Die Community-Organizer von Cademi haben sich der zirkulären Transformation verschrieben. Um diese als wirtschaftliches Konzept greifbar zu machen, haben sie 10,5 Thesen formuliert. Christof Flötotto stellt sie vor.

Kreislaufwirtschaft unterstützt eine nachhaltige Entwicklung. Cademi hat 10,5 Thesen für die zirkuläre Transformation formuliert. Abbildung: Bianco Blue, Depositphotos
Das Warum – Klimawandel, CO2, EU-Regulatorik oder Greenwashing – wird an dieser Stelle vorausgesetzt. Diese Themen sind bekannt, verstanden und können überall nachgelesen werden. Hier geht es um das Wie. Im soziologischen Sinne bezeichnet „Transformation“ einen tiefgreifenden, anhaltenden und nicht-linearen Wandel einer Gesellschaft, der zu einer grundlegenden Umformung ihrer Strukturen, ihrer Politik, Wirtschaft, Kultur oder Technologie führt.
Orientierung durch moderierten Dialog
Die Herausforderung einer solchen Transformation liegt darin, dass sie systemisch geschieht – und einzelne Akteure in ihrem begrenzten Wirkungsraum oft überfordert. Um Anschlussfähigkeit herzustellen, bringt Cademi – Community & Akademie für die zirkuläre Transformation Hersteller, Dienstleister, Architekten und Real-Estate-Akteure zusammen. Ziel ist es, im moderierten Dialog Orientierung zu geben, Wissen und Perspektiven zu teilen, um Anschlussfähigkeit herzustellen und gemeinsam an einer kreislauffähigen Zukunft zu arbeiten.

Cademi wurde von Andre Hempel (Mitte) und Christof Flötotto initiiert. Mit Unterstützung durch Dr. Eva Bucherer steht Cademi seit Mai 2023 für ein gemeinsames Agieren im Zeichen der Zirkularität. Abbildungen: Daniel Cati (links), Cademi (Mitte/rechts)
Neben Herstellern und Dienstleistern zählen daher auch „Nutzer“ in Form von Corporates und öffentlichen Auftraggebern zur Cademi-Community. Ihr Fokus liegt auf der Entwicklung zirkulärer Infrastrukturen und Beschaffungsmodelle, die auf Anbieterseite die Entwicklung spezifischer Lösungen und Produkte voraussetzen. Ein prominentes Beispiel ist die zirkuläre Büromöbelausschreibung der Deutschen Bahn AG, die von Cademi begleitet wurde. Ziel war es, Nachhaltigkeit messbar und wirtschaftlich darstellbar zu machen – durch Kriterien wie Lebenszyklusanalyse, Refurbishment-Fähigkeit und Materialtransparenz.
Cademi: Katalysator der Kreislaufwirtschaft
Mit Workshops, Learning Journeys und Community-Formaten schafft Cademi praxisnahe Lernräume, in denen zirkuläre Innovationen entwickelt, getestet und umgesetzt werden. Dabei setzt die Organisation auf Kooperation über Branchengrenzen hinweg: Industrie trifft auf Logistik & IT, Architektur auf Start-up, KMU auf Konzern. Nur durch gemeinsames Handeln im Ökosystem gelingt die Transformation.
Ziel ist es, Zukunftsfähigkeit zu sichern – durch mehr Resilienz, Effizienz und Ressourcenschonung. Circular Economy ist kein ideologisches Ideal, sondern eine ökonomische Strategie, die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft stärkt.

Cademi hat bereits mehrfach das Konferenzformat „Circular Cooperation Network Days“ auf der imm cologne durchgeführt. Auf der Orgatec 2024 war #TheCircularHouse eine interaktive Plattform mit rund 50 Speakern und Ausstellern. Abbildung: Cademi
Um die Breite und Tiefe dieser Veränderung greifbar zu machen, hat Cademi 10,5 Thesen zur zirkulären Transformation formuliert. Sie fassen in pointierter, Tweet-langer Form die zentralen Eckpfeiler, Prinzipien und Spielfelder eines zirkulären Ökosystems zusammen.
Entsprechend der Natur der Transformation, die sie beschreiben, versteht Cademi die folgenden Thesen nicht als abgeschlossen oder final. Vielmehr sind sie eine wandelnde Diskussionsgrundlage, ein Gesprächsangebot – oder, wie man augenzwinkernd sagen könnte, ein Gruß aus der Küche. Wir stehen erst am Anfang einer umfassenden Bewegung, deren Dynamik und Innovationskraft in den kommenden Jahren noch deutlich an Fahrt gewinnen wird.
Die 10,5 Thesen der zirkulären Transformation
#1 Zirkularität gelingt nur im Ökosystem
Allein kannst du recyceln – aber nicht kreislaufen! Ohne das Zusammenspiel von Herstellern, Dienstleistern, Zulieferern und digitalen Plattformen bleibt Zirkularität Stückwerk. Erst in einem offenen, vernetzten Ökosystem entstehen geschlossene Stoff-, Daten- und Nutzungskreisläufe.
#2 Digitalisierung ist der Enabler der Zirkularität
Ohne Daten keine Kreise! Transparenz über Materialien, Herkunft, Nutzung und Lebenszyklen ist die Grundlage jeder Kreislaufwirtschaft. Digitale Produktpässe, Inventarisierung und Plattformlösungen machen Produkte eindeutig identifizierbar – und damit zirkulär nutzbar.
#3 Design & Geschäftsmodell: das unzertrennliche Duo
Auch Zertifikate lassen sich verbrennen! Nachhaltige Materialien allein reichen nicht. Produkte müssen modular, reparierbar und rückführbar gestaltet sein – und durch neue Geschäftsmodelle ergänzt werden. Design und Business-Strategie werden zu Partnern einer Kreislaufökonomie.
#4 Zirkularität ist keine Idealismusfrage, sondern ökonomisch notwendig
Greenwashing ist billiger – Zirkularität rentabler! Rohstoffknappheit, volatile Märkte und Lieferengpässe erhöhen den Druck. Wer Ressourcen effizient nutzt und Geschäftsmodelle diversifiziert, sichert Effizienz, Resilienz und Zukunftsfähigkeit.
#5 CO2 wird zur neuen Währung
Wer emittiert, verliert! Emissionen werden zu entscheidenden Wettbewerbsfaktoren. Unternehmen mit messbarer CO2-Reduktion verschaffen sich Vorteile bei Ausschreibungen und Kaufentscheidungen. Zirkuläre Materialien und Refurbishment-Prozesse sparen CO2 – und Kosten.
#6 Lokale Logistik & Dienstleistung
Think global, enable lokal! Globale Standards für Daten und Produkte ermöglichen lokale Umsetzung. Kurze Wege, regionale Servicepartner und adaptive Netzwerke verbinden Wirtschaftlichkeit mit Nachhaltigkeit.
#7 Der Konsumwandel treibt die Transformation
Kaufen war gestern. Nutzen ist das neue Besitzen! Nutzungsmodelle, Miet- und Servicekonzepte ersetzen Besitz. Für Unternehmen heißt das: CapEx wird zu OpEx, starre Investitionen werden zu flexiblen Lösungen.
#8 Die Circular Customer Journey ist der Schlüssel zum Erfolg
Man trifft sich immer x-mal im Leben! Zirkuläre Lösungen müssen alltagstauglich, komfortabel und wirtschaftlich sein. Zirkuläre Services und Produkte sind nicht nur ökologischer, sondern steigern Komfort, Flexibilität und Rentabilität der Anwender – und fördern langfristige Kundenbindung.
#9 Regulatorik als Motor von Innovation
Vom Getriebenen zum Treiber! ESG-Vorgaben, EU-Taxonomie und nationale Gesetze treiben die Kreislaufwirtschaft voran. Wer heute proaktiv handelt, gestaltet morgen die Standards – und gewinnt an Reputation, Kredit- und Förderfähigkeit.
#10 Zirkularität ist Open Source & Teamwork
Wer die Tür öffnet, muss nicht draußen bleiben! Zirkularität kennt keine Silos. Sie lebt vom transparenten Austausch von Wissen und der Gestaltung gemeinsamer Perspektiven. Es braucht eine neue Kultur der Kollaboration über Branchengrenzen hinweg, auf Augenhöhe, zwischen Partnern und Wettbewerbern.

Seit Sommer 2025 ist Cademi Teil des Netzwerks des Budapester Salons in Berlin-Charlottenburg, wo sich auch ihr Büro befindet. Abbildung: Ken Schluchtmann
Zirkularität braucht Storytelling
Tue Gutes – und erzähl es verdammt nochmal richtig! Sichtbare Leuchtturmprojekte inspirieren die Branchen. Gute Geschichten bringen die Bewegung von Best Practice zu Next Practice ins Rollen.
Die 10,5 Thesen zur zirkulären Transformation können auf der Website cademi.de als Poster heruntergeladen werden.





























































