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Bauhaus und Büro

Das staat­li­che Bau­haus – genau heu­te vor 100 Jah­ren wur­de die legen­dä­re Kunst- und Gestal­tungs­schu­le gegrün­det. Was aber unter Bau­haus zu ver­ste­hen ist, das lässt sich nicht so leicht erklä­ren. Robert Neh­ring ver­sucht es trotz­dem, mit einem Abste­cher ins Büro. Es fol­gen State­ments aus der Branche.

Klassisches Bauhaus. Historische Aufnahme von 1931.  Abbildung: Thonet

Klas­si­sches Bau­haus. His­to­ri­sche Auf­nah­me von 1931. Abbil­dung: Thonet 

Der Mies van der Rohe Business Park in Krefeld – seit 2016 Firmensitz von Interface.  Abbildung: Interface

Der Mies van der Rohe Busi­ness Park in Kre­feld – seit 2016 Fir­men­sitz von Inter­face. Abbil­dung: Interface 

Der Barcelona-Sessel von Ludwig Mies van der Rohe (1929).    Abbildung: Tecta

Der Bar­ce­lo­na-Ses­sel von Lud­wig Mies van der Rohe (1929). Abbil­dung: Tecta 

Die Freischwinger S 64 und S 32 (rechts) von Marcel Breuer (1928).   Abbildung: Thonet

Die Frei­schwin­ger S 64 und S 32 (rechts) von Mar­cel Breu­er (1928). Abbil­dung: Thonet 

Möbel von Herbert Hirche für Wilkhahn.  Abbildung: Wilkhahn

Möbel von Her­bert Hir­che für Wilkhahn. Abbil­dung: Wilkhahn 

Die Bauhaus-Lehrer auf dem Dach des damals gerade errichteten Dessauer Bauhausgebäudes (1926).  Abbildung: Bauhaus Archiv Berlin, Musee National d‘Art Moderne, Paris

Die Bau­haus-Leh­rer auf dem Dach des damals gera­de errich­te­ten Des­sau­er Bau­haus­ge­bäu­des (1926). Abbil­dung: Bau­haus Archiv Ber­lin, Musee Natio­nal d‘Art Moder­ne, Paris 

Im April 1919 wur­de das Staat­li­che Bau­haus – die ers­te refor­mier­te Kunst­schu­le nach dem Ers­ten Welt­krieg – in Wei­mar gegrün­det. Als Grün­dungs­da­tum des Bau­haus wur­den bis­lang ver­schie­de­ne Tage die­ses Monats ver­wen­det. Das Semes­ter begann zum Bei­spiel am 1. April, der Lehr­be­trieb am 28. April. Wal­ter Gro­pi­us unter­zeich­ne­te sei­nen Ver­trag am 11. April. In der Lite­ra­tur wer­den auch der 5. und der 21. April genannt. Dank der Recher­che des Bau­haus­exper­ten Vol­ker Wahl, der das viel­leicht tief­schür­fends­te Buch zum Jubi­lä­ums­jahr ver­öf­fent­licht hat, müs­sen wir aber vom 12. April aus­ge­hen. Denn dies war der Tag, an dem der Erlass zum „Staat­li­chen Bau­haus“ geneh­migt wurde.

Das Bau­haus bestand ledig­lich 14 Jah­re. Nach den Zwangs­um­sied­lun­gen nach Des­sau (1925) und dann Ber­lin (1932) muss­te es hier 1933 unter dem Druck der Natio­nal­so­zia­lis­ten schließen.

Das Bauhaus: Wiege moderner Gestaltung

Die­se 14 Jah­re waren jedoch aus­rei­chend, um Pro­dukt­de­sign und Archi­tek­tur eine neue Rich­tung zu geben, der bis heu­te in vie­len Zusam­men­hän­gen gefolgt wird. Im Bau­haus lie­gen laut Mateo Kries, Direk­tor des Vitra Design Muse­ums, zum Bei­spiel die Anfän­ge aktu­el­ler Design­ent­wick­lun­gen wie Social Design und Open Design. Das Bau­haus gilt als Deutsch­lands berühm­tes­te moder­ne Schu­le für Kunst­de­sign und Archi­tek­tur. Tim Som­mer, Chef­re­dak­teur des Kunst­ma­ga­zins Art, sieht in ihm sogar die wich­tigs­te deut­sche Erfin­dung des 20. Jahrhunderts.

Bauhaus-Berühmtheiten

Zahl­rei­che Pro­duk­te sind heu­te vie­len als Bau­haus-Iko­nen bekannt, etwa die Wie­ge von Peter Kel­er (1922), die Tisch-Leuch­te von Wil­helm Wagen­feld (1923; MT 8), das Tee-Extrakt­känn­chen von Mari­an­ne Brandt (1924, MT 49), der Was­si­ly-Ses­sel von Mar­cel Breu­er (1925; B 3), der Frei­schwin­ger von Mart Stam (1926; S 43) oder der Bar­ce­lo­na-Ses­sel von Lud­wig Mies van der Rohe (1929; MR 90).

Auch vie­le lei­ten­de Bau­haus-Leh­rer sind noch heu­te ein Begriff: neben den drei Direk­to­ren Wal­ter Gro­pi­us, Han­nes Mey­er und Lud­wig Mies van der Rohe unter ande­rem Lyo­nel Fei­nin­ger, Johan­nes Itten, László Moho­ly-Nagy, Georg Muche, Oskar Schlem­mer, Was­si­ly Kan­din­sky und Paul Klee. Die Leh­rer wur­den in den Werk­stät­ten nicht Pro­fes­so­ren genannt, son­dern Form-Meis­ter. Ihnen stand jeweils ein Werk-Meis­ter zur Sei­te, der die Grund­la­gen des Hand­werks beherrschte.

Den­noch ist es gar nicht so ein­fach zu sagen, was Ori­gi­nal Bau­haus ist und was nur Bau­haus sein könn­te, also im Bau­haus-Stil gear­bei­tet wur­de. Denn die Bau­haus­schu­le hat­te nicht nur vie­le Vor­bil­der wie den Expres­sio­nis­mus, den Deut­schen Werk­bund oder die nie­der­län­di­sche Bewe­gung De Sti­jl. Sie wirk­te eben auch noch weit über ihre kur­ze Dau­er hin­aus. Spä­te­re Bei­spie­le sind etwa die Jung­hans-Uhr Max Bill von 1961, der Füll­hal­ter Lamy 200 von Bau­haus-Desi­gner Gerd A. Mül­ler aus dem Jah­re 1966 und die zahl­rei­chen Neu­edi­tio­nen und Wei­ter­ent­wick­lun­gen von Bau­haus­klas­si­kern durch Fir­men wie Tho­net, Tec­ta oder Knoll International.

Was ist Bauhaus?

Vie­le asso­zi­ie­ren mit dem Bau­haus vor allem wei­ße Häu­ser aus Stahl­be­ton und Glas, Sitz­ge­le­gen­hei­ten aus Stahl­rohr mit schwar­zem Leder oder die Ver­wen­dung der Grund­for­men Kreis, Recht­eck und Drei­eck sowie der Grund­far­ben Rot, Gelb und Blau.

Wor­um es dem Bau­haus aber eigent­lich ging, das war die Ver­bin­dung von Kunst und Hand­werk. Es soll­ten Gegen­stän­de, Bau­ten und Räu­me für eine huma­ne­re Gesell­schaft ent­ste­hen, wie es der Autor Josef Stra­ßer aus­drückt. Kunst und Gestal­tung wur­den als Mög­lich­kei­ten betrach­tet, die Welt zu ver­bes­sern. Dazu gin­gen die Bau­häus­ler mit ganz­heit­li­cher Per­spek­ti­ve, inter­dis­zi­pli­när, radi­kal offen und spie­le­risch vor. Din­ge soll­ten aus ihrem Zweck her­aus ver­stan­den und gestal­tet wer­den, wobei dem indus­tri­el­len Her­stel­lungs­pro­zess größ­te Auf­merk­sam­keit geschenkt wur­de. Die Funk­ti­on soll­te die Gestal­tung bestim­men, Tech­nik bzw. Hand­werk die Kunst bzw. Ästhetik.

Das Bau­haus wen­de­te erst­mals in Deutsch­land den aus der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts stam­men­den Leit­satz ‚form fol­lows func­tion‘ kon­se­quent an. Es inter­pre­tier­te ihn als Ver­zicht auf alles Orna­men­ta­le und als Reduk­ti­on aufs Wesent­li­che. Unter Ein­satz neu­er Tech­ni­ken und Mate­ria­li­en ent­stan­den schlich­te, ein­fa­che, zeit­lo­se Lösun­gen, die auch öko­no­mi­sche Kri­te­ri­en erfüll­ten. „Volks­be­darf statt Luxus­be­darf“ lau­te­te eine sei­ner Devisen.

Bauhaus und Büro

Was hat das Bau­haus mit den Büros von heu­te zu tun? Natür­lich, vie­le Büro­ge­bäu­de bestehen aus Glas und Beton. Was­si­lys und Bar­ce­lo­nas schmü­cken so eini­ge War­te­be­rei­che, Frei­schwin­ger man­che Cafe­te­ria. Sicher las­sen sich auch die kli­schee­ge­wor­de­ne Kom­bi­na­ti­on aus Eames Alu­mi­ni­um Chair von Vitra und USM-Rega­len, das küh­le Design skan­di­na­vi­scher Büro­mö­bel und der Apple-Style als Bau­haus-inspi­riert betrach­ten. Das kann man alles gut oder nicht so gut fin­den. Über Geschmack lässt sich bekannt­lich (nicht) strei­ten. Die Bedeu­tung des Bau­hau­ses für den Büro­be­reich war und ist in jedem Fal­le immens. Davon zeu­gen auch die fol­gen­den Statements.

Mateo Kries

Mateo Kries, Direk­tor, Vitra Design Muse­um.
Abbil­dung: © Vitra Design Muse­um, Foto: Bet­ti­na Matthiessen

„Das Bau­haus ist für das Vitra Design Muse­um zum einen natür­lich als For­schungs- und Samm­lungs­ge­biet von gro­ßer Bedeu­tung. Wir haben vie­le Möbel aus dem Kon­text des Bau­hau­ses in unse­rer Samm­lung und ver­fü­gen über meh­re­re Nach­läs­se und Archi­ve, die sich auf die Zeit des Bau­hau­ses bezie­hen. Noch wich­ti­ger ist das Bau­haus aus unse­rer heu­ti­gen Sicht jedoch, weil es als Vor­läu­fer vie­ler aktu­el­ler Design­ent­wick­lun­gen gel­ten kann. Was heu­te unter Begrif­fen wie Social Design, Open Design oder Cri­ti­cal Design dis­ku­tiert wird – vie­les davon nahm am Bau­haus sei­nen Anfang. Man ver­stand Design als Mög­lich­keit, die Welt zu ver­bes­sern, und tat sich zu die­sem Zweck mit Gestal­tern ande­rer Dis­zi­pli­nen zusam­men. Man such­te das Expe­ri­ment, manch­mal auch die Pro­vo­ka­ti­on. Das Bau­haus war also viel mehr als der etwas kli­schee­haf­te ‚Bau­haus-Stil‘ aus Stahl, Glas und schwar­zem Leder. Wich­ti­ger als ein ein­heit­li­cher Stil war die gemein­sa­me Visi­on – man woll­te eine bes­se­re Welt gestalten.“

Dr. Marc Brunner

Dr. Marc Brun­ner, Geschäfts­füh­rer, Brunner.

„Das Bau­haus war die wesent­li­che Schu­le ihrer Zeit und hat der moder­nen indus­tri­el­len Fer­ti­gung von design­ori­en­tier­ten Pro­duk­ten den Weg berei­tet. Sei­ne Grund­prin­zi­pi­en sind auch heu­te noch die Basis für die inter­na­tio­na­le Bedeu­tung des deut­schen Indus­trie­de­signs. Unse­re Pro­duk­te ent­wer­fen wir in die­ser gestal­te­ri­schen Tra­di­ti­on und legen größ­ten Wert auf eine sinn­vol­le Ver­bin­dung von Funk­tio­na­li­tät und Ästhe­tik. Das eine geht auch aus unse­rer Sicht nie­mals ohne das ande­re. Das Design unse­rer Pro­duk­te ori­en­tiert sich immer an den Bedürf­nis­sen der Nut­zer und ent­wi­ckelt sich mit die­sen wei­ter. Dem­entspre­chend haben alle unse­re Pro­duk­te zwar ihre eige­ne Spra­che aber eines gemein­sam: Sie sind dafür gemacht, dass Men­schen sich wohlfühlen.“

Dr. Jochen Hahne

Dr. Jochen Hah­ne, geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter, Wilkhahn.

„Das Wilkhahn von heu­te ist ohne das Bau­haus gar nicht denk­bar. Hier wur­den die wich­tigs­ten Grund­la­gen für unse­re Unter­neh­mens­ent­wick­lung gelegt, die uns nach dem Zwei­ten Welt­krieg zu einem Pio­nier­un­ter­neh­men für Design made in Ger­ma­ny mach­ten: Der Bau­häus­ler Her­bert Hir­che zeich­ne­te in den 1950er Jah­ren für zahl­rei­che Möbel­ent­wür­fe und für das Ver­wal­tungs­ge­bäu­de am Wilkhahn-Stamm­sitz in Bad Mün­der ver­ant­wort­lich. In enger Zusam­men­ar­beit mit der HfG Ulm, an der unter ande­ren Josef Albers, Johan­nes Itten und Hele­ne Non­né-Schmidt lehr­ten, erlern­ten wir die Metho­dik zur Ent­wick­lung inno­va­ti­ver und lang­le­bi­ger Pro­duk­te. Mit „Ulmer“ Leh­rern und Schü­lern, wie Tomás Gon­da, Her­bert Ohl, Wil­helm Ritz, Klaus Franck und Hans „Nick“ Roe­richt, ent­wi­ckel­ten wir Mei­len­stei­ne im Cor­po­ra­te Design, in der Pro­dukt­ent­wick­lung und im Ver­ständ­nis unter­neh­me­ri­scher Ver­ant­wor­tung. Die Fabrik­bau­ten, ent­wor­fen von den Archi­tek­ten Frei Otto und Tho­mas Her­zog, setz­ten dafür auch in der Archi­tek­tur bei­spiel­ge­ben­de Zei­chen. Hoch­ran­gi­ge Aus­zeich­nun­gen wie der deut­sche Umwelt­preis und viel­zäh­li­ge Design­prei­se sind für uns Bestä­ti­gung und Ansporn, das fas­zi­nie­ren­de Erbe der Moder­ne immer wie­der neu für die Zukunft zu trans­for­mie­ren. Des­halb stel­len wir unse­re Akti­vi­tä­ten zum Jubi­lä­um unter das Mot­to Bau­haus 100+. Des­sen ganz­heit­li­cher, inter­dis­zi­pli­nä­rer Gestal­tungs­an­spruch gepaart mit gesell­schaft­li­chem Enga­ge­ment ist aktu­el­ler als je zuvor, um nach­hal­tig bes­se­re und schö­ne­re Arbeits­wel­ten zu entwickeln.“

Anne Salditt

Anne Sal­ditt, Mar­ke­ting Direc­tor Cen­tral Euro­pe, Interface.

„Inter­face fühlt sich den Leh­ren des Bau­haus eng ver­bun­den, da die­se in vie­len Aspek­ten unse­rer Unter­neh­mens­phi­lo­so­phie ent­spre­chen. Daher passt es, dass sich unser deut­scher Fir­men­sitz seit 2016 im Mies van der Rohe Busi­ness Park in Kre­feld befin­det – in einem ‚ori­gi­nal Bau­haus‘. Einen bes­se­ren Ort für unse­ren Living Work­Place hät­ten wir nicht fin­den kön­nen. In die­sem geschichts­träch­ti­gen und dabei zukunfts­ori­en­tier­ten Gebäu­de spü­ren wir jeden Tag die Ver­bin­dung von Visi­on, Hal­tung und Gestal­tung des Bau­haus zu unse­rem nach­hal­tig agie­ren­den Unter­neh­men. Zudem gibt es für uns ideo­lo­gi­sche Anknüp­fungs­punk­te. Denn auch bei Inter­face gilt die Ein­heit von Natur, Archi­tek­tur und Mensch als Mit­tel­punkt des Han­delns und Schaf­fens. Wir nen­nen das Posi­ti­ve Spaces: Lebens- und Arbeits­räu­me, in denen das Wohl­be­fin­den der Men­schen obers­te Prio­ri­tät hat. Sie sind geprägt von einem Design, das Inspi­ra­ti­on aus der Natur bezieht, und wer­den mit nach­hal­ti­gen Pro­duk­ten sowie Mate­ria­li­en aus­ge­stat­tet. Das 100-jäh­ri­ge Bau­haus-Jubi­lä­um neh­men wir zum Anlass, uns ver­stärkt auf die gemein­sa­men Wer­te zu besin­nen und uns aktiv in das Gesche­hen ein­zu­brin­gen. Als Spon­sor des Ver­eins ‚Pro­jekt MIK e.V.‘ beglei­ten wir im Bau­haus Jubi­lä­ums­jahr das Aus­stel­lungs- und Ver­an­stal­tungs­pro­jekt ‚map 2019 Bau­haus Netz­werk Kre­feld‘. Außer­dem prä­sen­tie­ren wir unter dem Titel ‚100 Jah­re Bau­haus – 100 Sto­ries by Inter­face‘ online abwechs­lungs­rei­che Geschich­ten rund um Archi­tek­tur und Design, Tra­di­ti­on und Innovation.“

Norbert Ruf

Nor­bert Ruf, Crea­ti­ve Direc­tor, Thonet.

„Als Ver­tre­ter der ‚Neu­en Sach­lich­keit‘ fan­den sich die Archi­tek­ten des Bau­haus in Micha­el Tho­nets Bug­holz­ent­wür­fen wie­der. Sein Prin­zip, Form und Mate­ri­al auf das Wesent­li­che zu redu­zie­ren, ent­sprach auch ihren Leit­li­ni­en. Die Bug­holz­ent­wür­fe von Tho­net aus dem 19. Jahr­hun­dert, dar­un­ter der berühm­te Kaf­fee­haus­stuhl 214, waren die ers­ten in Serie gefer­tig­ten Möbel und so Sym­bol des indus­tri­el­len Stan­dards sowie Aus­druck eines moder­nen Zeit­geis­tes. So hat auch heu­te noch der Stuhl 209 den Bei­na­men Cor­bu­si­er-Stuhl, da Le Cor­bu­si­er den Stuhl in vie­len sei­ner Gebäu­de ein­setz­te. So unter ande­rem im Pavil­lon de l’E­sprit Nou­veau in Paris, in der Vil­la de la Roc­ca und in den Häu­sern Nr. 13 und 14/15 in der Wei­ßen­hof-Sied­lung in Stutt­gart. Ende der 1920er Jah­re wur­de dann das damals noch voll­kom­men neu­ar­ti­ge Stahl­rohr zum belieb­ten Mate­ri­al der Bau­haus-Archi­tek­ten. Nach der Über­nah­me der von Mar­cel Breu­er mit­ge­grün­de­ten Fir­ma Stan­dard Möbel ent­stan­den ab 1930 bei Tho­net die heu­ti­gen Stahl­rohr-Klas­si­ker. Beson­ders die Model­le S 32 und S 64, gezielt ent­wor­fen für Tho­net, schlu­gen schon damals eine Brü­cke zwi­schen der tra­di­tio­nel­len Bug­holz­tech­nik und moder­nem Stahl­rohr­bie­gen. Ihr Wie­ner Geflecht erin­nert an über­lie­fer­tes Hand­werk, ihre raum­prä­gen­de Gestalt mit der Funk­ti­on des Frei­schwin­gers wies in Rich­tung Zukunft. Tho­net schaff­te es, sich ein wei­te­res Mal als Meis­ter der gebo­ge­nen For­men zu bewei­sen und wur­de Vor­rei­ter in der Ent­wick­lung inno­va­ti­ver Sitz­mö­bel. In den 1930er Jah­ren war Tho­net der füh­ren­de Her­stel­ler von Möbeln aus Stahl­rohr, die von bekann­ten Archi­tek­ten wie Mar­cel Breu­er, Mart Stam oder Lud­wig Mies van der Rohe ent­wor­fen wur­den. Noch heu­te prä­gen die Möbel und ihre Kon­zep­ti­on mit direk­ter Ver­bin­dung zu den Bau­haus-Leh­rern die DNA der Mar­ke und sind Teil unse­rer täg­li­chen Arbeit.“

Steffen Reim

Stef­fen Reim, Brand Mana­ger Bos­se – Züco – Dau­phin Home, Dau­phin Human­De­sign Group.

„Als modu­la­res Trag­rohr­mö­bel­sys­tem ist der Bos­se modul space ein klas­si­sches Bei­spiel für die Bau­haus-Phi­lo­so­phie. Laut die­ser sol­len indus­tri­el­le Mate­ria­li­en wie Trag­roh­re aus Chrom Ein­gang fin­den in die Gestal­tung von Lebens­räu­men. Ein wei­te­res bekann­tes Bei­spiel hier­für ist der Was­si­ly-Ses­sel von Mar­cel Breu­er. Das Bau­haus sah gene­rell Stahl­rohr­mö­bel als neue Design­spra­che des moder­nen Woh­nens an. Die Design­schu­le inter­pre­tier­te den Leit­satz ‚form fol­lows func­tion‘ als Ver­zicht auf alles Orna­men­ta­le, was sich mög­li­cher­wei­se in ihren Pro­duk­ten stär­ker zeigt als in der Archi­tek­tur. Der Ein­satz neu­er Tech­no­lo­gien und Werk­stof­fe revo­lu­tio­nier­te die Ent­wick­lung von Gegen­stän­den: Volks­be­darf statt Luxus­be­darf war der Leit­ge­dan­ke, unter dem vor­bild­li­che Gegen­stän­de für die künf­ti­ge Gesell­schaft pro­du­ziert wer­den soll­ten. Dar­aus resul­tier­ten schlich­te, ein­fa­che For­men, die auch unter öko­no­mi­schen Gesichts­punk­ten effi­zi­ent sind. Dies trifft auch für den Bos­se modul space zu. Das Sys­tem ist maxi­mal fle­xi­bel, viel­sei­tig und optisch redu­ziert. Der Ver­zicht auf Orna­men­te macht es zum zeit­lo­sen Klassiker.“

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