Immer häufiger weicht das klassische Einzelbüro modernen Open-Space-Konzepten. Doch was tun, wenn diese zu sehr auf Kosten von Rückzugsmöglichkeiten und Privatsphäre gehen? Fünf Tipps für mehr Ruhe im Büroalltag.
Links und rechts sitzen Mitarbeiter und telefonieren. Vorne summt ein Kollege das Lied im Radio mit, und hinten wird sich über die neuesten Erlebnisse vom Wochenende ausgetauscht. Konzentration fällt in so einer Umgebung schwer, trotzdem setzen immer mehr Firmen für die meisten ihrer Mitarbeiter auf offene Bürolandschaften – mit der plausiblen Argumentation, dass in so einer Umgebung Teamwork, Kreativität sowie flache Hierarchien gefördert werden und Kollegen auf dem kurzen Dienstweg Dinge besprechen können. Was aber, wenn so ein Arbeitsplatz kaum Rückzugsmöglichkeiten und Privatsphäre bietet und mehr Stress als andere Dinge fördert?
Zahlenspiel
Ein typischer Angestellter in einer offenen Bürolandschaft wird durchschnittlich alle elf Minuten bei seiner Arbeit unterbrochen. Das bringt ihn jedes Mal so aus dem Konzept, dass er bis zu 23 Minuten braucht, bis er wieder ganz konzentriert bei seiner vorherigen Tätigkeit ist. Um das Problem zu erkennen, muss man kein Adam Ries sein: Wenn man über zwanzig Minuten braucht, um sich wieder auf seine Aufgabe zu konzentrieren, aber alle elf Minuten unterbrochen wird, dann klappt das nie mit vernünftiger Konzentration.
Luxus Einzelbüro
Mehr Ruhe bietet das Einzelbüro, denn neben dem grundsätzlich niedrigeren Lärmpegel überlegen es sich die Kollegen bei geschlossener Tür zweimal, ob sie kurz auf einen Plausch reinkommen. Tatsächlich scheint Privatsphäre im Büro immer mehr zum Luxusgut zu werden, das man sich erst verdienen muss. Denn eine Studie hat bestätigt: Je weiter unten ein Mitarbeiter in der Hierarchie steht, desto weniger wird auf die individuellen Ansprüche dieses Angestellten eingegangen. Dabei ist allein verbrachte Zeit wichtig, denn während dieser baut sich Stress ab. Befragte Arbeitnehmer gaben zu 95 Prozent an, dass Sie sich dringend private Bereiche zum Arbeiten wünschen, aber nur rund die Hälfte dieser Befragten hat nach eigenen Angaben auch tatsächlich die Möglichkeit dazu.
Dauerbelastung
Kleinere Büros helfen nicht nur bei der Konzentration, sondern sind auch besser für die Gesundheit. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin liegt der Lärmpegel, dem ein Mitarbeiter im Büro ausgesetzt werden sollte, bei etwa 30 dB(A) – und das ist in Open Spaces selten umsetzbar. Auch für den Stresslevel sind volle Büros nicht gut: Mitarbeiter in offenen Bürolandschaften produzieren zweimal so viele Stresshormone wie die Kollegen in Einzelbüros. Der Grund sind menschliche Urinstinkte, denn es fehlt hier das eigene Revier, wodurch sich der Office-Worker eingeengt fühlt. Diese dauerhafte Stressbelastung, auch wenn sie nicht bewusst wahrgenommen wird, steigert das Krankheitsrisiko.
Lösungen für mehr Ruhe
Inwieweit Privatsphäre im Büro ein Luxusgut ist, hängt sicherlich auch von den jeweiligen Unternehmen und ihren konkreten Umsetzungen von Open Spaces sowie dem Verhalten der Kollegen ab. Aber für alle, die mit der Aufteilung in ihrem Büro nicht glücklich sind, werden unter anderem diese Lösungen empfohlen:
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- Einzelbüro: Fragen kostet nichts – sprechen Sie Ihren Vorgesetzten an und klären Sie, welche Rückzugsmöglichkeiten der Arbeitsplatz bietet.
- Raus aus dem Büro: Verlagern Sie Ihren Arbeitsplatz doch einfach ins Grüne oder fragen Sie Ihren Chef, ob die Möglichkeit der Heimarbeit besteht – denn mehr Privatsphäre als beim Arbeiten auf der heimischen Couch geht nun wirklich nicht.
- Kopfhörer: Bringen Sie sich von zu Hause Kopfhörer mit, damit Sie die Kollegen und den Lärm ausblenden und entspannt – vielleicht auch zu eigener Musik – arbeiten können.
- Private Handygespräche: Bitten Sie Ihre Kollegen, private Handygespräche nur im Flur entgegenzunehmen – und halten Sie sich auch selbst daran.
- Arbeitszeit anpassen: Sie sind ein Frühaufsteher? Super, dann nutzen Sie das: Arbeiten Sie dann, wenn das Büro noch nicht so voll ist und Sie ungestört Ihre Aufgaben erledigen können. Alternativ gilt das auch am Abend für Nachteulen.