Vor beinahe genau einem Jahr ist David Wiechmann zum Vorsitzenden des Deutschen Netzwerk Büro e. V. gewählt worden. Wir sprachen mit ihm über das Netzwerk und darüber, wohin die Reise im Büro gehen könnte.
OFFICE ROXX: David, seit wann bist du eigentlich schon Mitglied im Deutschen Netzwerk Büro?
David Wiechmann: Gute Frage. Ich glaube, ich bin mit der Mensch&Büro-Akademie etwa 2010 eingetreten. Kann auch früher gewesen sein.
Wie ist das Netzwerk entstanden, und welche Ziele verfolgt es heute?
Das DNB ist eine Nachfolgeorganisation eines Initiativkreises zum Themenbereich Büroarbeit, der 2004 vom Bundesarbeitsministerium ins Leben gerufen wurde. Unser Ziel ist es, gute und gesunde Büroarbeit zu fördern – insbesondere vor dem Hintergrund einer sich rasant verändernden Arbeitswelt. Das machen wir im Wesentlichen durch die Verbreitung von interdisziplinärem Wissen auf Veranstaltungen, durch Broschüren und praktische Handlungsempfehlungen sowie durch den Check „Gute Büroarbeit“, mit dem Unternehmen und Organisationen sich selbst eine kleine To-do-List für ihre eigenen Herausforderungen erarbeiten können.
Wie viele Mitglieder gibt es, und aus welchen Bereichen kommen sie?
Das DNB hat ungefähr 60 Mitglieder. Neben wichtigen staatlichen Institutionen wie dem Bundesarbeitsministerium oder der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und einigen Verbänden wie dem Industrieverband Büro und Arbeitswelt oder dem Zentralen Immobilienausschuss ZIA gehören diverse Unfallversicherungsträger wie die Verwaltungsberufsgenossenschaft dazu. Außerdem Medienhäuser und Fortbildungsanbieter sowie eine breite und interdisziplinäre Palette an Fachberatern, Herstellern und sonstigen Dienstleistern mit ihrer Praxisexpertise. Das reicht vom Fraunhofer IAO über Planungsgesellschaften, Softwareanbieter, Büromöbelhersteller, Ergonomie-Experten bis hin zu Lösungsanbietern rund um Raumluft und Büroakustik.
Was hat man von einer Mitgliedschaft?
Der Mehrwert – insbesondere für Anbieter von Lösungen, in welchem Bereich der Büroarbeit auch immer – liegt einerseits im direkten Kontakt zu den staatlichen Institutionen und den interessanten Informationen und Themen, die man dort aufschnappen kann. Andererseits bieten die zahlreichen umgesetzten Projekte, teilweise mit staatlicher Grundförderung, eine hervorragende und kostengünstige Plattform, sich und seine Dienstleistungen einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Am 6. November 2018 bist du zum Vorsitzenden des Netzwerks gewählt worden – zunächst für zwei Jahre. Wie fällt deine Halbzeitbilanz aus?
Ich bin sehr zufrieden. Wir haben mit unseren begrenzten Ressourcen einen sehr guten Output erzeugt. Wir haben zwei Gemeinschaftsstände auf Messen organisiert, auf der Zukunft Personal Europe im September im Köln sowie jetzt gerade auf der A+A in Düsseldorf. Außerdem zwei Fachveranstaltungen zum Themenkomplex Organisation/Führung/nachhaltiges Management durchgeführt und eine umfassende Broschüre über Raumluft im Büro veröffentlicht. Das alles mit hervorragender inhaltlicher und finanziell sehr überschaubarer Unterstützung der jeweils beteiligten Mitglieder. Gleichzeitig konnten wir neue spannende Mitglieder gewinnen und auch die Kasse steht recht gut da. Das ist ja auch immer wichtig.
Was ist für 2020 geplant?
Grundsätzlich möchte ich die Mitglieder noch stärker in die Entwicklung von Projekten einbinden. Deshalb haben wir bereits im Frühjahr dieses Jahres einen Workshop veranstaltet, um mögliche Themen und Projekte für 2020 zu identifizieren. Dabei spielt natürlich die Orgatec im Oktober eine Rolle, aber nicht allein. Auf unserer Mitgliederversammlung am 19. November in Hamburg werden wir unsere Shortlist definieren.
Deine Vision vom DNB?
Das Deutsche Netzwerk Büro e. V. als gemeinnützige und neutrale Institution mit ihren zahlreichen praxisrelevanten Materialien und Methoden ist die wichtigste Anlaufstelle für alle Fragen der Büroarbeit. Es setzt Themen, vermittelt Experten und zertifiziert Fortbildungen und Produkte (wie bereits jetzt schon als Mitherausgeber des Quality-Office-Labels). Vor allem aber wird seine Expertise auch bei der Erstellung von Regeln und Normen in Anspruch genommen. Eine nicht ganz unrealistische Vision, finde ich. Ich habe ja noch ein Jahr Zeit. (lächelt)
Ehrenamtlich DNB-Vorsitzender zu sein ist nur eine von vielen Funktionen, die du bekleidest. Wo bist du noch tätig?
Selbstverständlich stehen meine Aufgaben bei Kinnarps als Director Communication + Marketing, als Leiter der Planungsabteilung und als nationaler Produktmanager absolut im Fokus meines Wirkens. Es gibt hier ja auch zahlreiche Schnittstellen mit meiner Tätigkeit als DNB-Vorsitzender. Ansonsten bin ich Vorstandsmitglied der Schwedischen Handelskammer in der Bundesrepublik Deutschland und Landesvertreter der Kammer in Rheinland-Pfalz. Aber das war es eigentlich schon – neben einigen Dingen, bei denen ich mich zudem privat engagiere.
Wie bekommst du das alles unter einen Hut?
Ich bin gut strukturiert, pflege mein Outlook und stecke mit Leidenschaft und Tiefe in all den Themen drin. Spaß an der Sache hilft enorm. So bleibt noch genug Zeit für Familie und Hobbys.
Wie sieht für dich das „Büro der Zukunft“ aus, welche Trends sollte man in den nächsten Jahren im Blick behalten?
Das „Büro der Zukunft“ wird sich weiter evolutionär entwickeln. Viele halten es für eine Revolution, was hier passiert, und versuchen revolutionär und besonders zeitgeistig zu reagieren. Aber ich bin der Meinung, dass jedes Unternehmen erst einmal auf sich selbst schauen muss: Womit verdiene ich in Zukunft mein Geld? Steht mir meine eigene Unternehmenskultur dabei im Weg, und muss ich hier ansetzen? Welche Organisationsform benötige ich, um kundenzentriert und flexibel agieren zu können? Der Raum und die Einrichtung ergeben sich dann von selbst.
Ich bin fest davon überzeugt, dass sich das Thema Co-Kreativität noch weiter entwickeln wird, und entsprechende Umgebungen dafür geschaffen werden müssen. Das beinhaltet sowohl die digitalen Werkzeuge als auch inspirierende Räumlichkeiten und die richtigen Arbeitsmittel. Hier wird es sicher noch Innovationen geben. Und auch neue Säue, die wir ein paar Monate lang sinnlos durchs Dorf treiben.
Was zählt für dich zu den größten Herausforderungen im Bürobereich?
Die größte Herausforderung besteht darin, die Menschen auf dem Weg in die neue Arbeitswelt mitzunehmen. Bedenken und Ängste ernst zu nehmen, aber doch empathische Wege zu finden, von der Notwendigkeit der Veränderung zu überzeugen und letztlich auch ein positives Kopfkino sowie Aufregung, Vorfreude, Begeisterung zu entfachen. Es lohnt sich in jeder Hinsicht.
Vielen Dank.
Die Fragen stellte Robert Nehring.