Nach dem großen Erfolg des ersten Sammelbands „OFFICE PIONEERS: Ausblicke auf das Büro 2030“ ist nun Band 2 erschienen. Mit Beiträgen von weiteren 68 renommierten Autoren. Wir veröffentlichen das Grußwort von Elisabeth Winkelmeier-Becker, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie.
Die Corona-Pandemie hat uns in einer Zeit des beschleunigten Strukturwandels getroffen und dabei einen Digitalisierungsboom ausgelöst, der sicherlich sonst noch länger hätte auf sich warten lassen. Arbeitsmodelle, die in vielen Betrieben vor der Pandemie noch undenkbar waren, haben sich im neuen Alltag bewährt. Hybrides Arbeiten, also der Wechsel zwischen mobiler Arbeit und der Präsenz im Betrieb, wird auch nach der Pandemie weiter gelebt werden. Berechnungen des Ifo-Instituts kommen zu dem Ergebnis, dass in Deutschland rund 56 Prozent der Beschäftigten zumindest teilweise von zu Hause arbeiten können. Vor Ausbruch der Pandemie wurde dieses Potenzial jedoch weniger als zur Hälfte ausgeschöpft. Im europäischen Vergleich lag Deutschland bei der Nutzung mobilen Arbeitens damit deutlich unter dem Durchschnitt. Durch die Pandemie setzte jedoch eine Trendwende ein – rund drei Viertel aller Betriebe geben inzwischen an, Beschäftigte zu haben, die regelmäßig von mobilem Arbeiten Gebrauch machen. Dabei ist die Nutzung mobilen Arbeitens zwar in Großkonzernen nach wie vor wesentlich üblicher als in mittelständischen Unternehmen, doch auch hier wird mobiles Arbeiten inzwischen sehr viel häufiger genutzt als noch vor der Pandemie.
Dass die tägliche Arbeit immer weniger an örtliche und zeitliche Faktoren gebunden ist, hat zur Folge, dass Unternehmen in einem globalen Wettbewerb um die besten Köpfe stehen. Dieser Wettbewerb fordert von den Betrieben schon heute attraktive Arbeitsbedingungen. Dabei ist die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten für viele Arbeitnehmende ein wichtiger Faktor. Eine pauschale Lösung existiert allerdings nicht. Konzepte für mobiles Arbeiten müssen unter Berücksichtigung der betrieblichen Abläufe, im Dialog mit den Sozialpartnern und unter Berücksichtigung der Gegebenheiten vor Ort dezentral realisiert werden. Die jeweiligen Anforderungen der Berufe und Tätigkeiten machen mobiles Arbeiten nicht überall und für jeden möglich. Wir brauchen vor allem weniger Bürokratie, nicht neue staatliche Garantien.
Die Pandemie zeigt wie durch ein Brennglas, wo Bedarf für staatliches Handeln besteht: Das Arbeitszeitgesetz mit seinen starren täglichen Höchstarbeitszeiten ist in einer modernen, digitalen Arbeitswelt nicht mehr zeitgemäß. Das Gesetz stammt von 1994, und seither hat sich viel getan. Der technische Fortschritt ermöglicht heute in vielen Bereichen ein Arbeiten unabhängig von Ort und Zeit und schafft damit ein hohes Potenzial für Flexibilität, das sowohl Arbeitgebende als auch viele Arbeitnehmende sehr begrüßen. Aus Sicht der Beschäftigten sind sowohl eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben als auch die Reduzierung der Präsenz- und Pendelzeiten von Vorteil. Unternehmen freuen sich über einen potenziellen Anstieg der Arbeitsproduktivität – eine amerikanische Studie berechnete Produktivitätsgewinne von bis zu sechs Prozent.
Um in den Betrieben auch langfristig Beschäftigung zu sichern und in einer digitalisierten Welt den Bedürfnissen von Betrieben und Arbeitnehmenden gerecht zu werden, müssen wir das Arbeitszeitgesetz reformieren, ohne auf den Schutz der Arbeitnehmenden zu verzichten. Deswegen sollten wir eine wöchentliche anstelle der täglichen Höchstarbeitszeit festlegen. Die EU-Arbeitszeitrichtlinie gibt diesen wöchentlichen Bezugszeitraum bereits vor. Diese Spielräume sollten wir in Deutschland für alle Betriebe nutzbar machen. Der Zugewinn an Flexibilität ist eine der wesentlichen Stellschrauben, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und die Attraktivität der hiesigen Arbeitgebenden zu erhöhen.
BUCHTIPP: OFFICE PIONEERS: Ausblicke auf das Büro 2030, Band 2Wie könnten Büroarbeit und Büros 2030 aussehen? Was wird dann wichtiger sein als heute, was weniger? Im zweiten Sammelband „OFFICE PIONEERS: Ausblicke auf das Büro 2030“ formulieren 68 renommierte Experten Antworten auf diese Fragen. Das Buch ergänzt den ersten Band, der mit Beiträgen von 58 Autoren 2020 erschienen und aktuell in der zweiten Auflage erhältlich ist. „OFFICE PIONEERS: Ausblicke auf das Büro 2030. Visionen. Chancen. Herausforderungen. Band 2“, Robert Nehring (Hg.), PRIMA VIER Nehring Verlag, Berlin 2021, 208 S., DIN A4. Erhältlich unter: OFFICE-PIONEERS.DE |