Tische, Stühle, Leuchten – Büroeinrichtung lässt sich sowohl leasen als auch mieten. Wir wollten wissen, wie das funktioniert, und was das konkret kostet. Von ihren Erfahrungen berichten Robert Nehring und Martin A. Völker.
Beim Berliner Start-up Lendis lässt sich ein aus Bürodrehstuhl und Schreibtisch bestehender Arbeitsplatz schon für 15 Euro im Monat mieten. Das klingt wirklich günstig. Aber kann eine gemietete oder geleaste Büroeinrichtung wirklich eine Alternative sein?
Einrichtung für fünf Personen
Wir wollten es wissen und baten als Verlag um Angebote für ein durchschnittliches Fünf-Personen-Büro. Erfahren wollten wir von zwei Mietanbietern, zwei Fachhändlern in unserer Nähe, zwei großen Onlinehändlern und fünf Leasingunternehmen, was folgende Positionen gemietet oder geleast bei ihnen kosten würden:
- 5 ergonomische Büroarbeitsstühle,
- 5 Sitz-Steh-Tische (Arbeitsfläche circa 160 x 80 cm),
- 5 LED-Stehleuchten mit Direkt/Indirekt-Licht,
- 5 verschließbare Rollcontainer,
- 5 Regale (jeweils circa 80 x 180 cm),
- 1 Konferenztisch (etwa 100 x 220 cm) und
- 6 Konferenzstühle.
Für Leasinganbieter sind solche Einzelpositionen nachrangig. Sie benötigen für ihr Finanzierungsangebot nur die vom Lieferanten der Wahl – das ist in der Regel der Fachhändler vor Ort oder ein Onlineanbieter – berechnete Summe der Investitionen. Ihnen haben wir jeweils eine Summe von 16.500 Euro netto genannt.
Außerdem erbaten wir von allen Anbietern Informationen über Lieferzeitraum, Aufbau, steuerliche Absetzbarkeit, Rückgabe, Kaufoption und ggf. Bearbeitungsgebühr.
Was dann passierte
Als Frist für die Abgabe der Angebote setzten wir acht Werktage. Wir waren positiv überrascht, dass bereits nach fünf Werktagen fast alle Angebote in unserem Posteingang lagen. Das schnellste Angebot stammte vom Online-Vermieter Alvero – es lag nach rekordverdächtigen 23 Minuten vor.
Von drei Leasinganbietern wurden wir bei unseren Stichproben enttäuscht: Auf das Angebot der Deutschen Leasing mussten wir lange warten. Nachdem wir zwei Wochen nach Ablauf unserer Frist nachhakten, erhielten wir das gewünschte Angebot dann allerdings innerhalb von nur drei Stunden. Die Firma FLC Furniture – bei jeder Google-Suche zum Thema „Büromöbel mieten“ damals sofort ins Auge springend – teilte uns mit, dass sie diesen Bereich gerade schließe. Und die VR Smart Finanz ließ uns wissen, für Nicht-Volksbankkunden könne ein Angebot erst dann erstellt werden, wenn sich der Geschäftsführer in einer Volksbankfiliale persönlich legitimiere und Handelsregisterauszug wie Gesellschaftervertrag vorlege. Zu kompliziert für uns – wir verzichteten.
Kurios fanden wir die Reaktion der SSI Schäfer Shop GmbH. Wenige Tage nach der Anfrage stand ein regionaler Handelsvertreter vor unserer Tür. Er machte uns ein Kaufangebot für 6.671 Euro und versicherte uns, dass eine Finanzierung unterhalb von 10.000 Euro für sein Unternehmen keinen Sinn mache.
Die beiden angefragten Fachhändler in unserer Nähe sendeten uns gleich Angebote von Leasingunternehmen mit. Raumhaus schickte uns eines von abcfinance, Schandert von MMV. Abcfinance hatten wir auch direkt angefragt, offenbar aber aufgrund dieser Dopplung von ihnen kein separates Angebot erhalten.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Erfreulicherweise entsprachen alle uns angebotenen Einrichtungsgegenstände unseren Vorgaben. Als weniger erfreulich empfanden wir, dass kaum jemand explizit auf die erbetenen Zusatzinformationen hinsichtlich Aufbau, Rückgabe, steuerlicher Absetzbarkeit etc. einging. Diese ergeben sich jedoch meist aus den AGB. Unsere Lieblingspassage aus dem Kleingedruckten fand sich bei Alvero: Mit der Auftragserteilung würden wir die Miet-, Liefer- und Zahlungsbedingungen akzeptieren, die „unter der Nummer 3437 bei der Handelskammer Breda“ hinterlegt seien. Wir verzichteten auf die kostenlose Zusendung eines Exemplars.
Unterschiede gab es erwartungsgemäß bei Qualität und Preis der Objekte. Die Gesamtkosten betragen in unserer Übersicht von 12.000 Euro (drei Jahre mieten bei Lendis) bis 28.000 Euro (sieben Jahre leasen bei abcfinance). Auch die jeweils empfohlene Laufzeit war mit 24–36 Monaten beim Mieten, 48–72 Monaten beim Mietkauf und 60–84 Monaten beim Leasen sehr unterschiedlich. Die monatlichen Raten kosten bei unseren Marktbeispielen abhängig von Objektwert und Laufzeit 344–580 Euro (Mieten), 249–385 Euro (Mietkauf) und 161–334 Euro (Leasen).
Interessant war zu sehen, was die Anbieter für ihren Service berechnen. Zieht man den Objektwert von sämtlichen Kosten inkl. Gebühren ab, zeigen sich Beträge von sieben bis 19 Prozent vom jeweiligen Objektwert beim Leasen sowie von 13 bis 22 Prozent beim Mietkauf.
Unterschiede zeigten sich auch bei der angegebenen Lieferzeit. Sie bewegt sich zwischen ein bis zwei und acht bis neun Wochen. Außerdem verlangen einige Anbieter eine einmalige Bearbeitungsgebühr von bis zu 200 Euro.
Für wen sich was eignet
Mieten, Mietkauf und Leasen haben den Vorteil, die Liquidität eines Unternehmens zu schonen. Es gibt keine einmaligen großen Anschaffungskosten. Beim Mietkauf wird der Vertragsnehmer am Ende der Laufzeit Eigentümer der überlassenen Objekte. Dies kann eine Voraussetzung sein für Zulagen, Subventionen und Ähnliches. Mieter und Leasingnehmer dagegen werden nicht Eigentümer der Nutzungsgegenstände. Die rechtliche Situation und Verteilung von Rechten und Pflichten ist bei ihnen dennoch verschieden. Mieter müssen sich nicht um die Versicherung oder Wartung des Mietgegenstandes kümmern, das ist Sache des Vermieters. Gewährleistungsansprüche gegenüber einem Hersteller liegen beim Vermieter bzw. Eigentümer. Der Vermieter preist seine Aufwendungen ein. Der Leasingnehmer verpflichtet sich hingegen, die Versicherung sowie Wartungs- und Instandsetzungsleistungen des geleasten Objekts zu übernehmen. Er haftet für alle Risiken, die vom Leasinggegenstand ausgehen.
Grundsätzlich scheinen nach den Angeboten in unserer Übersicht sowohl Leasing und Mietkauf als auch die Miete gute Alternativen zum Kauf zu sein. Durchschnittliche Raten von 161 bis 580 Euro sollten für die meisten Unternehmen zu stemmen sein. Bei Unternehmen, in denen Firmenwagen geleast werden, passt vielleicht auch das Einrichtungsleasing ins Konzept. Start-ups, die nicht wissen, ob sie in zwölf Monaten noch am Markt sind, fahren aufgrund der hohen Flexibilität mit dem Mietmodell sehr gut. Die günstigste Lösung bleibt aber in der Regel der normale Kauf. Denn die Leihanbieter müssen an ihrem Service auch verdienen.