162 Liter Kaffee trinkt jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr. Davon rund acht Liter in Coffee-to-go-Bechern. Der daraus entstehende Müll ist Dr. Alexandra Hildebrandt ein Dorn im Auge. Die Publizistin zeigt, was es für umweltschonende Alternativen und Projekte gibt.
Stündlich landen in Deutschland über 320.000 Einwegbecher im Müll. Das sind jährlich etwa 2,8 Milliarden Coffee-to-go-Becher – ein 300.000 km hoher Becherturm. Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe werden dafür 64.000 Tonnen Holz, 11.000 Tonnen Kunststoff und 22.000 Tonnen Rohöl verbraucht.
Kurz Lebensdauer bei Coffe-to-go-Bechern
Die durchschnittliche Lebensdauer eines Bechers liegt bei 15 Minuten. Ein Einwegbecher besteht zwar zum Großteil aus Papier (aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz), doch das Problem liegt in der dünnen Kunststoffbeschichtung auf der Innenseite, die ein Aufweichen verhindern soll, und den Kunststoffdeckeln. Denn die meisten Becher werden in den städtischen Abfallbehältern als Restmüll entsorgt, sofern sie nicht achtlos am Straßenrand oder in Grünstreifen landen. Nur wenige finden den Weg in das duale System und kommen so in die Verwertung, fand die Deutsche Umwelthilfe heraus.
Mittel gegen die Verschwendung
Da die Becher kaum recycelt werden können, werden sie in der Regel einfach verbrannt. Das muss nicht sein, denn Refill-Becher aus Glas oder Porzellan sind eine gute Alternative. Mittlerweile gibt es in einigen Geschäften und Kaffeehausketten sogar einen Rabatt, wenn der eigene Becher mitgebracht wird: „Coffee to go again.“ Einige Städte führen derzeit übergreifende Pfandsysteme für Mehrwegkaffeebecher ein („JUST SWAP IT“ in Berlin, „Refill it – piloted by l rojito“ in Hamburg, „Freiburg-Cup“ in Freiburg).
In einigen deutschen Städten haben sich auch Initiativen zur Müllreduzierung gebildet. In Freiburg beispielsweise hat die Abfall- und Stadtreinigung (ASF) die Federführung über ein Pfandsystem. Das Prinzip ist einfach: Jeder, der seinen Kaffee lieber in einem Mehrwegbecher als in einem Einwegbecher trinken möchte, kann gegen einen Euro Pfand einen sogenannten „FreiburgCup“ erwerben. Nach dem Kaffeegenuss kann der wiederverwendbare Becher in allen teilnehmenden Geschäften abgegeben werden und der Kunde bekommt das Pfand zurück. Der Becher wird anschließend gespült und an den nächsten Kunden weitergegeben. Die Koordination des Projekts liegt bei der ASF. Gestartet wurde in Zusammenarbeit mit 14 Cafés. Aktuell beteiligen sich in der 200.000-Einwohner-Stadt mittlerweile 72 Cafés, Bäckereien und Geschäfte an dem Projekt. Die Cafébetreiber geben auf den Kaffee im FreiburgCup meistens zwischen 5 und 30 Cent Rabatt. Seit dem Start der Aktion im November 2016 ziehen die Freiburger ein durchweg positives Fazit.
Viele nachhaltige Materialien
Es wiederverwertbare Becher in vielen verschiedenen Größen und ganz unterschiedlichen Materialien. Erhältlich sind Thermobecher aus Edelstahl, Becher aus Glas oder Porzellan sowie leichtere und ressourcenschonendere Varianten aus Biokunststoffen oder Verbundwerkstoffen (einer Mischung aus Pflanzenfasern und einem Kunststoff bzw. Biokunststoff). Gastronomen dürfen die eigens mitgebrachten Becher lebensmittelhygienisch problemlos befüllen. Das Bayrische Landesamt für Umwelt bietet dazu weitere Informationen für Verbraucher und Gastronomen. Laut der Aral Studie „Trends beim Kaffeegenuss 2017“ sagen drei Viertel der Befragten, dass ihnen die Idee eines Mehrwegbechers für Coffee to go gefällt. Fast 70 Prozent der Teilnehmer geben an, dass sie „wahrscheinlich“ selbst dieses Angebot nutzen werden.
Positives Beispiel
Die Versicherungsgruppe Barmenia hat Nachhaltigkeit in ihren Unternehmenszielen verankert. In ihrer Cafeteria hat sie mit einem Pfandsystem für Mehrwegbecher den Müll aus Coffee-to-go-Bechern drastisch reduziert. „Obwohl wir in unserer Cafeteria von Beginn an Porzellantassen für den Gebrauch vor Ort eingesetzt haben, wurden jährlich 120.000 Pappbecher verbraucht. Da die Barmenia insgesamt verantwortungsbewusst agiert, war es mir ein großes Anliegen, auch diese Müllberge zu reduzieren“, sagte Uwe Scheffler, Leiter der Abteilung Casinoservice im Februar 2017. Das Pfandsystem wurde im August 2016 eingeführt und bisher konnten 80 Prozent des bisherigen Mülls eingespart werden. Aus Servicegründen werden auch noch Pappbecher angeboten. Dann ist das Getränk aber 10 Cent teurer.
Literatur:
Claudia Silber/Alexandra Hildebrandt: „Gut zu wissen... wie es grüner geht: Die wichtigsten Tipps für ein bewusstes Leben“, Amazon Media EU S.à r.l., Kindle Edition 2017.
Dr. Alexandra Hildebrandt, Publizistin, Wirtschaftspsychologin und Nachhaltigkeitsexpertin. Twitter: @AHildebrandt70 Foto: Steffi Henn |