In der Bürowelt wird immer mehr Flexibilität gefordert und gefördert. Wie weit diese in Deutschland schon vorangeschritten ist und welche Auswirkungen das hat, zeigt der aktuelle Arbeitszeitreport der BAuA.
Für ihren „Arbeitszeitreport Deutschland 2016“ hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) von Mai bis Oktober 2015 rund 20.000 Beschäftigte befragt. Die erhobenen Daten geben differenziert Aufschluss über die Arbeitszeitrealität in Deutschland. Sie erlauben eine Bewertung des Trends zu mehr Flexibilität, der direkte Auswirkungen auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz hat.
Der Arbeitszeitreport zeigt: Wochenendarbeit ist normal
Zwar geben immerhin 80 Prozent der Beschäftigten an, in der Regel wochentags zwischen sieben und 19 Uhr zu arbeiten. Allerdings berichten 43 Prozent der Beschäftigten, mindestens einmal monatlich auch am Wochenende zu arbeiten.
Über regelmäßige Rufbereitschaft sind acht Prozent auch außerhalb ihrer Arbeitszeit an ihre Arbeit gebunden. 22 Prozent geben zudem an, dass ihr Arbeitsumfeld erwartet, dass sie im Privatleben für dienstliche Belange erreichbar sind.
Tatsächlich werden zwölf Prozent der Beschäftigten häufig außerhalb der Arbeitszeit wegen dienstlicher Angelegenheiten kontaktiert; immerhin 23 Prozent geben an, dass sie manchmal kontaktiert werden. Führungskräfte sind häufiger betroffen als Beschäftigte ohne Führungsverantwortung. Aber auch auf viele Beschäftigte mit einfachen Tätigkeiten trifft das zu. Die ständige Erreichbarkeit ist zudem kein primäres Phänomen in großen Unternehmen. Hier liegt der Anteil Betroffener unter dem Durchschnitt.
Etwa vier von zehn Beschäftigten haben selbst großen Einfluss darauf, wann sie mit ihrer Arbeit beginnen und sie beenden (38 Prozent) oder wann sie ein paar Stunden freinehmen (44 Prozent). Gleichzeitig erlebt mehr als jeder siebte Beschäftigte häufig und jeder vierte Beschäftigte manchmal kurzfristige Änderungen der Arbeitszeit aufgrund betrieblicher Belange.
Die Auswirkungen
Beschäftigte mit hohen betrieblichen Flexibilitätsanforderungen, wie etwa Arbeit auf Abruf, Rufbereitschaft oder kurzfristigen Änderungen ihrer Arbeitszeit, schätzen laut Arbeitszeitreport ihr gesundheitliches Befinden tendenziell schlechter ein und sind unzufriedener mit ihrer Work-Life-Balance als andere Beschäftigte. Umgekehrt zeigt sich durchgängig, dass sich Einflussmöglichkeiten der Beschäftigten auf die Arbeitszeitgestaltung sowie Planbarkeit und Vorhersehbarkeit der Arbeitszeit positiv auf Gesundheit und Work-Life-Balance auswirken.
Die Studie zeigt zudem, dass überlange Arbeitszeiten weiterhin für viele Beschäftigte relevant sind. So arbeiten 17 Prozent der Beschäftigten durchschnittlich 48 Stunden und mehr in der Woche. Ein Fünftel arbeitet im Rahmen versetzter Arbeitszeiten oder in verschiedenen Schichtsystemen. Beide Arbeitszeitformen gehen sowohl mit Einschränkungen der Work-Life-Balance als auch mit Einschränkungen im gesundheitlichen Befinden einher.
Der BAuA-Report zeigt auch, dass Beschäftigte mit zunehmender Länge der Arbeitszeit häufiger Arbeitspausen ausfallen lassen. Während bei knapp jedem fünften Beschäftigten in moderater Vollzeit an Arbeitstagen mit mehr als sechs Stunden Arbeitspausen über 15 Minuten häufig ausfallen, trifft dies auf etwa die Hälfte der Beschäftigten in überlanger Vollzeit zu. Hauptgrund für den Verzicht auf Pausen ist nach Angaben der Befragten ein Zuviel an Arbeit.
Jede zweite Frau in Teilzeit
Die Daten bestätigen weiterhin die großen Unterschiede in der Arbeitszeitrealität von Männern und Frauen. Arbeiten immerhin 42 Prozent der Frauen in Teilzeit, so sind es bei den Männern lediglich sieben Prozent. Der größte Teil der Frauen nennt als Grund persönliche oder familiäre Verpflichtungen, wobei die kürzeren Arbeitszeiten im Vergleich zu den Männern in allen Lebenssituationen zu beobachten sind.
Den vollständigen Arbeitszeitreport Deutschland 2016 |