Die Office-Landschaft hat über die Jahrzehnte mehrere Trendwellen erlebt: vom Großraumbüro über das repräsentative Chefbüro bis hin zum Home- und digitalen Office. Der Büromöbelhersteller Steelcase ist den Trends nachgegangen.
Wie keine andere Büroform stand das Großraumbüro für Effektivität und Flächeneffizienz. Um das Wirtschaftswachstum nach dem Zweiten Weltkrieg zu meistern, hielten in den USA offene Bürostrukturen bereits Mitte des 20. Jahrhunderts Einzug. In Deutschland folgte diese Entwicklung erst einige Jahre später. Der Trend zum Großraum hat sich in den USA bis heute wesentlich stärker durchgesetzt als bei uns: 50 Prozent der Amerikaner arbeiten in Open Spaces, jedoch nur 25 Prozent der Deutschen. Ein Grund dafür könnte sein, dass Deutschland stark von bestehender Baustruktur geprägt ist: Die klassischen Verwaltungsgebäude mit langen Fluren und Einzelbüros hierzulande können erst nach und nach in Großraumbüros umgewandelt werden.
Repräsentative Chefbüros
Dass mit der Zunahme von Großraumbüros allmählich alle Einzelbüros – und auch das repräsentative Chefbüro – verschwanden, ist ein Irrglaube. „Nach wie vor existiert in Unternehmen weltweit das Chefbüro, wobei der Status einer Führungskraft oft über die Größe des eigenen Büros definiert wird“, bestätigt Marc Nicolaisen, Director Customer Experience bei Steelcase. Allmählich rückt allerdings eine neue Generation von Vorgesetzten nach, die in der Regel einen moderneren Führungsstil pflegt: Status und traditionelle Hierarchien stehen für die Generationen X und Y eher im Hintergrund. Wichtiger sind netzwerkbasierte Strukturen und informeller Austausch auf Augenhöhe.
Wohlbefinden im Büro
Nach mehreren Jahrzehnten, in denen (Flächen-)Effizienz als oberstes Maß der Dinge galt, entstand Anfang des 21. Jahrhunderts ein Gegentrend. Vor allem Unternehmen in Deutschland erkannten, dass Großraumbüros keine Pauschallösung für besseres Arbeiten sind. Ergonomische Gesichtspunkte wurden in den Vordergrund gerückt. Auch der in dieser Zeit aufkommende Kampf um Fachkräfte spielte eine Rolle: Um die besten Talente zu gewinnen und an sich zu binden, gestalteten Unternehmen ihre Räumlichkeiten stärker als bisher unter dem Aspekt des Wohlbefindens. Beispielsweise mit privaten Rückzugsorten und flexibel nutzbaren Räumlichkeiten.
Folgen der Digitalisierung
Vor etwa zehn Jahren kam im Zuge der Digitalisierung der nächste Trend auf: Als technische Helfer wie Smartphone und Laptops zunehmend mobiles Arbeiten ermöglichten, forderten immer mehr Mitarbeiter Flexibilität ein – das Home-Office entstand. Diese Entwicklung kam erneut aus den USA: Großraumbüros erschwerten dort kreatives Arbeiten, sodass die Menschen die Chancen der Digitalisierung nutzten und ihre Arbeitsplätze nach Hause oder ins Café verlegten. Hierzulande wird Home-Office jedoch bis heute eher als Ergänzung gesehen, weniger als neue Arbeitsform wie in den USA.