Kann die richtige Bürobeleuchtung die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden verbessern? Die Kommission für Arbeitsschutz und Normung (KAN) hat eine Übersicht zu relevanten Studien veröffentlicht.
Die KAN hat 13 Einzelstudien zur nicht-visuellen Wirkung von Licht ausgewertet. Drei davon behandelten das Licht in Büros. Eine Studie aus dem Jahr 2014 beschäftigte sich mit dem Einfluss von Fenstern und damit von Tageslicht am Arbeitsplatz. Ergebnis: Büroangestellte mit Fenster fühlten sich im Vergleich zu ihren Kollegen ohne Fenster signifikant vitaler und in ihrer Arbeitskraft weniger eingeschränkt durch körperliche Beschwerden. Außerdem gaben diejenigen mit Fenster an, über eine bessere Schlafqualität zu verfügen und unter der Woche durchschnittlich 46 Minuten länger zu schlafen. An den Wochenenden schliefen sie sogar 93 Minuten länger.
Wacher unter blauem Licht
Bereits aus dem Jahr 2008 stammt eine Studie, die sich mit der Wirkung von Lichtinterventionen befasst hat, also mit dem gezielten Austausch der Deckenbeleuchtung im Büro. Vier Wochen lang arbeitete eine Hälfte der 94 Teilnehmer unter blau angereichertem Weißlicht (Zielwert waren 17.000 K, erreicht wurden laut KAN aber nur 13.650 K), während eine Kontrollgruppe nicht blau angereichertes Weißlicht (4.000 K) erhielt. Durch die Arbeit unter dem blau angereicherten Licht wurden die Faktoren Wachheit, Gemütszustand, Arbeitsfähigkeit, Erschöpfung am Abend, Nervosität, Konzentrationsfähigkeit und Augenbeschwerden signifikant positiv beeinflusst. Außerdem reduzierte sich die Tagesmüdigkeit und die Schlafqualität wurde deutlich besser.
Veränderung der Aktivitätszeiten
Eine Studie von 2011 zeigt, dass eine Bürodeckenbeleuchtung mit erhöhtem Blauanteil im Januar/Februar zu Anpassungen von Schlaf- und Aktivitätszeiten führen kann. Während dieser Untersuchung wies die Beleuchtung 8.000 K mit 760 Lux auf. Die Studienautoren leiteten daraus ab, dass die künstliche Beleuchtung am Arbeitsplatz im Winter in Konkurrenz zum Tageslicht treten und den zirkadianen Rhythmus beeinflussen könne. Daher empfahlen sie eine dynamische Bürobeleuchtung, untersuchten deren Wirkung jedoch nicht.
Weitere Forschung nötig
Generell, so die KAN, fehle es im Bereich der nicht-visuellen Wirkung von Licht noch an aussagekräftigen Studien. Diese sollten stärker die individuellen Lichtbedürfnisse (Linsentrübung, unterschiedliches Blendungsempfinden) sowie die unterschiedlichen Chronotypen berücksichtigen. Außerdem müsse der Einfluss selbstleuchtender Geräte wie Büromonitore, Smartphones und Tablets stärker berücksichtigt werden. Eine besondere Herausforderung ergebe sich ferner aus dem Zirkelschluss zwischen Lichtexposition, Schlaf und Leistungsfähigkeit. Schlafe ein Studienteilnehmer durch die ausreichende Lichtexposition am Tag erholsamer und sei er dann am Folgetag leistungsfähiger, bleibe unklar, ob die höhere Leistungsfähigkeit eine Folge des besseren Schlafs oder des besseren Lichts am Arbeitsplatz ist.
Ergebnisse zum DownloadDie vollständige Literaturstudie „Gesicherte arbeitsschutzrelevante Erkenntnisse über die nicht-visuelle Wirkung von Licht auf den Menschen“ kann kostenlos unter kan.de heruntergeladen werden. |