Das Fax ist ein kurioser Anachronismus, ein Symbol für die verschlafene Digitalisierung in Deutschland. In vielen deutschen Büros gehören Faxgeräte weiterhin zur Standardausstattung. Obwohl sie nicht einmal DSGVO-konform sind. Ein Plädoyer für mehr digitales Kommunizieren von Marc Paczian von Dropbox.
Wie dramatisch die Lage wirklich ist, haben staatliche Institutionen und die öffentliche Verwaltung in den vergangenen Monaten eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Wenn schnelles Handeln Leben retten kann, sind Meldeketten oftmals ineffektiv und viel zu langsam. Händisch erfolgt die Durchsicht und Ablage eingegangener Faxe in den Einrichtungen des RKI und den Gesundheitsämtern. Verwaltungsangestellten bleibt der Gang ins Homeoffice verwehrt, weil ihr Arbeitsplatz dort ist, wo das Faxgerät steht.
DSGVO-Konformität nicht erfüllt
Ganz aktuell wurde ein neues Problem auf den Tisch gespült: Die Bremer Landesdatenschutzbeauftragte stellte fest, dass die Übermittlung personenbezogener Daten per Fax nicht DSGVO-konform ist. Begründet wurde dies damit, dass – und das lasse man sich auf der Zunge zergehen – Faxe mittlerweile nicht per Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ihren Weg zum Endgerät fänden, sondern die Übermittlung genau den gleichen Weg beschreite wie eine unverschlüsselte E-Mail, nämlich über das Internet.
Daran zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass wir es hier nicht nur mit einer veralteten, sondern auch mit einer unsicheren, den eigenen Standards ungenügenden Technik zu tun haben. Dabei gibt es schon längst sichere Alternativen. E-Mails DSGVO-konform und sicher zu verschlüsseln, ist mithilfe von Zertifikaten wie PGP und S/Mime bei digitalisierten und datenschutzsensiblen Unternehmen bereits Standard. Die Landesbeauftragte für Datenschutz in Bremen empfiehlt genau aus diesem Grund zwei altbekannte Alternativen: die verschlüsselte E-Mail oder eben doch, ganz herkömmlich, die Post.
Das Faxen in der heutigen Zeit noch als verlässliches Mittel zur Wahrung von engen Fristen zu betrachten, zeugt davon, wie konservativ, knöchern und unflexibel die Behörden und Verwaltungen in Deutschland arbeiten. Eigentlich scheiterte schon so einiges am System „Fax“: Ich erinnere nur an den geplatzten Wechsel Choupo-Motings vom HSV zum 1. FC Köln, der vor zehn Jahren die Sportwelt in Atmen hielt und die Tücken einer bestimmten Technik eindrucksvoll zur Schau stellte. An einer Fax-Panne scheiterte dieser potentielle Deal. Doch so weit müssen wir gar nicht zurückgehen. Erschreckenderweise arbeiten unsere Gesundheitsämter noch immer mit Fax und übermitteln auf diesem Weg ihre (werk-)täglichen Infektionszahlen an das RKI.
Digital faxen als Übergangslösung
Das zeigt: Das Fax hat ausgedient, doch selbst die treuesten Faxliebhaber können die Abschaffung des Faxes ganz harmonisch und ohne Entzugserscheinungen Schritt für Schritt vollziehen. Denn entsprechende Tools wie Fax.Plus, HelloFax oder eFax machen das Faxen ganz ohne Endgerät und digital möglich. Das eröffnet verschiedene Transformationsszenarien für Behörden und Unternehmen.
Die interne Abschaffung des Faxgerätes kann durch den Einsatz digitaler Fax-Tools einen harmonischen Übergang finden. Denn Unternehmen können ihre Faxnummern behalten und das Fax online erhalten. Sie müssen nicht gleich alle Fax-Verbindungen zur Außenwelt mit einem Schlag kappen, und faxgebundene Workflows bleiben grundsätzlich möglich. Das Problem, dass Mitarbeitern der Gang ins Homeoffice nicht ohne Weiteres möglich ist, wenn sie auf den Ein- und Ausgang von Faxen angewiesen und damit an den Standort eines Geräts gebunden sind, erübrigt sich so vollständig. Die elektronischen und papierlos übermittelten Daten sind dabei sogar verschlüsselbar, etwas, das ein herkömmliches Fax gar nicht leisten kann. Außerdem sorgt die Papierlosigkeit für Ordnung auf dem Schreibtisch, lästiges Ausdrucken und Einscannen spielt keine Rolle mehr. Sind mit der Umstellung auf das Digitalfax bereits alle Schwächen des Faxens ausgeräumt und die Workflows ausreichend digitalisiert?
Rechtssicherheit ist auch digital gegeben
Die Antwortet lautet: Die Schritte gehen in die richtige Richtung und kommen dem Ziel des digitalen Arbeitsplatzes ein großes Stück näher. Eine weitere Säule für sichere digitale Kommunikation ist die Integration von E-Signaturen in Arbeitsprozesse. Wer hier seine Prozesse erfolgreich transformiert hat, der spielt bereits um den Aufstieg in die Bundesliga der Digitalisierung. Vollständig mit E-Signaturen zu arbeiten, rückt auch die Realität des papierlosen Büros endlich in greifbare Nähe. Niemand will mehr bergeweise Papier auf seinen Schreibtisch bekommen oder auf die Post warten, wenn sie bereits erfolgreich mit eSignatur-Lösungen gearbeitet haben.
Mit ein paar Klicks ist das Unterschriftsprozedere vollzogen. Binnen weniger Minuten können Unterschrift, Kopie und Ablage erfolgen. Qualifizierte elektronische Signaturen (QES) stehen in Sachen Rechtsverbindlichkeit ihren handschriftlichen Schwestern in nichts nach – vor Jahren schon wurden mit eIDAS und UETA die juristischen Grundlagen geschaffen. Ganz anders als das Fax – denn per Fax übermittelte Unterschriften waren nie rechtsgültig – sind diese auch DSGVO-konform.
Marc Paczian, Head of Channel Solutions EMEA, |