Das Office ist heute und in Zukunft weit mehr als nur ein Ort, an dem Wissensarbeit erbracht wird. Was zukunftsfähige Arbeitswelten benötigen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen, verriet uns die Innenarchitektin Daniela Störzinger von About Human Office im Interview.
OFFICE ROXX: Frau Störzinger, wie sieht Ihr ideales „Human Office“ aus?
Daniela Störzinger: Es verbindet Ansprüche von Mitarbeitenden und Führungskräften an gute Gestaltung, funktionierende Technik, maßgeschneiderte unternehmensinterne Serviceleistungen und respektvolles Verhalten aller Beteiligten. Es ist jedenfalls nicht nur eine Frage der innenarchitektonischen Gestaltung.
Wie lässt sich der Dreiklang aus Raum, Technik und Mensch am besten in Einklang bringen?
Das ist tatsächlich eine Grundvoraussetzung für ein „Human Office“: Unternehmensfunktionen wie HR/Betriebsrat, IT und Facility-Management müssen von Anfang an Teil des Projektteams sein. Je nach Größe und Ausprägung des Projektes ist auch die Beteiligung von Marketing und/oder Unternehmenskommunikation hilfreich. Ebenso ist eine schrittweise Planung des Projekts mit regelmäßigen Feedbackschleifen sinnvoll, um die Beteiligten in den Entstehungsprozess einzubinden.
Was macht einen Arbeitsplatz aus, der auch zukünftigen Anforderungen entsprechen kann?
Neben der flexiblen Höhenverstellbarkeit (die heute ein Quasistandard ist) ist das ein vielfältiges Arbeitsplatz-Setting und unterschiedliche Raumangebote. Wichtig: Arbeitsplatz ist mehr als nur ein höhenverstellbarer Schreibtisch. Konferenzräume mit unterschiedlichen Settings gehören ebenso dazu wie persönliche Rückzugsräume und informelle Kommunikationsräume.
Was braucht ein Büro heute, um gegenüber dem Homeoffice und dritten Orten konkurrenzfähig zu bleiben?
Es sollte ein Ort für Gemeinschaft, Austausch und guten Kaffee sein. Es sollte die Haltung des Unternehmens repräsentieren und zur Kommunikation einladen. Dabei ist es mir wichtig, dass „repräsentativ“ nicht gleichbedeutend mit teuer ist. Oft sind es informelle und lässig eingerichtete Räume, die die Nutzer nicht überfordern, sondern auffordern, sich frei und offen zu verhalten. Daraus entsteht dann wirkliche Kreativität.
Können Sie uns den Ablauf eines „typischen“ Projekts, falls es das bei Ihnen gibt, skizzieren?
Ich starte immer mit einem detaillierten Management-Briefing, damit auf der Führungsebene klar ist, was das Endergebnis sein soll und inwieweit es die Produktivität der Belegschaft – positiv wie negativ – beeinflussen kann. Ein schlecht gemachtes Büro kann dazu führen, dass die Nutzer weniger kommunizieren, schlimmstenfalls abwandern oder ihre Aufgaben nicht mehr angemessen erfüllen. Weitere Schritte sind zum Beispiel schriftliche Mitarbeiterumfragen oder persönliche Interviews, um den Spirit zu erfassen, auf dessen Basis dann die klassische Innenarchitekturplanung entsteht.
Wie lassen sich verschiedene Wünsche, Ansprüche und Anforderungen von Mitarbeitenden und Führung in einem Projekt zur Zufriedenheit aller umsetzen?
An erster Stelle steht für mich immer eine klare Vision des Managements. Alle Wünsche von Mitarbeitenden können meist nicht eins zu eins umgesetzt werden. Daher ist es enorm wichtig, dass das Management hinter dem Projekt steht und diese Haltung auch beibehält. Letztendlich ist die Gestaltung eines nachhaltig funktionierenden Büros Sache von Experten und weniger eine Frage von persönlichen Interessen. Das klingt vielleicht etwas hart, aber Büroarbeit ist heute so komplex, so technologieabhängig geworden, dass es einer projektübergreifenden Planung und Steuerung bedarf, um die Zufriedenheit möglichst vieler Nutzer zu gewährleisten.
Zum Abschluss noch ein Blick in die Glaskugel: Wie könnten Offices wohl in zehn Jahren aussehen?
Ich glaube, dass Büros in der Zukunft noch anpassungsfähiger, technologisch fortschrittlicher und viel mehr auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden ausgerichtet sein werden. Hybride Modelle werden durch den Einsatz von Augmented-Reality- und Virtual-Reality-Techniken gefördert und zugänglicher werden. Intelligente Systeme könnten Räume, Mobiliar und die für die jeweilige Aufgabe förderliche Atmosphäre automatisch an das jeweilige Set-up anpassen. Umweltfreundliche Materialien und energieeffiziente Designs könnten Standard werden. Büros könnten mehr Pflanzen und natürliche Elemente enthalten, um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern und damit zu gesundheitsfördernden Lebensorten mit Raum für mehr Bewegung und besserer Luftqualität werden.
Vielen Dank.
Die Fragen stellte Gerrit Krämer.