Örtlich flexible Arbeit ist ein brandheißes und vieldiskutiertes Thema. Neun von zehn deutschen Angestellten haben ein positives Bild von ortsunabhängiger Arbeit, lautet ein zentrales Ergebnis einer aktuellen Studie des Fraunhofer IAO. Ganz so einfach ist es jedoch nicht.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart hat das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) eine Befragung unter circa 680.000 Angestellten durchgeführt. 90 Prozent von ihnen haben ein positives Bild von mobiler Arbeit, und 86 Prozent der tatsächlich mobil arbeitenden Teilnehmer sehen in dieser Form der Beschäftigung die Chance, Arbeit und Privatleben besser zu vereinen. Die Sache scheint also klar: Örtlich flexible Arbeit ist ein Segen.
Mobile Arbeit: Die Schattenseite
Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn auch unter den mobilen Workern gibt es Ängste. Etwa die Furcht vor unkontrollierbar ansteigenden Arbeitszeiten und dem Ausschluss aus der Mitarbeitergemeinschaft (19 Prozent). Circa 30 Prozent der Befragten befürchten zudem, dass sie mehr leisten müssen als ihre Kollegen. In dieser Gruppe herrscht die Angst vor, ihre Arbeitsleistung werde von den Kollegen und Vorgesetzten nicht entsprechend wahrgenommen. Als Folge daraus wird die fehlende Anwesenheit oft durch Mehrarbeit kompensiert.
Mobile Arbeit: Voraussetzungen und Vorteile
Knapp 50 Prozent der Gruppe, die mobile Arbeit positiv bewertet, verbinden ihre Antwort mit Voraussetzungen und Anforderungen: 34,1 Prozent meinen, die technische Ausstattung müsse hierfür vom Unternehmen bereitgestellt werden. 15,4 Prozent sehen die Möglichkeit mobiler Arbeit nur bei persönlichen Gründen wie Kinderbetreuung oder Altenpflege als sinnvoll an.
Die veränderte Arbeitsumgebung wird von vielen mobilen Professionals positiv bewertet. Mehr als 82 Prozent der Befragten sehen vor allem bei der Arbeit zu Hause den Vorteil einer ungestörten Atmosphäre (auf Cafés oder Parks dürfte das nicht zutreffen). Auch Work-Life-Blending scheint für die meisten mobilen Arbeiter keine Gefahr zu sein. Circa 81 Prozent können eine klare Trennlinie zwischen Arbeit und Privatleben ziehen. Im Rückschluss bedeutet dies allerdings, dass fast jeder fünfte Befragte Angst davor hat, Arbeit und Privatleben nicht mehr voneinander trennen zu können. Hier seien vor allem Führungskräfte gefordert. Sie müssen klare Regeln für die Erreichbarkeit definieren.
Nach wie vor Präsenzkultur?
Von denjenigen, die mobil arbeiten können und dürfen, nutzen 74,2 Prozent höchstens an zwei Tagen pro Monat diese Möglichkeit. Knapp 20 Prozent arbeiten zwischen drei und fünf Tagen an einem selbstbestimmten Ort. Gründe hierfür sind vor allem Anwesenheitspflicht bei Terminen und der negative Einfluss auf die Zusammenarbeit mit Kollegen. Nicht ganz zwei Prozent arbeiten über zehn Tage pro Monat außerhalb des Unternehmens.