Unzählige Anbieter tummeln sich auf dem Markt für Onlinedatenspeicherlösungen. In unserer Marktübersicht vergleichen wir Cloud-Lösungen für den Businessbereich. Und Philipp Lienert versucht, ein wenig Licht in den dichten Wolkenhimmel zu bringen.
Statt stationäre, eigene Geräte zu verwenden, greifen immer mehr Unternehmen bei der Datenspeicherung auf die Lösungen von Cloudanbietern zurück. Auf angemieteten Serverplätzen können sie ihre Daten in passwortgeschützten Umgebungen speichern, zur Verfügung stellen sowie Software – wie Office-Programme oder Datenbanken – ausführen und verwalten. Diese Auslagerung unternehmensinterner Ressourcen hat handfeste Vorteile, allen voran Mobilität und Verfügbarkeit: Auf die Daten und Programme in der Cloud kann jederzeit, überall und mit beliebigen Endgeräten zugegriffen werden. Zudem sinken die Kosten für eine eigene IT-Infrastruktur beträchtlich, der Aufwand für die Wartung wird geringer und die Einbindung neuer Anwendungen ist einfacher. Außerdem besteht die Möglichkeit, auf benötigte Anwendungen auch in der Cloud zurückzugreifen, dann als SaaS (Software as a Service). Hier entfallen Installations- und Updateprozesse sowie teure Lizenzgebühren.
Soll und Haben
Ein Vorteil der Cloud ist zugleich auch ihre Achillesferse: die Sicherheit. Auf der Haben-Seite ist zu verbuchen, dass Daten nicht durch Computerprobleme, Umwelteinflüsse wie Wasserschäden oder den Verlust des Gerätes verloren gehen können. Cloudanbietern steht eine Vielzahl an Rechnern zur Verfügung, auf denen die Daten verteilt sind – so ist der Kunde gegen Datenverlust gut abgesichert. Durch Echtzeit-Synchronisation zwischen Endgerät und Cloud ist ein manuelles Backup der Daten nicht mehr nötig. Den Nachteil stellt der Datenschutz dar, der durch wiederholte Hacks von Clouds und deren Daten (wie etwa bei Sony) sowie die NSA-Enthüllungen durch Edward Snowden infrage gestellt wird.
Sicherheit der Cloud
Daher ist gerade für Businesslösungen die Frage nach dem Sicherheitslevel entscheidend. Es sollte vorab geklärt werden, welche gesetzlichen Regelungen für den jeweiligen Anbieter gelten und nach welchen Standards die Dienstleistung zertifiziert wurde. ISO 27001 gewährleistet etwa, dass die Systeme zur Datenwiederherstellung jedes Jahr von unabhängigen Gutachtern neu überprüft werden. Schutz vor Spionage und Datenraub bieten europäische Anbieter durch die Europäische Datenschutzrichtlinie – bei ihnen sind deutsche Kunden durch das deutsche Datenschutzgesetz abgesichert, dessen Niveau über dem anderer Länder wie den USA liegt. Zusätzlich sollten alle Daten, die in die Cloud wandern, verschlüsselt werden: Die Basis aller Cloudsicherheit stellt eine SSL-Verbindung zum Server oder eine Sicherung per Advanced Encryption Standard (AES) dar. Zudem sollten Businesskunden darauf achten, dass die Daten auch auf den Servern verschlüsselt werden.
Kriterien für Businesskunden
Nicht nur bei Fragen der Sicherheit muss eine Cloud für Businessanwender höheren Anforderungen genügen als bei Privatanwendern, auch die Verfügbarkeit spielt eine große Rolle. Dabei sollte auf eine Offlineverfügbarkeit von Dokumenten in Kombination mit einer guten Synchronisierungsfunktion geachtet werden – was ein Weiterarbeiten sowohl bei Ausfällen des Internets als auch bei Außendienstterminen ermöglicht. Die Verfügbarkeit des Clouddienstes selbst meint das Verhältnis von tatsächlicher Nutzungszeit zur vertraglich vereinbarten Gesamtdauer. Downtimes reduzieren den Grad der Verfügbarkeit, weshalb eine hohe Mindestnutzungsdauer garantiert sein sollte. Bei einer Verfügbarkeit von beispielsweise 99,95 Prozent beträgt das Ausfallvolumen vier Stunden und 23 Minuten im Jahr. Wichtig für Businesskunden ist zudem die Skalierbarkeit, denn in einem Unternehmen können sich viele Faktoren schnell ändern: Mitarbeiter kommen hinzu, neue Computer werden gekauft oder die Webseite des Unternehmens plötzlich um das Zigfache stärker ausgelastet. Clouddienstleister sollten hier die Möglichkeit bieten, in kurzer Zeit skalieren zu können.
Preisgestaltung
Bei den Tarifen für Privatkunden spielt primär der zu nutzende Speicher in der Cloud eine Rolle. Bei den Angeboten für Businesskunden ist die Preisgestaltung uneinheitlicher, da hierbei deutlich mehr variable Faktoren eine Rolle spielen. So ist etwa die Anzahl der Nutzer zu beachten, die auf den Onlinespeicher zugreifen sollen. Ebenfalls entscheidend für die Kosten sind Aspekte wie die benötigte Rechenleistung, die gebuchten Softwarepakete oder Zusatzdienste wie Cloudhosting. Je nachdem, was aus dieser Vielzahl von Faktoren entsprechend den Bedürfnissen des Unternehmens für ein Paket geschnürt wurde, gestaltet sich der Preis. Eine einfache Übersicht ist hier kaum möglich, Businesskunden sollten sich daher maßgeschneiderte Angebote von infrage kommenden Anbietern einholen.