Was ist eigentlich das Metaverse und was bedeutet es für die Büroarbeit? Dr. Sebastian Klöß, Bereichsleiter Consumer Technology, AR/VR & Metaverse beim Digitalverband Bitkom, gibt Antworten.
Das Konzept Metaverse hat wesentlich der Risikokapitalgeber Matthew Ball geprägt. Nach seiner Vision ist es persistent, synchron und live. Es geht also (wie die reale Welt) immer weiter, kann niemals neu gestartet, angehalten oder beendet werden. Es soll keine Begrenzung der gleichzeitig Teilnehmenden geben und zusätzlich ein Wirtschaftssystem umfassen. Daten, digitale Güter und Inhalte sollen im Metaverse von allen erschaffen werden und interoperabel sein. Anders als in heutigen abgeschlossenen Computerspielen oder -anwendungen sollen diese also überallhin mitgenommen und eingesetzt werden können. Und ganz zentral: Das Metaverse soll sowohl die digitale als auch die physische Welt umfassen, also keine virtuelle Parallelwelt sein.
Noch Neuland
Dieses ideale Metaverse gibt es noch nicht. Die Grundlagen sind jedoch gelegt, und es existieren Vorläuferplattformen, etwa Metas Horizon Workrooms, VR-Welten wie AltspaceVR, Gamingwelten wie Roblox, aus dem Blockchain-Bereich stammende Plattformen wie Decentraland und The Sandbox, Anwendungen aus dem Business-Umfeld wie Nvidias Omniverse oder das geplante Mesh for Teams von Microsoft. Die technische Basis wurde mit Augmented und Virtual Reality gelegt, mit Blockchain und Non-Fungible Tokens (NFTs). Das Metaverse baut also auf etablierten Technologien auf.
Für einen Großteil der Deutschen ist das Metaverse noch Zukunftsmusik. 67 Prozent haben im Sommer 2022 noch nie davon gelesen oder gehört, so eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Nach einer kurzen Erklärung ist ein Viertel der Bevölkerung dem Metaverse gegenüber jedoch sehr aufgeschlossen – ein beachtlich hoher Wert dafür, dass es noch so wenig bekannt ist. 27 Prozent können sich beispielsweise vorstellen, im Metaverse shoppen zu gehen, 22 Prozent, sich dort zu verabreden.
Büroarbeit im Metaverse
Das Metaverse wird auch die Büroarbeit grundlegend verändern. Schon heute erzeugen Virtual-Reality-Anwendungen bei der ortsübergreifenden Zusammenarbeit das Gefühl, tatsächlich mit den Kollegen in einem gemeinsamen Raum zu sein und zu interagieren – ganz anders als bei Videokonferenzen. Großes Potenzial bieten außerdem Anwendungen für das Recruiting und Onboarding neuer Mitarbeitender. Auch bestehende Augmented- sowie Virtual-Reality- Anwendungen für Fort- und Weiterbildung werden in Richtung Metaverse weiterentwickelt. All diese Lösungen werden in den nächsten fünf Jahren einen großen Schub bekommen, wenn sich Metaverse-Plattformen etablieren und die Interoperabilität zwischen den Plattformen steigt.
Ob wir in fünf oder zehn Jahren noch vom Metaverse sprechen werden? Vielleicht nicht. Heute spricht auch (fast) niemand mehr von Cyberspace oder Datenautobahn, beides angesagte Begriffe in der Frühzeit des Internets. Aber die Technik dahinter und seine Möglichkeiten sind heute fester Bestandteil unseres Lebens. Beim Metaverse wird es genauso sein. Die Entwicklung hin zum Metaverse zu verschlafen, ist für Unternehmen in jedem Fall ein Fehler.
Dr. Sebastian Klöß, Bereichsleiter Consumer Technology, AR/VR & Metaverse, |