Home-Office boomt. Doch in den offiziellen Richtlinien zum Datenschutz ist immer noch vom Telearbeitsplatz die Rede. Der Senior Consultant für Datenschutz bei DataGuard, Andreas Riehn, gibt neun Empfehlungen für Arbeitgeber, wie Daten selbst im Home-Office sicher sind.
#1: Verantwortung übernehmen
Wichtig zu wissen: Die Verantwortung für den Datenschutz liegt beim Unternehmen selbst. Arbeitgeber können diese Verantwortung nicht delegieren, indem sie Mitarbeitern das Home-Office ermöglichen. Kommt es zu einer Datenpanne, müssen die Unternehmen die Konsequenzen tragen.
#2: Vereinbarungen treffen
Idealerweise sollten Arbeitgeber bereits eine schriftliche Vereinbarung über die Ausgestaltung der Arbeit im Home-Office mit ihren Mitarbeitern getroffen haben, bevor diese ihren ersten Arbeitstag außerhalb des Büros verbringen. In jedem Fall sollte eine Verschwiegenheitserklärung enthalten sein, die eventuell auch weitere Haushaltsmitglieder umfasst.
#3: Berufliches und Privates
Die beste Lösung für Mitarbeiter im Home-Office ist ein abschließbares Arbeitszimmer. Wo diese Möglichkeit nicht besteht, sollte mindestens der Bildschirm gegen Blicke geschützt sein. Hier helfen Blickschutzfilter oder Folien. Soft- und Hardware wie Laptop und gängige Office-Programme sollten vom Arbeitgeber gestellt werden.
#4: Verschlüsselung der Daten
Das Thema Verschlüsselung im Home-Office beginnt bei der Internetverbindung: Eine offene WLAN-Verbindung ist komfortabler, ein LAN-Netzwerk jedoch wesentlich sicherer. Verschlüsselt werden sollte aber auch die Festplatte des Arbeitsrechners selbst.
#5: Datenmüll vermeiden
Was für die Umwelt gilt, ist auch im Datenschutz richtig: Müllvermeidung ist besser als Mülltrennung. Als Datenmüll gelten etwa unnötige Dateien und Kopien auf anderen Datenträgern: Personenbezogene Daten sollten so wenig wie irgend möglich verarbeitet werden, dazu verpflichtet die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).
#6: Clean Desk
Was im Büro gilt, ist auch im Home-Office sinnvoll. Mitarbeiter sollten im Sinne des Clean-Desk-Gedankens ihren Schreibtisch zum Feierabend so aufräumen, dass sie am nächsten Morgen sofort mit der Arbeit beginnen können. Es verbietet sich von selbst, Ausdrucke mit sensiblen Daten offen herumliegen zu lassen.
#7: Maßstab anlegen
Angesichts des Ausbruchs von Covid-19 sind Regierungen, Aufsichtsbehörden, Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Improvisation gezwungen. In Zeiten von Corona kann die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers gegenüber seiner Belegschaft eventuell schwerer wiegen als der Datenschutz, wenn es beispielsweise um die Frage geht, ob ein Arbeitnehmer in seiner Freizeit Risikogebiete besucht hat.
#8: Kontrolle behalten
Die Arbeit im Home-Office setzt einen Vertrauensvorschuss des Arbeitgebers voraus. Kleinliche Kontrollanrufe sind wenig sinnvoll. Dennoch hat der Arbeitgeber eine Verantwortung für den Datenschutz im Home-Office und sollte sich daher Kontrollmöglichkeiten wahren.
#9: Vorfälle kommunizieren
Falls trotz aller Vorkehrungen zum Datenschutz im Home-Office Datenpannen auftreten, ist eine offene und ehrliche Kommunikation das oberste Gebot. Der Arbeitnehmer sollte wissen, auf welchem Weg er seinen Arbeitgeber über relevante Vorfälle informieren kann. Nicht jede Datenpanne ist dann auch für den Arbeitgeber meldepflichtig.
Andreas Riehn,Senior Consultant für Datenschutz, |