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Wie Leidenschaft der Arbeit schaden kann

Eine Stu­di­en­rei­he unter der Lei­tung von Eri­ca R. Bai­ley von der Uni­ver­si­ty of Cali­for­nia Ber­ke­ley und Kai Kraut­ter von der Har­vard Busi­ness School mit mehr als 1.000 Teil­neh­men­den in den USA und Chi­na hat unter­sucht, wie sich Lei­den­schaft auf die Leis­tung aus­wir­ken kann.

Leidenschaftliche Menschen schätzen ihre Leistung oft besser ein, als es ihre Kollegen tun. Abbildung: Razvan Chisu, Unsplash

Lei­den­schaft­li­che Men­schen schät­zen ihre Leis­tung oft bes­ser ein, als es ihre Kol­le­gen tun. Abbil­dung: Raz­van Chi­su, Unsplash

Lei­den­schaft gilt als Schlüs­sel zum Erfolg in der Arbeits­welt. Doch wäh­rend eini­ge Stu­di­en nahe­le­gen, dass lei­den­schaft­li­che Mit­ar­bei­ten­de bes­se­re Leis­tun­gen erbrin­gen, zei­gen ande­re Stu­di­en kei­ne oder sogar nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen von Lei­den­schaft auf die Leis­tung. Das For­scher­team um Bai­ley und Kraut­ter zeig­te nun einen Zusam­men­hang zwi­schen Lei­den­schaft und Selbst­über­schät­zung auf und bie­tet einen Erklä­rungs­an­satz dafür an, war­um Lei­den­schaft nicht (immer) zu bes­se­rer Leis­tung führt.

Selbstbewertung und Leistungswahrnehmung

In ihrer ers­ten Stu­die baten die For­scher etwa 800 Mit­ar­bei­ten­de an 20 auf­ein­an­der­fol­gen­den Arbeits­ta­gen, ihre eige­ne Lei­den­schaft und Leis­tung sowie die Leis­tung ihrer Team­kol­le­gen zu bewer­ten. Das Ergeb­nis: Die Leis­tung der lei­den­schaft­li­che­ren Mit­ar­bei­ten­den wur­de von ihren Kol­le­gen höher bewer­tet. Aller­dings: Je lei­den­schaft­li­cher die Mit­ar­bei­ten­den waren, des­to höher bewer­te­ten sie auch ihre eige­ne Leis­tung – und schätz­ten sich dabei selbst höher ein, als es ihre Kol­le­gen taten.

Wie Leidenschaft die Zukunftsaussichten verzerren kann

In einer zwei­ten Stu­die baten die For­scher rund 400 Ange­stell­te, sich vor­zu­stel­len, sie wären in einem Job ent­we­der sehr lei­den­schaft­lich oder sehr pünkt­lich und ihre Leis­tung wür­de von ihren Kol­le­gen ledig­lich als „durch­schnitt­lich“ bewer­tet. Anschlie­ßend soll­ten sie ein­schät­zen, wie sich ihre Leis­tung zukünf­tig ent­wi­ckeln wür­de. Das Ergeb­nis: Trotz der­sel­ben mit­tel­mä­ßi­gen Bewer­tung pro­gnos­ti­zier­ten sich die Teil­neh­men­den in der Grup­pe der lei­den­schaft­li­chen Ange­stell­ten eine bes­se­re Zukunft als es die Grup­pe der pünkt­li­chen tat. Sie schätz­ten ihre zukünf­ti­ge Leis­tung damit höher ein, als es die aktu­el­len Daten ver­mu­ten ließen.

Verzerrte Wahrnehmung: Leidenschaft und Überbewertung

In einer wei­te­ren Stu­die rekru­tier­ten die For­scher über 200 NFL-Fans von acht Play­off-Teams. Den Teil­neh­men­den wur­den Pro­gno­sen einer sta­tis­ti­schen Ana­ly­se-Web­sei­te gezeigt, die die Chan­cen berech­ne­te, mit denen ihr Lieb­lings­team oder ein ande­res Team den Super­bowl gewin­nen könn­te. Nach­dem die Fans die Vor­her­sa­gen über­prüft hat­ten, soll­ten sie selbst ein­schät­zen, wie wahr­schein­lich der Sieg ihres Lieb­lings­teams im Ver­gleich zu einem zufäl­lig aus­ge­wähl­ten Final­team sei. Das Ergeb­nis: Die Fans schätz­ten die Gewinn­chan­cen ihres favo­ri­sier­ten Teams durch­ge­hend höher ein, als es die Sta­tis­tik nahelegte.

Auswirkung auf die Arbeit

Die For­scher war­nen vor den nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen der Selbst­über­schät­zung, die mit Lei­den­schaft ein­her­geht. Sie geben zu beden­ken, dass Lei­den­schaft Her­aus­for­de­run­gen mit sich bringt, die eine pro­ak­ti­ve und acht­sa­me Füh­rung erfor­dern. Des­halb emp­feh­len sie den ver­ant­wort­li­chen Mana­gern, dar­auf zu ach­ten, dass lei­den­schaft­li­che Mit­ar­bei­ten­de eine rea­lis­ti­sche Selbst­ein­schät­zung bei­be­hal­ten. Um Risi­ken durch Selbst­über­schät­zung zu min­dern, könn­ten Füh­rungs­kräf­te lei­den­schaft­li­che Mit­ar­bei­ten­de zum Bei­spiel dazu ermu­ti­gen, eine Puf­fer­zeit ein­zu­pla­nen und inne­zu­hal­ten, bevor Auf­ga­ben even­tu­ell mit zu gro­ßer und ver­fehl­ter Selbst­si­cher­heit ange­gan­gen wer­den und dar­aus in der Fol­ge ver­meid­ba­re Feh­ler ent­ste­hen. Regel­mä­ßi­ges, kon­struk­ti­ves Feed­back sei für lei­den­schaft­li­che Mit­ar­bei­ten­de essen­zi­ell, schluss­fol­gern die For­scher aus den Stu­di­en­ergeb­nis­sen.

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