Beim Arbeiten in Coworking Spaces kommt oft die Frage auf, ob Reisekosten für die Anfahrt in Rechnung gestellt werden dürfen oder nicht. Der Lohnsteuerhilfeverein VLH erklärt, unter welchen Bedingungen das der Fall ist und welche Aspekte dabei zu beachten sind.
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Reisekosten zum Coworking Space können nur unter bestimmten Voraussetzungen abgerechnet werden. Abbildung: Deposit Photos, AllaSerebrina
Coworking Spaces erfreuen sich wachsender Beliebtheit – nicht nur bei Freiberuflern, sondern auch bei Angestellten. Für Letztere stellt sich oft die Frage, ob sie für Aufenthalte in Gemeinschaftsbüros Reisekosten abrechnen oder lediglich Fahrtkosten absetzen dürfen. Die Antwort des Lohnsteuerhilfevereins Vereinigte Lohnsteuerhilfe e.V. (VLH) lautet: Es kommt darauf an.
Zahlen und Fakten zu Coworking Spaces
Coworking Spaces werden in der Regel nur für einen bestimmten Zeitraum gemietet. Seit mobiles Arbeiten immer selbstverständlicher wird, nutzen auch viele Angestellte solche flexiblen Arbeitsplätze in meist größeren Gemeinschaftsbüros. Nach Angaben des Bundesverbands Coworking Spaces (BVCS) existierten im Jahr 2024 in Deutschland fast 2.000 solcher Standorte. Und zwar nicht mehr nur in Metropolen, wie anfänglich der Fall, sondern zunehmend auch in kleineren Städten und ländlichen Gegenden. Die meisten Coworking Spaces sind demnach in Nordrhein-Westfalen zu finden (368), gefolgt von Bayern (316) und Baden-Württemberg (249). Schlusslicht ist das Saarland (11).
Reisekosten und Coworking Space: Das ist zu beachten
Für Beschäftigte, die zeitweise in einem Coworking Space statt in Räumen ihres Unternehmens arbeiten, stellt sich die Frage, ob sie dafür Reisekosten abrechnen dürfen. Grundsätzlich gilt: Reisekosten können steuerfrei erstattet werden, wenn die Arbeit außerhalb der Wohnung und nicht an der ersten Tätigkeitsstätte stattfindet. Dann können auch steuerfreie Verpflegungspauschalen gewährt werden, zumindest bei einer Abwesenheit über acht Stunden für höchstens drei Monate am Stück.
Aber: Arbeitet ein Angestellter zeitweise in einem Coworking Space, obwohl er gleichzeitig auch einen Arbeitsplatz in seinem Unternehmen hat, können Reisekosten nicht grundsätzlich abgerechnet werden. Denn auch ein Coworking Space kann unter bestimmten Voraussetzungen als erste Tätigkeitsstätte gelten. Und dann hat sich das Thema Reisekosten erledigt.
Fall 1: Coworking Space als erste Tätigkeitsstätte
Laut Einkommensteuergesetz (EStG) handelt es sich bei der ersten Tätigkeitsstätte um eine ortsfeste betriebliche Einrichtung des Arbeitgebers, eines verbundenen Unternehmens oder eines vom Arbeitgeber bestimmten Dritten, welcher dem Mitarbeitenden dauerhaft zugeordnet ist. Mietet also der Arbeitgeber für den Beschäftigten einen Arbeitsplatz in einem Coworking Space und ordnet diesen dem Angestellten entweder unbefristet, für die Dauer des Dienstverhältnisses oder für mehr als 48 Monate zu, so gilt das als erste Tätigkeitsstätte. In solchen Fällen dürfen weder Reisekosten steuerfrei erstattet noch Verpflegungsmehraufwendungen geltend gemacht werden. Allerdings lassen sich die Fahrtkosten in der Steuererklärung über die Entfernungspauschale absetzen – im Rahmen der Werbungskosten, wozu auch weitere beruflich bedingte Ausgaben gehören.
Fall 2: Nur vorübergehend im Coworking Space
Anders verhält es sich, wenn der Angestellte im Unternehmen dauerhaft einem festen Arbeitsplatz zugeordnet ist und nur vorübergehend in ein Coworking Space abkommandiert wird. Oder wenn er zu keiner betrieblichen Einrichtung gehört und regelmäßig weniger als zwei volle Tage pro Woche in einem Coworking Space arbeitet. In diesen Fällen gilt der angemietete Arbeitsplatz im Gemeinschaftsbüro nicht als erste Tätigkeitsstätte – und es dürften steuerfrei sowohl Reisekosten erstattet als auch Verpflegungspauschalen gewährt werden.
Wichtig: Bei den genannten Szenarien handelt es sich um sogenannte dienstrechtliche beziehungsweise arbeitsrechtliche Zuordnungen durch den Arbeitgeber. Liegt eine solche Zuordnung nicht vor, gelten noch andere Kriterien zur Bestimmung der ersten Tätigkeitsstätte.