Einen hohen Anpassungsbedarf für Organisationen und gleichzeitig neue Chancen – New Work bedeutet beides. Was dabei besonders zu beachten ist, hat Katharina Hochfeld vom Fraunhofer IAO zusammengefasst.
Die aktuellen Veränderungen in der Arbeitswelt werden nicht nur durch die Digitalisierung angestoßen. New Work wird durch verschiedene gesellschaftliche und organisationale Entwicklungen getrieben: den demografischen Wandel, die Globalisierung sowie den gesellschaftlichen Wertewandel. Reale und virtuelle Welten verschmelzen immer stärker, die deutsche Gesellschaft wird internationaler dank grenzüberschreitender Mobilität und neuer Informations- und Kommunikationstechnologien.
Aspekte von New Work
- Flexiblere Arbeitskonzepte: Wann und wo Mitarbeitende arbeiten, wird flexibler. Neue Arbeitszeitmodelle, wie mobiles Arbeiten, Jobsharing und Vertrauensarbeitszeit, werden nicht nur von vielen Mitarbeitenden der Generation Y eingefordert. Auch für Unternehmen entstehen durch diese Arbeitsmodelle Vorteile: Wenn Mitarbeitende mobiler und regelmäßig zu Hause arbeiten, sinkt beim Einsatz neuer Bürokonzepte der Flächenbedarf.
- Auflösung traditioneller Berufsbilder: Der Beruf der Röntgenschwester konnte sich Ende des 19. Jahrhunderts erst nach Entdeckung der Röntgenstrahlung entwickeln, ebenso konnte vor 50 Jahren niemand den heutigen Bedarf an Web-Entwicklern voraussehen. Unternehmen wissen heute nicht, welche Berufsbilder ihr Unternehmen in 20 Jahren prägen werden, und müssen ihre Mitarbeitenden für diese Ungewissheit ausbilden.
- Dynamische Organisationsstrukturen: Hierarchische Entscheidungsstrukturen und starre Projektpläne weichen agilen, kompetenzbasierten Arbeiten in wechselnden Projektteams. Unternehmen experimentieren mit der Wahl von Führungskräften und der hierarchielosen Organisation.
- Heterogenere Belegschaften: Eine längere Lebensarbeitszeit, der Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit sowie die Integration von Geflüchteten führen zu heterogenen Belegschaften. Hinzu kommt der Bedarf an interdisziplinären Teams, um komplexe Problemstellungen zu bearbeiten. Heterogene Teams erfordern neue Organisationsstrukturen und neue Führungsprinzipien.
- Wandel des Führungsbildes: Die Führungskraft ist nicht länger der einsame Entscheider, sondern fungiert als Coach. Gleichzeitig arbeiten durch Internationalisierung und mobiles Arbeiten Teams nicht mehr zwangsläufig an einem Ort, wodurch Führen auf Distanz eine zentrale Führungsaufgabe wird.
- Dynamischere und flexiblere Karrierekonzepte: „Von der Wiege bis zur Bahre“ in einem Unternehmen, wie es noch viele Babyboomer kennen, ist ein Auslaufmodell. Job-Hopping ist heute eher die Regel denn ein Makel. Karriereschritte können auch horizontal verlaufen, und in vielen Unternehmen steht die Fachkarriere gleichberechtigt neben der Führungskarriere.
Mehr (Frei-)Räume
Insgesamt führen technologische wie gesellschaftliche Transformationsprozesse zur Auflösung konventioneller Strukturen. Um die Potenziale, die New Work verspricht, zu heben, müssen Unternehmen mehr Raum bieten: Das bedeutet die Schaffung neuer Arbeitsumgebungen und neu gestalteter Räume, aber auch mehr Raum und Ressourcen für Vernetzung über einzelne Silos hinweg, mehr Raum für Innovationen sowie mehr Freiraum für neue Ideen.
Katharina Hochfeld, |