Eine Studie der Jacobs University Bremen hat die Ergebnisse vieler Einzeluntersuchungen zur betrieblichen Gesundheitsförderung zusammengefasst und Befunde zu Verhaltens- und Verhältnismaßnahmen vorgestellt.
Um die Effektivität verschiedener gesundheitsfördernder und präventiver Maßnahmen in Bezug auf die Erwerbsfähigkeit und die körperliche Aktivität bzw. das Sitzverhalten zu untersuchen, haben Professorin Dr. Sonia Lippke von der Jacobs University Bremen und ihre Kollegin PD Dr. Aike Hessel von der Deutschen Rentenversicherung Oldenburg-Bremen die Daten von 4.023 Studienteilnehmern mittleren Alters, die vorwiegend sitzend arbeiten, aus 27 verschiedenen Studien analysiert.
Die Metastudie zeigt eindeutige Ergebnisse
Das Präventionsgesetz, das seit 2016 gilt, erlaubt es Krankenkassen, die Gesundheit von Angestellten zu unterstützen. Diese Maßnahmen betreffen aber nur die individuelle Förderung einzelner Mitarbeiter. Bei unternehmensweiten Maßnahmen sind die Betriebe selbst in der Pflicht. Offen war bisher jedoch, wie wirksam diese Maßnahmen in Bezug auf Arbeitsfähigkeit und Verhaltensänderung tatsächlich sind. Die Ergebnisse der nun vorliegenden Meta-Analyse sind eindeutig: Verhältnisförderung (ergonomische Maßnahmen) ist am effektivsten. Verhaltensförderung (personenbezogene Maßnahmen) ist weniger effektiv, aber trotzdem sinnvoll. Werden beide Ansätze kombiniert angeboten, kann eine mittlere Wirksamkeit erzielt werden.
Unterschiede zwischen Verhalten und Verhältnis
In den untersuchten Studien haben Verhaltensinterventionen typischerweise aus individualisiertem körperlichem Training, Beratung und Coaching bestanden. Möglich waren auch Gruppendiskussionen, in denen die positiven Effekte von körperlicher Aktivität thematisiert wurden. Das Ziel solcher Interventionen – die Gesundheit der Mitarbeiter zu verbessern – sollte erreicht werden, indem sie individuell dazu motiviert wurden, körperlich aktiver zu sein und weniger sitzende Aktivitäten auszuüben. Die Ergebnisse der Studien haben in diesem Bereich allerdings nur eine niedrige Effektstärke gezeigt. Ergo kann die Wirksamkeit solcher Maßnahmen als gering bewertet werden, um die Gesundheit der Mitarbeiter präventiv zu erhalten.
Der Begriff der Verhältnisintervention wurde angewendet, wenn die Studienteilnehmer durch Änderungen der Arbeitsplatzgestaltung und der Arbeitsorganisation (zum Beispiel ergonomische Bürostühle und Sitz-Steh-Schreibtische) dazu motiviert wurden, körperlich aktiver zu sein. Die Studienergebnisse zu präventiven Verhältnisinterventionen zeigten durchgehend eine mittlere bis hohe Effektstärke auf körperliche Aktivitäten und bewegtes Sitzen. Es konnte eine deutlich höhere Wirksamkeit als bei präventiver Verhaltensintervention erzielt werden.
Tipp für Unternehmer
Aike Hessel fasst die Ergebnisse so zusammen: „Unternehmen sind gut beraten, wenn sie gesundheitsförderliche Bewegungsmöglichkeiten in den Arbeitsalltag ihrer Mitarbeiter integrieren und die Verantwortung für ausreichende körperliche Aktivitäten nicht ausschließlich in den Freizeitbereich ihrer Mitarbeiter delegieren.“