Wie sieht der ideale Arbeitsplatz aus und worauf kommt es bei seiner Gestaltung an? Milena Bockstahler vom Fraunhofer IAO teilt im Interview Erkenntnisse zur Entwicklung hybrider Arbeitsformen.

Milena Bockstahler, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Bereich Organisationsentwicklung und Arbeitsgestaltung, Fraunhofer-Institut IAO. iao.fraunhofer.de. Abbildung: Fraunhofer IAO
OFFICE ROXX: Frau Bockstahler, wie, wo und wann arbeiten Sie eigentlich persönlich?
Milena Bockstahler: Ich arbeite in einem hybriden Modell, bei dem ich Büro- und Homeoffice-Tage flexibel kombiniere. Ich bin sehr gern im Büro und versuche daher, so viel wie möglich dort zu arbeiten. Mein Büro bietet den Vorteil, dass es sowohl für kollaborative als auch für konzentrierte Tätigkeiten hervorragend geeignet ist. Dies liegt vor allem an unserer aktivitätsbasierten Arbeitsumgebung, die verschiedene Arbeitsmodi unterstützt und mir ermöglicht, je nach Aufgabe den passenden Arbeitsplatz zu wählen.
Wie stellen Sie sich Ihren idealen Arbeitsplatz vor?
Der ideale Arbeitsplatz sollte vielfältige Arbeitsumgebungen bieten: offene Bereiche für Kollaboration, Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten und eine technische Ausstattung, die hybride Meetings nahtlos unterstützt. Eine inspirierende Gestaltung, wie in unserer Studie „Homeoffice Experience 3.0“, die im Rahmen des Innovationsnetzwerks Office 21 entstanden ist, beschrieben, erhöht zudem die Attraktivität. Neben der räumlichen Ausstattung sind aber vor allem die Begegnungen mit den Kolleginnen und Kollegen ganz entscheidend, da sie den sozialen Austausch und die Zusammenarbeit fördern.
Wie haben sich Arbeitsorte seit 2018 verändert? Wie die Anzahl der Bürotage und wie der Wunsch nach Homeoffice-Tagen?
Die Coronapandemie hat die Bedeutung von Homeoffice massiv gesteigert. Während 2018 Büroarbeit dominierte (15 von 20 Arbeitstagen), lag der Wert 2022 bei zehn Tagen pro Monat. Somit sind die durchschnittlichen Bürotage seit 2018 um etwa ein Drittel gesunken. Homeoffice und flexible Arbeitsmodelle sind heute deutlich verbreiteter. Der Wunsch nach einer ausgewogenen Mischung bleibt weiterhin bestehen, mit etwa 50 Prozent der Arbeitszeit im Büro und 50 Prozent mobil oder zu Hause.
Wo wird produktiver gearbeitet und wo fühlt man sich produktiver – im Büro oder im Homeoffice?
Die empfundene Produktivität hängt stark von individuellen Vorlieben und den jeweiligen Arbeitsaufgaben ab. Unsere Studie zeigt, dass es zu Beginn der Pandemie eine deutliche Präferenz für das Homeoffice gab: 39 Prozent der Befragten fühlten sich zu Hause produktiver, während 18 Prozent das Büro bevorzugten. Im Jahr 2022 zeigt sich jedoch ein differenzierteres Bild: 34 Prozent der Befragten empfinden das Homeoffice als produktiver, 25 Prozent sehen ihre Produktivität im Büro höher und 41 Prozent empfinden keinen Unterschied.
Was motiviert die Menschen, ins Büro zu kommen?
Die Studie zeigt, dass soziale Interaktion der wichtigste Anreiz für die Arbeit im Büro ist. Weitere Gründe sind das Erleben der Unternehmenskultur, der Teamspirit und der informelle Austausch. Gute technische und ergonomische Ausstattung spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Welche Gründe halten Mitarbeitende davon ab, ins Büro zu gehen?
Der Hauptgrund ist laut der Studie das Einsparen von Pendelzeit – 71 Prozent der Befragten nannten dies als entscheidenden Faktor. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sorge, sich im Büro nicht ausreichend konzentrieren zu können. Darüber hinaus fühlen sich etwa 28 Prozent der Befragten im Büro oft alleine, weil Kolleginnen und Kollegen nicht vor Ort sind.
Welche Empfehlungen geben Sie für die Gestaltung zukunftsfähiger Arbeitsumgebungen?
Wir empfehlen großzügige, flexible Büroflächen, die sowohl soziale Interaktion fördern als auch gleichzeitig genügend Rückzugsmöglichkeiten bieten. Wichtig sind ebenfalls moderne technische Lösungen für hybride Meetings und ein inspirierendes Design.
Vielen Dank.
Die Fragen stellte Aavin Ahmad.