung, die man treffen muss, ist die Wahl zwischen Linux und Windows. Wir blieben bei Windows. Anschließend besteht die Wahl zwischen verschiedenen Paketen, die unterschiedlich viel Rechenpower und Speicherplatz umfassen. Der Einstieg sind eine CPU, 2 GB Arbeitsspeicher und insgesamt 90 GB Speicherplatz. Preis dafür im Serverzentrum Frankfurt: 9 US-Dollar pro Monat plus 0,25 US-Dollar pro Stunde oder pauschal 29 US-Dollar monatlich. Am anderen Ende des Leistungsspektrums stehen 8 CPUs, ein separater Grafikprozessor, 15 GB Arbeitsspeicher und 100 GB Datenspeicher. Preis dafür: eine Grundgebühr von 26 US-Dollar im Monat plus 2,08 US-Dollar in der Stunde. Ganz so viel Power benötigten wir für unsere Büroanwendungen nicht, das ist eher etwas für aufwendige Grafikbearbeitung. Als durchaus lohnend für den Büroeinsatz empfanden wir hingegen das Plus-Anwendungspaket für zusätzliche 15 US-Dollar im Monat. Es enthält unter anderem die Worry-Free-Business-Security-Services von Trend Micro und ein komplettes Microsoft Office Professional.
Ein einziger Desktop an jedem Ort
Die Arbeit mit den Amazon WorkSpaces ist faszinierend unspektakulär. Von seinem Gerät vor Ort – sei es der 38CK900N, ein anderer Thin Client, ein PC, ein Mac, ein Tablet, ein Smartphone – loggt man sich über einen Client ein. Danach öffnet sich ein Fenster, in dem sich der virtuelle Windows-10-Desktop befindet, der aussieht, wie ein Windows-10-Desktop nun einmal aussieht. Mit der gewohnten Taskleiste, dem Startmenü und den Icons. All das befindet sich einschließlich der genutzten Prozessorleistung jedoch nicht bei uns im Büro, sondern draußen in der Cloud, genauer im Frankfurter Rechenzentrum von Amazon.
Von dem, was dort draußen in der Cloud passiert, bekommen wir im Büro nichts mit. Dieser Teil des Cloudcomputings hat also durchaus etwas Nebulöses. Nur schön, wenn währenddessen vor einem im Büro etwas so Greif- und Anschaubares wie der 38CK900N steht.
Begründung:Was für ein Gerät. Der All-in-one-Thin-Client 38CK900N von LG ersetzt locker zwei Monitore und einen PC. Außerdem ist er ein Hingucker im doppelten Sinne: Sein 38-Zoll-Curved-Display liefert klasse Bilder und sieht prima aus. Seine für einen Thin Client beachtliche Rechenpower und Speichergröße versteckt er unsichtbar in seinem Innern. Mit diesen inneren Werten bewältigte der 38CK900N in unserem Test alle gängigen Bürotätigkeiten ohne Fehl und Tadel. |