Die Begriffe Arbeit 4.0 und New Work hört man derzeit immer wieder. Beide stehen für eine Veränderung der (Büro-)Arbeitswelt. Welche Chancen und Risiken damit verbunden sind – darüber sprachen wir mit Dr. Josephine Hofmann vom Fraunhofer IAO.
Frau Dr. Hofmann, was verbirgt sich hinter den Begriffen Arbeit 4.0 und New Work?
Dr. Josephine Hofmann: Hinter beiden inzwischen so ziemlich das gleiche. New Work hat historisch eigentlich eine andere Bedeutung. Der Begriff geht zurück auf Frithjof Bergmann und hat viel mit Sinnstiftung durch Arbeit zu tun, mit Selbstverwirklichung durch Arbeit. Mittlerweile werden die Begriffe Arbeit 4.0 und New Work fast gleichbedeutend verwendet. Je nach Unternehmen schlagen sie sich unterschiedlich stark nieder und haben unterschiedliche Facetten, beispielsweise neue Führungsmodelle, neue Arbeitszeitmodelle oder auch den Einsatz von Robotik.
Ist die New Work wirklich so neu?
Die Flexibilität von Arbeitszeit und -ort hat in den letzten Jahren zugenommen, begünstigt durch technische Entwicklungen. Hinzu kommt, dass mehr Unternehmen von hierarchischen Strukturen wegkommen möchten. Mitunter wird sogar gefragt, ob man heute noch starre Organisationsstrukturen benötigt. Das sind alles Aspekte, die mit einer Wettbewerbsumwelt zu tun haben, die immer schneller wird. Früher konnte man noch langfristiger planen und Standardprodukte herstellen. Heute werden immer individualisiertere Produkte nötig, immer kürzere Produktzyklen. Daher werden auch andere Organisationstrukturen notwendig, agilere Arbeitsmethoden. Und: Wir haben einen Arbeitsmarkt, der sehr für die Arbeitnehmer arbeitet. Das heißt, der Druck auf Arbeitgeber, attraktive Arbeitsmodelle anzubieten, ist groß. Sicherlich sind all diese neuen Arbeitsmodelle und -formen nicht erst gestern erfunden worden, Gleitzeit zum Beispiel gibt es ja schon lange. Aber die Geschwindigkeit der Veränderungen nimmt zu.
Hat das neue Arbeiten auch Schattenseiten?
Ein Problem ist eine mögliche Entgrenzung der Arbeit, sodass gar nicht mehr abgeschaltet werden kann. Ob das zum Problem wird, hängt stark von persönlichen Faktoren und von der Umsetzung ab. Der eine findet eine Durchmischung von Arbeit und Freizeit, eine Flexibilisierung gut, weil sie in seinen Lebenskontext passt. Ein anderer sagt: Mein Privatleben ist mein Privatleben. Auf Unternehmensseite kommt es darauf an, wie das neue Arbeiten ausgestaltet wird.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Sebastian Klöß.
Dr. Josephine Hofmann vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) leitet das Competence Center Business Performance Management. |