Wie lässt sich ein starkes Wirgefühl und eine Verbundenheit zum Unternehmen aufbauen und aufrechterhalten, wenn der persönliche Kontakt am Arbeitsplatz seltener wird? Patrick Löffler, CEO und Mitgründer von givve, zeigt Strategien für eine zukunftsfähige Unternehmenskultur auf.
Hybride Arbeitsmodelle und Homeoffice haben die Arbeitswelt grundlegend verändert. Was vor wenigen Jahren noch als Zukunftsvision galt, ist heute gelebte Realität in Unternehmen quer durch alle Branchen. Die jüngsten Daten der Konstanzer Homeoffice-Studie bestätigen diesen Trend: Bislang haben nur 22 Prozent der Unternehmen eine verstärkte Präsenzpflicht eingeführt, während die selbsteingeschätzte Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden im Homeoffice (88 Prozent) nahezu gleichauf mit der Präsenzpflicht (91 Prozent) liegt. Bemerkenswert ist zudem, dass 73 Prozent der Befragten hybrides Arbeiten bevorzugen. Diese neue und offensichtlich bevorzugte Arbeitswelt, in der Kollegen oft nur einen Videoanruf voneinander entfernt sind, stellt Unternehmen vor eine zentrale Herausforderung. Die Suche nach Lösungen, die eine starke Unternehmenskultur und nachhaltige Mitarbeiterbindung in diesem hybriden Arbeitsumfeld fördern, ist zur Schlüsselaufgabe für moderne Organisationen geworden. Um diese Herausforderung zu bewältigen, können Unternehmen eine Kombination verschiedener Ansätze nutzen. Besonders effektiv haben sich dabei die folgenden Strategien erwiesen:
Flexibilität als Grundlage
Erfolgreiche Unternehmen setzen auf Flexibilität als Schlüssel zum Erfolg. Ein Verzicht auf Präsenzpflicht ermöglicht es Mitarbeitenden, selbst zu entscheiden, wann und wo sie arbeiten möchten. Diese Freiheit kann sich in einer höheren Zufriedenheit und sogar in der Rückkehr ehemaliger Kollegen niederschlagen. Flexible Arbeitsmodelle sollten jedoch individuell anpassbar sein, da nicht alle die gleichen Bedürfnisse haben.
Führung mit Vertrauen und Wertschätzung
Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle bei der Motivation von Remote-Mitarbeitende. Offene, direkte Kommunikation und regelmäßiges Feedback sind essenziell. Flexible Arbeitszeiten und Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung, etwa durch interne Wechsel oder Online-Schulungen, fördern die intrinsische Motivation. Führungskräfte sollten dabei als Vorbilder agieren und selbst auf Work-Life-Balance achten. Ein Mentoring-Programm kann zusätzlich den Wissensaustausch und die persönliche Entwicklung fördern.
Digitale Infrastruktur für nahtlose Zusammenarbeit
Eine starke digitale Infrastruktur ist unerlässlich für eine effektive Zusammenarbeit im hybriden Modell. Projektmanagement-Tools wie Asana oder Trello, Kommunikationsplattformen wie Slack oder Microsoft Teams und zentrale Cloud-Lösungen ermöglichen transparenten Informationsaustausch und effizientes Arbeiten, unabhängig vom Standort. Wichtig ist, dass diese Tools Hierarchien abbauen und den Informationsfluss fördern. Regelmäßige Schulungen zur optimalen Nutzung dieser Tools können die Effizienz weiter steigern. Der Erfolg ist dabei eine Frage der Disziplin. Entscheidend ist, wie diszipliniert das Management die korrekte Nutzung der dedizierten Tools täglich lebt.
Inklusive Unternehmenskultur schaffen
Eine Kultur, die alle im Büro und im Homeoffice gleichermaßen einbezieht, erfordert bewusste Anstrengungen. Regelmäßige virtuelle Gesamtmeetings, teamübergreifende Veranstaltungen und gemeinsame Aktivitäten wie die Teilnahme an Benefizkonzerten oder Firmenläufen stärken den Zusammenhalt. Feedback-Tools zur täglichen Abfrage der Mitarbeiterzufriedenheit helfen, am Puls der Belegschaft zu bleiben. Virtuelle Kaffeepausen oder informelle Online-Treffen können den spontanen Austausch fördern, der sonst im Büro stattfindet.
Gestaltung des Homeoffice-Arbeitsplatzes
Die Gestaltung des Homeoffice-Arbeitsplatzes ist ebenso wichtig wie die des Büros. Unternehmen können ihre Mitarbeitenden durch Zuschüsse für Büromöbel oder regelmäßige Ergonomie-Schulungen unterstützen, um gesunde Arbeitsumgebungen zu schaffen. Virtuelle Bürorundgänge oder ein „Arbeitsplatz des Monats“ können Inspiration für die optimale Gestaltung des Homeoffice bieten.
Fokus auf mentale Gesundheit
Die mentale Gesundheit im Homeoffice verdient besondere Aufmerksamkeit. Klare Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit sollten etabliert werden. Angebote wie Online-Yoga-Kurse, Zugang zu Meditations-Apps oder virtuelle Achtsamkeitsübungen können das mentale Wohlbefinden fördern. Ein betriebliches Gesundheitsmanagement, das auch auf die Bedürfnisse von Remote-Mitarbeitenden zugeschnitten ist, kann langfristig die Mitarbeiterzufriedenheit und -gesundheit verbessern.
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Hybride Arbeitsmodelle bieten Vorteile in Bezug auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Reduzierte Pendelzeiten bedeuten weniger CO2-Emissionen und oft auch geringere Bürokosten. Diese Einsparungen können in die Qualität der digitalen Infrastruktur und in Mitarbeiterbenefits reinvestiert werden. Ein effektiver Weg, um Mitarbeitende zu motivieren und zu binden, ist etwa die Nutzung von steuerfreien Sachbezügen. Das ermöglicht es Unternehmen, finanzielle Vorteile zu bieten, ohne dabei die steuerlichen Grenzen zu überschreiten.
Die Erfahrung zeigt, dass Mitarbeiterbindung im Homeoffice nicht nur möglich ist, sondern sogar zu höherer Zufriedenheit und Produktivität führen kann. Der Schlüssel liegt in der Schaffung von Vertrauen, der Ermöglichung von Flexibilität und der Gestaltung einer Arbeitsumgebung, in der sich alle wohlfühlen und ihre Potenziale voll entfalten können – unabhängig von ihrem Arbeitsort. Unternehmen, die diese Aspekte berücksichtigen und kreative Ansätze zur Mitarbeiterbindung verfolgen, schaffen eine zukunftsfähige Arbeitskultur. Diese bindet Mitarbeitende langfristig und bietet zudem einen Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte. Die Herausforderung besteht darin, die richtige Balance zwischen Flexibilität und Struktur, zwischen Autonomie und Zusammengehörigkeit zu finden. Unternehmen, die dies meistern, sind gestärkt – mit einer motivierten Belegschaft, die bereit ist, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen.
Patrick Löffler, CEO und Mitgründer, |