Die Komplexität nimmt in unserer Welt eher nicht mehr ab. Wir können aber lernen, damit umzugehen und die positiven Dinge für uns daraus abzuleiten bzw. zu nutzen. Die Expertin für Culture-Change Susanne Busshart stellt zehn Office-Trends vor, die in den nächsten zwölf Monaten von Bedeutung sein dürften.
#1 Führung reloaded
Hybrides Arbeiten verlangt von Führungskräften neue Methoden , die es zu lernen und weiterzuentwickeln gilt. Es bedarf klarer Rahmenbedingungen. Führung verändert sich dabei nicht nur im Großen, sondern mit jedem neuen Teammitglied, mit jedem Kunden, der kommt oder geht, und auch mit den zahlreichen gesellschaftlichen Veränderungen, die wir deutlich spüren. Aktuell muss transformative Führung verstärkt weiterentwickelt werden, um sich immer wieder den neuen Gegebenheiten anpassen zu können.
#2 Flexibilisierung
Arbeits- und Berufsleben wachsen zusammen. Gleichzeitig kommt es zu mehr Flexibilisierung. Arbeitsverhältnisse werden tendenziell kürzer. Wer nicht wechselt, gilt als unflexibel. Frei zu arbeiten scheint immer spannender zu werden und viele Mitarbeitende arbeiten gern für verschiedene Arbeitgeber, um mehr Perspektiven zu bekommen. Der Trend zu mehr Jobs, zum „Freifühlen“, ist ungebrochen. So rückt auch der Arbeitsort mehr in den Fokus oder mehr in den Hintergrund – wie man es sehen möchte.
#3 Digitalisiert – und jetzt?
Ist es noch sinnvoll, über Digitalisierung zu sprechen? Oder ist das nicht einfach der ganz normale Fortschritt? Sind nicht so langsam eher die Konsequenzen interessant, die sich ergeben? Jetzt geht es um Ergebnisse, um Anpassung und um Neubeginn. So wird zum Beispiel in Südtirol viel ausprobiert, die nordischen Länder zeigen neue Modelle auf und Deutschland spricht wieder mehr über Grundeinkommen. Es entwickeln sich neue Produkte und bessere Dienstleistungen.
#4 Büro wird wieder sexy
Arbeitsumgebungen konkurrieren jetzt mit dem Lieblingsplatz des Mitarbeitenden, ob zu Hause, im Coworking Space oder wo auch immer auf der Welt. Es kann eigentlich kein Luxus mehr sein, innovative, moderne Bürokonzepte zu verwirklichen. Aufenthaltsqualität nimmt an Wichtigkeit zu. Langsam trauen sich Unternehmen mehr, werden mutiger. Und sie erkennen den Sinn hinter den Trends zu Düften oder bunten Wänden. Das Ansprechen der verschiedenen Sinne macht das Office erst wirklich sexy.
#5 Ambivalente Haltung zu New Work
New Work ist nicht mehr „nice to have“, sondern sollte unbedingt umgesetzt werden. Es scheint vielen immer noch nicht klar zu sein, dass es sich bei New Work um Haltung handelt und nicht um ein Buzzword. Es gibt immer noch zu viele Unternehmenslenker, die New Work als Kern ihres Wirkens darstellen und dann aber auf den Tisch hauen und sagen, dass es so gemacht wird, wie der Chef es will. Ich denke, es hilft, gute Beispiele zu schaffen, die zufriedene Mitarbeitende hervorbringen.
#6 Kulturbanausen – nein danke!
Wandel ist allgegenwärtig und nicht zu bremsen. So muss sich Kultur mit verändern. Das bedeutet, dass es eine Ebene geben muss, auf der die Menschen, die diese Kultur mittragen, auch eine gewisse Zeit miteinander verbringen. Fraglich für mich, ob da reine Online-Zeit reicht oder ob es nicht regelmäßig gemeinsame Face-to-face-Zeiten geben muss. Kultur hat viele Facetten und diese sind oft im Unternehmen gar nicht klar. Kultur muss also möglichst messbar werden.
#7 Nachhaltigkeit wird erwachsen
Die Kopplung von Nachhaltigkeit und Finanzdaten macht das Thema erst spannend und wirklich nachhaltig. Das bedeutet, ein Betrachten von Arbeit und Nachhaltigkeit innerhalb planetarer Belastungsgrenzen wird zu einem immer wichtigeren Thema in der Gesellschaft. Von oberflächlichen und eher kleinen Maßnahmen geht es jetzt wirklich an die Basis, geht es ans Rechnen und hoffentlich ans stärkere Umsetzen. Die Zeit drängt.
#8 Interdisziplinär hoch drei
Durch projektübergreifendes Arbeiten, firmenübergreifende Partnerschaften und viel Lernen schaffen wir stärkere Organisationen und eine bessere Strukturierung der Themen. Damit werden Geschwindigkeit und Qualität zunehmen. Die Auflösung vieler Silos und verkrusteter Strukturen sorgt für einen weiteren Push. Hierzu hat auch das Shared-Desk-Konzept beigetragen: So sitzen einzelne Abteilungen nicht mehr klassisch zusammen. Das sorgt für interdisziplinären Austausch, der uns schneller macht und inhaltlich nach vorne bringt.
#9 Green is beautiful – und gesund
Es gibt kaum noch neue Raumprojekte, die ohne bunte Wände, Pflanzen und das Einbeziehen der Sinne umgesetzt werden. So wird unser Raum im Büro immer mehr dem unseres Privatlebens angeglichen. Hier schließt sich der Kreis: Wir möchten schließlich nicht nur privat im schönen Umfeld leben und arbeiten, sondern auch im Büro durch ein attraktives Ambiente in der Lage sein, unser bestes Ich nach vorne zu bringen, effizient zu arbeiten und uns vor allem wohlzufühlen. Da helfen Naturmaterialien und Pflanzen.
#10 Slow Work
Im Privaten sprechen wir schon längst von Entschleunigung. Achtsamkeit ist seit Jahren in aller Munde. Das soll jetzt auch auf das geschäftliche Umfeld übertragen werden. Kein Aktionismus mehr, sondern das Konzentrieren auf das Wesentliche. Der Blick auf den Sinn, den Purpose, rückt immer mehr in den Mittelpunkt der Effizienzdiskussion. Achtsamkeit wird zu einem der wichtigsten Begriffe rund um „Future of Work“.
Susanne Busshart, Begleiterin für Change und digitale Transformation, |