Die Beschaffung der öffentlichen Hand soll künftig nachhaltiger werden. Monika Missalla-Steinmann von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), beschreibt, wie dies gelingen kann.
Nachhaltige Beschaffung erfordert nicht nur Vorgaben von der Politik und den jeweiligen Leitungsstrukturen, sondern auch eine Sondierung des Marktes und der Anbieter nachhaltiger Produkte. Zusätzlich sind regelmäßige Schulungsmaßnahmen für die Einkäufer der öffentlichen Hand erforderlich, um Nachhaltigkeitskriterien im Einkauf zielgenau einfordern zu können. Oft geben umfangreiche Rahmenverträge die Leitlinien für Beschaffer vor, die von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) unter den Herstellerfirmen vom Produktumfang bzw. -sortiment meist nicht alleine gestemmt werden können, zumal es an Zusammenschlüssen von Herstellern nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen bislang mangelt.
Nachhaltige Beschaffung bedarf oft Erklärung
Nachhaltige, biobasierte Produkte sind oft erklärungsbedürftig. Sie können über ein standardisiertes Einkaufsprocedere nicht so einfach beschafft werden. Erst recht nicht, wenn die Anforderungskriterien an solche Produkte nicht sauber formuliert sind und entsprechende Umweltzeichen als Nachweis gelten. Auf Bieterseite stellen die Vorgaben der e.Vergabe eine weitere Hürde dar. Aber auch die unterschiedlichen Ausschreibungsportale von Bund, Ländern und Kommunen sind für KMU eine ernsthafte Herausforderung.
Dabei gibt es inzwischen eine Vielfalt an Produkten für alle öffentlichen Anwendungsfelder. Das zeigt die FNR als Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtshaft (BMEL) in ihrer „Nachwachsenden Produktwelt“ (die-nachwachsende-produktwelt.de): Mehr als 5.000 Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, die eine maßgebliche Rolle für den Klima- und Ressourcenschutz sowie die Versorgungssicherheit spielen, sind dort ausführlich beschrieben und mit Herstellerangaben versehen. Die entsprechenden anerkannten Gütezeichen werden ebenfalls erklärt.
Hürden auf dem Weg
Nach einer Marktsondierung ist es einfach, dem Produkt eine Rohstoffeigenschaft zuzuschreiben. Die Ausschreibung eines Kugelschreibers aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft ist ebenso zulässig wie die Ausschreibung einer Computermaus aus biobasiertem Kunststoff. Anders als bei einem Holzprodukt, das die nachhaltige Herkunft des Holzes durch anerkannte Gütezeichen wie von PEFC oder FSC belegen kann, ist dies bei biobasierten Kunststoffen nicht ganz so problemlos möglich, weil die Compounds bei diesen Produkten oft aus Mischungen verschiedener Rohstoffe bestehen. Der Blaue Engel verfügt mit dem UZ 200 über eine entsprechende Zertifizierung, die aber bisher kaum genutzt wird.
Auf der diesjährigen Paperworld in Frankfurt am Main gab es biobasierte und nachhaltige Produkte verschiedener Hersteller zu entdecken, die viele Aspekte eines ökologischen Wirtschaftens erfüllen und auch die entsprechenden Unterstützer auf der Seite des öffentlichen Einkaufs haben. Nun gilt es, auch die Einkaufsverantwortlichen im öffentlichen Sektor auf diesem Weg mitzunehmen.
Monika Missalla-Steinmann, beschaffung.fnr.de |