Das Büro durchlebt einen grundlegenden Wandel. Es erhält neue Funktionen und steht vor neuen Herausforderungen. Das Beratungs- und Planungsstudio loop aktiviert Orte und entfesselt deren Potenzial. In seiner hier beginnenden Kolumne teilt es Eindrücke und gibt wertvolle Anstöße. Es beginnt Dr. Sandra Breuer.
Wir möchten Sie einladen, sich in diesem Jahr mit uns auf die Reise zu guten Orten zu begeben. Wenn wir von gut sprechen, meinen wir nicht zuvorderst schön. Was gute Orte ausmacht und wie man Orte aktivieren kann, dazu möchten wir in dieser Kolumne Impulse geben.
Das Büro ist ein Ort, über den aktuell teilweise sehr emotional diskutiert wird. In den vergangenen Jahren, insbesondere während der Lockdown-Phasen der Pandemie, haben wir erlebt, dass der überwiegende Anteil der Wissensarbeitenden einen Großteil ihrer Arbeit außerhalb des Büros erledigen kann. Funktional gibt es kaum einen Grund für eine Rückkehr ins Büro. Nicht zu unterschätzen in der Diskussion um die Frage nach Rückkehr ist jedoch die Bedeutung des Ortes Büro an sich.
Für viele Mitarbeitende ist der Sinn und Zweck des Büros nicht (mehr) klar. Es ist an der Zeit, dass die Arbeitgeber den Zweck des Arbeitsplatzes (besser) definieren und authentisch kommunizieren. Das Warum des Ortes Büro ist essenziell, wenn es darum geht, Menschen ins Büro zu holen. Da jedoch die funktionale Notwendigkeit des Büros nicht mehr gegeben ist, beantwortet sich die Frage nicht leicht. Ein Narrativ kann hier unterstützen: Soll das Büro ein Marktplatz, eine Werkbank, ein Retreat sein? Ein Ort für alle? Ein Ort für alles? Wenn Zweck und konkrete Funktion für die jeweiligen Nutzer abgestimmt sind, werden wesentliche Grundvoraussetzungen für ein gutes Büro erfüllt.
Viele Büros waren schon vor der Pandemie nicht mehr zeitgemäß – sie hielten nicht mit der Digitalisierung Schritt. Heute, nach der Pandemie, funktionieren diese Büros noch weniger. Trotz vieler gelungener Beispiele von neuen Büros sind doch viele andere Büroflächen in ihrer Entwicklung vor Jahrzehnten stehengeblieben. Mit dem Wunsch nach Rückkehr erwartet man also, dass Menschen an einen Arbeitsplatz zurückkehren, der sie nicht (mehr) unterstützt und meist auch emotional nicht anspricht. Ein Ort, der einfach kein gutes Nutzungserlebnis verspricht.
Was sind die Elemente, die erforderlich sind, um aus einem Büro einen guten Ort zu machen, um einen ansprechenden, unterstützenden und effizienten Arbeitsplatz zu schaffen? Grundlegend ist eine konsequente Ausrichtung an den funktionalen Anforderungen sowie den emotionalen und sozialen Bedürfnissen der Nutzenden. Was sie wie tun und was sie dafür brauchen, um es gut zu tun, wird selten detailliert analysiert und ausgewertet. Während vor der Pandemie noch tätigkeitsbasierte Bürokonzepte entwickelt und mit ansprechendem Design umgesetzt wurden, scheint es heute oft nur um punktuelle Maßnahmen mit möglichst auffälligem Design zu gehen. Ein Gesamtkonzept, das auf einer fundierten Analyse basiert, ist oft nicht erkennbar.
Dabei ist heute mehr denn je Vielfalt im Angebot und breite Auswahlmöglichkeiten für unterschiedliche Aufgaben und Tätigkeiten sind notwendig. Welche Art Raum brauche ich für welche Art der Produktivität? Selbst wenn der Weg ins Büro für viele vor allem durch interaktive und persönliche Formate motiviert ist, so sind oftmals auch weite Teile des Tages im Büro durch geplante Kommunikation (aka Videocalls) geprägt. Eine konzeptionelle Antwort auf diese Anforderung steht in den meisten Büros aus. In offenen Flächen fehlen Rückzugsmöglichkeiten, in verzimmerten Strukturen bietet nur das Einzelbüro eine adäquate Situation. Ähnliches gilt für Deep Work, also in Ruhe allein zu arbeiten. Das will oder kann nicht jeder im Homeoffice.
Das Nutzererlebnis sollte jedoch nicht rein funktional, sondern ebenso sinnlich-emotional und/oder sozial sein. Als soziale Wesen suchen Menschen Zugehörigkeit und Identifikation. Eine (Kaffee-) Küche mit der berühmten „Lagerfeuer-Atmosphäre“ gehört heute zur Basisausstattung. Es ist jedoch festzustellen, dass selten eine durchgehend hohe Gestaltungsqualität in den unterschiedlichen Arbeitssettings umgesetzt wird. Insbesondere ist es die Qualität der klassischen Arbeitsplätze, der Besprechungs- und Workshopräume, die Büros zu guten Orten machen. Gestaltung und Ausstattung dieser sollten Haltung, Selbstverständnis und Stimmung der Organisation authentisch unterstützen. Dann wird sich der Weg ins Büro vielleicht wieder lohnen.
Gute Orte sind magisch. Und das Ergebnis harter Arbeit. Gute Büros fallen nicht vom Himmel. Sie zu realisieren braucht Mut, Klarheit und Geduld.