Die Lichtplanung für Büros muss sich verändern. Denn Büroarbeit findet heute vor allem am Bildschirm statt, und neben Schreibtischarbeitsplätzen gewinnen informelle Bereiche für Kreativität und Austausch an Bedeutung. Was bedeutet das für die Beleuchtung? Wir sprachen darüber mit Benjamin Heine vom Leuchtenhersteller ERCO.
OFFICE ROXX: Herr Heine, inwiefern haben sich die Anforderungen an die Bürobeleuchtung in den letzten Jahren verändert?
Benjamin Heine: Grundlegend bestehen heute ähnliche Anforderungen an die Bürobeleuchtung wie vor 20 oder 30 Jahren. An erster Stelle steht nach wie vor hoher Sehkomfort: keine Blendung, ausgewogene Kontrastverhältnisse und gute Gesichtserkennung. Auf quantitativer Ebene steigen seit Jahren die Anforderungen an Energieeffizienz. An sich ist der Gedanke richtig, mit weniger Energie mehr Licht zu erzeugen. Allerdings beleuchten Planer für Menschen und nicht für Messgeräte. Ein Beispiel: Normen und Richtlinien fordern nach wie vor hohe horizontale Beleuchtungsstärken für Büroarbeitsplätze. Gearbeitet wird heute jedoch kaum mehr papierbasiert, sondern an Computern mit hinterleuchteten Monitoren. Die Sehaufgabe ist dabei eine andere. Statt einer horizontalen Beleuchtung des Tisches ist ein ausgewogenes Kontrastverhältnis zwischen Monitor und Umfeld für hohen Sehkomfort entscheidend. Dieses erreicht man zum Beispiel durch die Beleuchtung der Wände.
Was ist bei der Lichtplanung und der Auswahl der Bürobeleuchtung zu beachten?
Viele denken bei Lichtplanung an die Auswahl von Leuchten. Dabei muss zuallererst ein passendes Lichtkonzept entwickelt werden. Es gibt viele Projekte, in denen sich die Innenarchitektur von Büros nach den Aktivitäten der dort arbeitenden Menschen richtet, die Beleuchtung aber weiterhin nach tradierten Mustern geplant wurde. Der Lichtbedarf eines Büroarbeitsplatzes wurde dabei auf den gesamten Raum übertragen. Das Resultat: eine energieintensive, uniforme und kontrastarme Beleuchtung mit uninspiriertem Leuchtenraster in der Decke. Tatsächlich sollte man sich für die Auswahl der Beleuchtung auf die Nutzung einer räumlichen Situation fokussieren. Dabei hilft es, den Raum lichttechnisch entsprechend dem architektonischen Konzept zu zonieren.
Inwiefern muss sich beispielsweise die Beleuchtung am Schreibtisch von jener in einem Soft-Seating-Bereich für informelle Gespräche unterscheiden?
Wenn man sich unterschiedliche Büroarchitekturen ansieht – vom Konzept des Action Office bis zu jüngsten Modellen, die mobiles Arbeiten unterstützen – lassen sich fünf wesentliche Beleuchtungsfunktionen identifizieren. Licht im Büro kann dessen repräsentierenden Charakter stärken, die Nutzer und Besucher leiten, die Konzentration fördern, die Kommunikation unterstützen und Abwechslung bieten.
Im Bereich der Arbeitsplätze zum Beispiel bestehen hohe Anforderungen an den Sehkomfort. Vertikale Beleuchtung und eine individuelle, aufgabenbezogene Helligkeit am Arbeitsplatz bilden hier die Grundlage für lang anhaltende Konzentration und produktives Arbeiten. Im persönlichen Gespräch mit Kollegen kommt es zudem auf gute Gesichtserkennung an. Hier sind hohe zylindrische Beleuchtungsstärken erforderlich – also Licht, das eine harmonische Helligkeitsverteilung im menschlichen Gesicht erzeugt. Neben herkömmlichen Arbeitsplätzen bieten jedoch immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern Orte der Inspiration an, die einen Perspektivwechsel ermöglichen. Anregendes Akzentlicht erzeugt intime Zonen zum Nachdenken und für intensiven, kreativen Austausch.
Vielen Dank für das Gespräch.
Benjamin Heine |