Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Office-Worker arbeiten derzeit hybrid. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Kollaboration, Informationsaustausch und Innovationsfähigkeit. Vor diesem Hintergrund hat der Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA) im Mai 2023 eine Befragung in Auftrag gegeben.
Die in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa umgesetzte Studie befasst sich mit der Transformation der Arbeitswelt und damit, wie weit diese bereits in Büros sichtbar ist. Insgesamt sind 1.003 Beschäftigte in Deutschland zu ihrem Arbeitsumfeld befragt worden.
Konzentriert im Office
Die Möglichkeit, konzentriert arbeiten zu können, gilt als Pluspunkt für das Homeoffice. Das könnte den Rückschluss nahelegen, dass in den Büros weniger gute Voraussetzungen für Deep Work herrschen. Die von Forsa erhobenen Zahlen ergeben jedoch ein differenziertes Bild: 53 Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten vorwiegend in Einzel- oder Zweipersonenbüros. Diese bieten in der Regel gute räumliche Bedingungen, um ungestört von Gesprächen anderer arbeiten zu können. Auch für die 46 Prozent der Beschäftigten in größeren Büroeinheiten hat sich die Situation in jüngster Zeit verbessert, heißt es in der Studie. 38 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie sich für Telefonate und Videocalls in dafür angeschaffte Raummodule zurückziehen können. Jede vierte dieser Telefon- und Videokonferenzkabinen wurde in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung angeschafft. Weitere Investitionen flossen in die Steigerung der ergonomischen Qualität der Fokusarbeitsplätze. 55 Prozent der Befragten berichteten von kürzlich getätigten oder geplanten Anschaffungen höhenverstellbarer Schreibtische, 44 Prozent von der Anschaffung ergonomischer Bürostühle.
Gehemmte Kommunikation
„Für eine erfolgreiche Transformation der Arbeitswelt genügt es aber nicht, nur für gute Bedingungen für konzentriertes Arbeiten zu sorgen. Mindestens genauso wichtig sind gute Bedingungen für Kommunikation, Teamarbeit und permanentes Lernen. Noch fehlt dazu aber in vielen Unternehmen die passende Umgebung“, gibt Helmut Link, Vorsitzender des IBA, zu bedenken. Laut Studie haben 83 Prozent der Teilnehmenden Zugang zu Konferenz- und Besprechungsräumen oder anderen Bereichen für eher formale Arten der Kommunikation. Speziell für informelle Gespräche und kreative Formen der Arbeit gedachte Bereiche wie Sitzecken, Stehtische oder eine Cafeteria stehen nur jedem zweiten Arbeitnehmer (46 Prozent) zur Verfügung. Eine echte Auswahl zwischen verschiedenen Kommunikations- und Kollaborationsbereichen haben sogar nur 43 Prozent aller Befragten. Elf Prozent haben gar keinen Zugang zu Kommunikationszonen. Um die notwendige Transformation in den Unternehmen voranzubringen, bedarf es daher struktureller Veränderungen, heißt es vonseiten der Studienmacher. Diese nehmen jedoch erst langsam Fahrt auf. Nur 22 Prozent der befragten Arbeitnehmer haben berichtet, dass vorhandene Kommunikationsbereiche in den letzten Monaten umgestaltet wurden oder dies kurzfristig geplant ist.
Vielseitiges Büro gefragt
„Neben der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Lage verzögert die Diskussion über die Zukunft hybriden Arbeitens viele Entscheidungen. Sinnvoll wären klare Regelungen zu mobilem Arbeiten. Hier bestehen nach wie vor große Lücken. Geregelt ist nur die relativ selten angewendete Telearbeit“, erklärt der IBA-Vorsitzende. Immerhin 14 Prozent aller Arbeitnehmer sagen schon jetzt, dass ihre derzeitige Arbeitsstätte sie daran hindert, effizient zu arbeiten. Unter den 18- bis 29-Jährigen haben sogar vier von zehn (39 Prozent) recht klare Vorstellungen, was in den Büros verändert werden müsste. Für ihre eigenen Arbeitsplätze wünschen sie sich weitere Investitionen in Sitz-Steh-Schreibtische und die IT-Ausstattung, lauten die Umfrageergebnisse. Seltener wurden Elemente für zeitgemäße Kommunikationsräume und -zonen erwähnt. Dennoch nannten 82 Prozent der Beschäftigten den persönlichen Kontakt und 68 Prozent den fachlichen Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten als wichtigste Gründe, um ins Büro zu gehen. „Das Büro muss künftig unterschiedliche Bereiche für verschiedene Tätigkeiten anbieten. Außerdem sollten die einzelnen Einrichtungsbereiche so konzipiert werden, dass sie bei Bedarf leicht an veränderte Bedingungen angepasst werden können“, empfiehlt Helmut Link.
Quo vadis, Homeoffice?
Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten (56 Prozent) arbeitet zeitweise zu Hause. In Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitenden trifft das sogar auf 66 Prozent zu. Punkten können die Homeoffices in Sachen ruhiges Arbeiten. Fast die Hälfte der betreffenden Arbeitnehmer (48 Prozent) berichtete jedoch, dass ihr Homeoffice in Sachen Ergonomie weniger gut ausgestattet ist als der Arbeitsplatz im Büro. Jeder Dritte (33 Prozent) sagte das von der technischen Ausstattung und 43 Prozent von der Funktionalität des häuslichen Arbeitsplatzes. Im Vergleich zu 2020 zeigen sich kaum Verbesserungen. Lediglich beim Sitzkomfort und der technischen Ausstattung gab ein Anteil der Beschäftigten (13 bzw. zehn Prozent) an, dass sich das Niveau der Ausstattung im Homeoffice in den letzten drei Jahren dem im Büro angeglichen hat.