Oft ist der Feel-Good-Manager als Mitarbeiterbespaßer verschrien. Zu Unrecht. Monika Kraus-Wildegger von GOODplace zeigt, dass er eine essenzielle Bedeutung in einer sich wandelnden Arbeitswelt hat.
OFFICE ROXX: Frau Kraus-Wildegger, was macht ein Feel-Good-Manager?
Monika Kraus-Wildegger: Zunächst setzt er ein Signal, dass die Geschäftsführung auf die Mitarbeiter zugeht. Bislang haben Unternehmen oft flexible Arbeitszeiten erlaubt, aber Kernarbeitszeiten beibehalten. Die Geschäftsleitung glaubte dann, sie sei sehr modern. Beim Feel-Good-Management geht es darum, wirklich zu wissen, was die Mitarbeiter brauchen. Beispielsweise kann dann herauskommen, dass man keine flexiblen Arbeitszeiten einführen muss, wenn es noch Kernarbeitszeiten gibt. Gerade unter Programmierern sind viele vom Biorhythmus her Eulen. Die möchten erst um 12 Uhr mit der Arbeit anfangen, denn ihr Leistungshoch liegt am späten Nachmittag. Sie haben dann auch kein Problem, bis 20 Uhr zu arbeiten. Wenn man den Mitarbeitern diese Flexibilität gibt, sind sie unglaublich engagiert. Das lohnt sich auch für die Unternehmen.
Was folgt im nächsten Schritt, nach dem Zuhören?
Der Feel-Good-Manager priorisiert, natürlich in Absprache mit der Geschäftsführung. Und er schiebt an. In klassischen Unternehmen sind oft tolle Ideen da, die nicht umgesetzt werden. Ganz wichtig ist aber, dass der Feel-Good-Manager nicht der Kümmerer vom Dienst ist, sondern die Verantwortung den Mitarbeitern überträgt. Dahinter steht das Bild eines selbst handelnden und engagierten Mitarbeiters. Wenn es beispielsweise regelmäßige Frühstücksrunden im Unternehmen gibt, schaut er, dass sich Mitarbeiterteams darum kümmern. Das setzt auch einen Wettbewerb zwischen den Teams in Gang. So wird vermieden, dass die Mitarbeiter in eine passive Konsumhaltung verfallen. Dies stärkt das Gemeinschaftsgefühl und ganz nebenbei die Vernetzung sowie den Wissenstransfer über Team- und Abteilungsgrenzen hinweg.
Ist Feel-Good-Management nur ein Hype?
Nein, denn ein Vierklang aus Treibern wirkt auf die Unternehmen ein: der Wandel zur Wissensgesellschaft, die Digitalisierung, der demografische Wandel und ein Wertewandel, durch den jede Altersgruppe das Bewusstsein hat, dass die Arbeit Teil der Lebenszeit ist. Das Feel-Good-Management 4.0, von dem wir sprechen, dient in diesem Umfeld dazu, eine menschzentrierte Arbeitskultur aufzubauen. Denn wenn das Wissen im Kopf der Mitarbeiter ein wichtiger Produktionsfaktor ist, ist es mehr als klug, den Mensch mit seinen Bedürfnissen wahrzunehmen. Diese menschzentrierte Arbeitskultur basiert auf den vier Werten der Digitalisierung: VOPA. Vernetzung, Offenheit, Partizipation, Agilität.
Birgt das Feel-Good-Management Risiken?
Eine Gefahr ist, dass es auf Well-Being beschränkt bleibt, auf Massagen, Obstkörbe und Kickertisch. Wenn man als Feel-Good-Manager so startet, kommt man in die Rolle der guten Seele, des Dauerkümmerers. Das ist für den Feel-Good-Manager und für die Mitarbeiter unbefriedigend. Etwa, wenn sie Bedürfnisse kommunizieren, die über das reine Well-Being hinausgehen, diese aber nicht gehört werden. Kürzlich wurde über einen Computerspieleentwickler [Goodgames, Anm. d. Red.) berichtet, der über Feel-Good-Management versuche, die betriebliche Mitbestimmung zu umgehen. Da gerät Feel-Good-Management in eine Feigenblattfunktion.
Mein Appell ist daher: Es geht beim Feel-Good-Management um eine menschzentrierte Arbeitskultur, die sich nicht auf Knopfdruck schaffen lässt. Das benötigt Zeit. Deshalb sollten Firmen schon jetzt damit beginnen und von jenen Unternehmen lernen, die es schon tun. Denn, der massivste Treiber des Wandels, die digitale Transformation, hat nahezu schon die Hälfte aller Unternehmen erfasst.
Vielen Dank für das Gespräch
Die Fragen stellte Dr. Sebastian Klöß