In einigen Berufen entsteht sehr schnell Stress. Die Assistenz gehört dazu. Wir sprachen mit der Autorin, Unternehmerin, Business-Coach und Trainerin Marit Zenk unter anderem über persönliche Eigenschaften zur Vermeidung von Stress und über Stressoren im Berufsalltag.
OFFICE ROXX: Frau Zenk, ist die Assistenz durch ihre Rolle zwischen den Stühlen, zwischen Chef und Belegschaft, besonders stressanfällig?
Marit Zenk: Absolut! Durch diese schmale Gratwanderung – es beiden Seiten recht zu machen – hat die Assistenz von vornherein schon mächtig Druck. Sie ist schließlich auf die Gunst beider Seiten angewiesen, um einen guten Job machen zu können.
Welche persönlichen Eigenschaften sollte eine Assistenz besitzen und welche beruflichen Erfahrungen mitbringen, um nicht in die Stressfalle zu tappen?
Ein gesundes Selbstbewusstsein ist die Voraussetzung, um den Dingen souverän begegnen zu können. Neben dieser Charakterstärke braucht es ein hohes Maß an Professionalität und Loyalität, was für mich Selbstverantwortung und die nötige Gelassenheit impliziert. Das nährt die Resilienz (also Widerstandskraft). Wer den Job schon länger macht, weiß, welche Aufgaben Priorität haben und dass die Dinge nie so heiß gegessen, wie sie gekocht werden. Wer zudem Selbstreflexion betreibt, wird eine stetig ansteigende Lernkurve generieren, die ihn davor schützt, immer wieder in die gleiche Stressfalle zu tappen.
Was sollte im Berufsalltag unbedingt vermieden werden, damit der Stresspegel nicht unnötig ansteigt? Gibt es neben den acht Stressoren, die Sie in Ihrem neuen Buch beschreiben, noch weitere Faktoren?
Ja, wir können durch Lärm, Kälte, Enge auch physischem Stress ausgesetzt sein. Wenn schlechtes Betriebsklima herrscht oder Mobbing stattfindet, sprechen wir von sozialem Stress. In meinem Buch habe ich den psychisch-mentalen Stress in den Vordergrund gestellt. Es war mir wichtig, neben den gängigen Faktoren auch verschiedene Illusionen im Sekretariat aufzudecken: Dazu gehören „jemals fertig zu werden“ und das „Gelegentlich-Fach“. Um Stress zu vermeiden, sollte man sich unbedingt mit seinen „Inneren Antreibern“ auseinandersetzen und seine dahinterliegenden Glaubenssätze überprüfen. Insofern sollte zwingend vermieden werden, alles zu glauben, was man selbst denkt.
Sie geben im fünften Kapitel Ihres Buches ganz konkrete Tipps gegen Stress. Oft sind Stressoren aber über lange Zeit festgefahrene Persönlichkeitsmuster. Wie können diese durchbrochen werden? Braucht es Hilfe von außen?
Das ist richtig! Unseren Persönlichkeitsmustern liegen Routinen zugrunde, die wir jahrelang gepflegt haben. Damit Veränderung überhaupt stattfinden kann, müssen drei Ampeln – so nenne ich sie – auf Grün stehen: Dürfen, Können und Wollen. Wir brauchen die Erlaubnis, uns zu verändern, von unserem Umfeld, aber auch von uns selbst. Dann hilft es ungemein, wenn wir wissen, was oder in welche Richtung wir uns verändern möchten. Schlussendlich funktioniert es nur, wenn ein ernsthafter Wille dahintersteht. Wer nicht will oder muss (ein Muss kann dem Willen schon ordentlich einheizen), wo der Leidensdruck nicht hoch genug ist, der wird sich auch nicht verändern. Und ja: Es macht absolut Sinn, sich dabei von außen unterstützen zu lassen, weil Veränderung sehr anstrengend ist. Ein Coach hat den nötigen Abstand, um professionell zu begleiten und Dinge zu sehen, die man selbst nicht wahrnimmt. Ein weiterer Stolperstein ist das Prinzip, dass bei eigener Betroffenheit der IQ gegen Null sinkt – heißt, wir wissen eigentlich wie es geht, sind aber zu nah dran und zu verzeihlich, statt dass wir Disziplin walten lassen.
Zum Schluss: Ihr ganz persönliches Rezept zum Vermeiden von Stress?
„Gehe langsam, wenn du es eilig hast“, ist für mich eine echte Weisheit geworden. Wann immer ich merke, dass mein Kopf vor den Füßen das Ziel erreichen möchte, nehme ich Geschwindigkeit raus, nehme eine kerzengerade Haltung ein und atme tief durch. Das sieht nicht nur besser aus, sondern zwingt mich zurück ins Hier und Jetzt. Das können Sie auch in die Erledigung von Aufgaben übertragen: Eins nach dem anderen und Qualität vor Quantität. Denn nicht nur Zeitdruck bereitet Stress, sondern vor allem Leistungsdruck. Und wer als Leistungsträger wahrgenommen werden will, der zeigt sich am besten von seiner professionellen und souveränen Seite.
SEMINARTIPP:
Das Anti-Stress-Training für AssistenzenIn Zeiten von 4.0 braucht selbst die modernste und versierteste Assistenz eine gute Strategie, um in der digital-verrückten Welt zu bestehen. Und zwar gesund! Lassen Sie sich Ihrer Illusionen „Jemals fertig zu werden“ und „Alles muss perfekt sein“ berauben. Neben dem erklärten Dilemma der Assistenz gibt es viele wertvolle Tipps zum Umgang mit Stress. Dieses und weitere Seminare von Marit Zenk können Sie hier bei der DIMBA-Akademie buchen. |
Wir verlosen drei Exemplare von Marit Zenks neuem Buch: „Der Anti-Stress-Trainer für Assistenzen. Mit Souveränität und Gelassenheit das Sekretariat meistern“, SpringerGabler, 107 S., 12,99 €. Senden Sie uns bei Interesse eine E-Mail mit dem Betreff „Assistenz“ an Gewinn@OFFICE-ROXX.DE. Unter allen Einsendungen werden die Gewinner ausgelost. Einsendeschluss ist am 6. Oktober 2018. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. |