Alles ist offenbar im Wandel. Auch die Büroarbeitswelt. Die Lebensraumgestalterin Regine Rauin berichtet in diesem sehr persönlichen Gastbeitrag von den Tücken der Themenfindung, von der sich wandelnden Arbeitswelt und warum sie ein Buch darüber geschrieben hat.
Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, als Dr. Robert Nehring mir vor einigen Wochen aufgrund meiner Podcastserie zum Thema Raumakustik, die ich gemeinsam mit Herrn Hillebrandt von der Firma Agoraphil im Interviewstil aufgenommen und publiziert habe, angeboten hat, hier einen Gastbeitrag zu verfassen. Anfangs bestand mein Plan darin, zu recherchieren, was genau OFFICE ROXX für eine Haltung vertritt, welche Artikel veröffentlicht werden. Dann habe ich mich jedoch an mein Commitment mir selbst gegenüber erinnert: immer nur das zu tun, was ich genau in diesem Moment mit Liebe und Hingabe bearbeiten kann. Deshalb habe ich nicht recherchiert, denn ich hatte die Befürchtung, mich dann – vielleicht einfach aus alter Gewohnheit – anzupassen.
Das Warten auf den richtigen Zeitpunkt
Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich für mich das Gefühl entwickelt hatte, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt, der richtige Moment gekommen ist. Diese Zeit können sich die meisten Angestellten, Mitarbeiter und Chefs meist nicht nehmen.
Seit meiner Podcastserie, die eins meiner Herzensthemen beinhaltet: gute Raumakustik, hat sich in meiner Arbeit einiges entwickelt. Ich habe ein Buch geschrieben: „Wie wär’s mal mit nem Schaf? – Überraschende Impulse für den Klimawandel im Büro“. Dieses Buch ist meine Hilfestellung für Mitarbeiter und Chefs, ihre Lage klar zu analysieren und zu erkennen, dass sie im gleichen Boot sitzen.
Von neuen Mitarbeitern und alten Gewohnheiten
Die Büroarbeit ist im Wandel. Das hat mir die Orgatec sehr deutlich vor Augen geführt. Es ist eine neue Generation von Mitarbeitern herangewachsen, die nicht mehr bereit ist, sich einengen zu lassen. Diese jungen Menschen möchten leben und arbeiten. Sie möchten sich in ihrer Firma zu Hause fühlen, sie möchten wertgeschätzt werden, sie möchten einen Beitrag leisten. Kurz gesagt, sie möchten alles, nur nicht von oben gedeckelt werden. Genau das möchten die anderen Generationen auch, wir haben es aber nie so deutlich gemacht. Das hat Auswirkungen. Auf die Einrichtung und auf die Machtverhältnisse. Zum ersten Mal, in über 20 Jahren, bin ich mir sicher, dass diese Auswirkungen wirklich gelebt werden. Wie oft haben wir neue Arbeitswelten gesehen und vorgestellt bekommen? Selten sind sie wirklich mit Leben gefüllt worden.
Mit dem Abstand kommt die Einsicht
Für mich selbst war es sehr verwunderlich, dass ich ausgerechnet jetzt, wo ich dem Büroleben ade gesagt habe und nicht mehr als Freelancerin oder Angestellte in Büros sitze, dieses Buch geschrieben habe. Beim Schreiben wurde mir bewusst, wie viele Verletzungen, wie viel Unmut, sich in den Jahrzehnten in mir aufgestaut haben.
Das hat dazu geführt, dass ich nun Firmen dabei unterstütze, es bei ihren Mitarbeitern besser zu machen. Als Erstes wurde mir klar, dass wir Begegnungsplätze benötigen. Plätze, die Kommunikation unterstützen und möglich machen, hierarchie- und abteilungsübergreifend. Denn mangelnde Kommunikation, mangelnde Menschlichkeit, mangelnde Wertschätzung sind meiner Meinung nach die Hauptursachen, warum so viel schief läuft. Mitarbeiter möchten wieder ein „zu Hause“ in ihrer Firma finden, dann bleiben sie – freiwillig.
Für ein besseres Miteinander
In den letzten beiden Tagen bin ich zweimal mit einem schweren Unfall konfrontiert worden. Einmal direkt neben meinem Grundstück. Das hat mich sehr beschäftigt, entsetzt und berührt. Es hat mir vor Augen geführt, wie die Folgen aussehen können, wenn so viele Menschen morgens genervt zu ihrer Arbeitsstätte fahren und abends geladen und frustriert wieder nach Hause. Machen wir uns nichts vor, dieser Ärger wird auf der Heimfahrt abreagiert – mit schlimmen Folgen. Für alle Beteiligten: den Unfallverursacher und die Betroffenen, ganz zu schweigen von deren Familien, Freunden und Bekannten.
Ich kann nicht mehr länger wegsehen, und ich will es auch nicht. Aufgrund dieser Erlebnisse wurde mir auf einmal die Bedeutung meines Buches bewusst. Mein Buch und meine Beratungsleistung tragen dazu bei, die Gräben, die sich leider so oft zwischen Chefs und Mitarbeitern auftun, zu überbrücken. Weil ich sowohl Chefisch als auch Mitarbeiterisch aus dem Effeff beherrsche, führt meine Übersetzungsleistung ins Miteinander. Das beglückt jeden Tag einige Menschen mehr. Diese Menschen fahren fröhlich, ausgeglichen und mit sich und ihrer Arbeit zufrieden nach Hause. Ja, es wird eine Zeit lang dauern. Und doch: Tropfen für Tropfen, Mitarbeiter für Mitarbeiter, Chef für Chef und Mensch für Mensch entwickelt sich eine neue Ära. Firma und Arbeit entdecken ihre Seele erneut. Abschließend überlegen Sie bitte, welch wunderbaren Auswirkungen das auf Ihre Kunden haben kann.
Regine Rauin, Wohndich.de |