Die Japan-Expertin Chiyo Kamiya gibt Tipps, wie kulturelle Unterschiede und Barrieren mit japanischen Businesspartnern erfolgreich überwunden werden können. Dieses Mal geht es um Treffen mit japanischen Geschäftskunden.
Ein Fettnapf kommt selten allein
Ein deutscher Unternehmer ist auf der Cebit mit japanischen Geschäftspartnern verabredet. Er hat vereinbart, seine Gäste am Flughafen abzuholen. Auf dem Weg dorthin staut sich der Verkehr und er kommt 10 Minuten zu spät. Er begrüßt seine Gäste mit einer Verbeugung und reicht ihnen mit beiden Händen und wortreicher Entschuldigung seine Visitenkarte. Die Gruppe geht zum Taxistand. Der Deutsche bietet den Gästen den Platz neben dem Fahrer und hinter dem Beifahrer an. Schließlich sollen seine Gäste etwas von der Stadt zu sehen bekommen. Er selbst setzt sich hinter den Fahrer. Da es kalt ist, läuft die Nase, und er schnäuzt sich.
Was ist hier schiefgelaufen? Den Japanern wird der Deutsche nichts anmerken. Dass etwas passiert sein muss, stellt er erst fest, nachdem sich wider Erwarten keine Zusammenarbeit entwickelt, obwohl die Kontaktanbahnung und auch die Gespräche auf der Messe nach seinem Empfinden gut gelaufen sind.
Pünktlichkeit ist in Japan eine Zierde
Japaner mögen es überhaupt nicht, wenn man sie warten lässt. Unpünktlichkeit bedeutet: Die Verabredung ist nicht so wichtig. Japanische Businessleute sind immer pünktlich. Lieber warten sie etwas, bevor sie riskieren, zu spät zu kommen. Rechtzeitig da zu sein, ist in ihren Augen ein Zeichen von Wertschätzung. Der japanische Geschäftspartner wird seinen Unmut niemals zum Ausdruck bringen, denn dadurch würde sein deutscher Partner sein Gesicht verlieren. Sie können aber sicher sein, dass er sich das merkt.
Tipp: Planen Sie ausreichend Zeit ein, um Ihren Gast rechtzeitig zu empfangen.
Reden ist Silber
Sich für einen Fehler wortreich zu entschuldigen, ist in Deutschland ganz normal. Oftmals bietet das Zuspätkommen schon den Einstieg ins Gespräch: der Stau, ein Anfänger hinter dem Steuer oder das Navi, das eine falsche Route vorschlug, können der Eisbrecher sein.
Nicht so in Japan. Da, wie wir schon festgestellt haben, Zuspätkommen als Unhöflichkeit gilt, führt eine ausführliche Entschuldigung nur dazu, dass dieser Fauxpas noch in aller Breite betont wird.
Tipp: Entschuldigen Sie sich, aber nur kurz. Nehmen Sie weitere Termine pünktlich wahr, dann ist der Fehler schnell vergessen.
Der beste Platz ist hinter dem Fahrer – für die Gäste
Was nur wenige wissen: Auch für die Sitzordnung im Auto gibt es in Japan Regeln. Der ranghöchste Fahrgast sitzt hinter dem Fahrer, der rangniedrigste Fahrgast neben dem Beifahrer. Das ist die Sitzordnung nach dem sogenannten japanischen Protokoll, das für geschäftliche Anlässe gilt.
Tipp: Prüfen Sie im Vorfeld die Rangfolge Ihrer japanischen Gäste, sodass Sie Ihren Fahrgästen die richtigen Plätze anbieten können.
Nase hochziehen statt Schnäuzen
Sie lesen richtig. Japaner putzen sich die Nase niemals in der Öffentlichkeit. Das ist nach ihrem Empfinden unhygienisch. Daher gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder hochziehen – für uns Deutsche zugegebenermaßen unüblich – oder Nase putzen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. In unserem Beispiel im Taxi bleibt dem deutschen Geschäftsmann nichts anderes übrig als hochzuziehen.
In Restaurants lassen sich solche Irritationen jedoch vermeiden. Sie können entweder versuchen, in einem separaten Raum zu speisen oder einen Platz an einem unauffälligen, aber dennoch angemessenen Tisch zu reservieren. Noch besser: Sie laden Ihre japanischen Gäste zu sich nach Hause ein. Es wird sie sehr freuen.
Tipp: Seien Sie darauf vorbereitet, dass Japaner in Ihrer Gegenwart die Nase hochziehen und lassen Sie sich Ihre Irritation nicht anmerken. Versuchen Sie sich für die Zeit, die Sie gemeinsam verbringen, darauf einzustellen.
Japaner sind stark in ihrer Kultur verankert und schätzen es sehr, wenn ihre Geschäftspartner dies respektieren. Daher lohnt sich eine gründliche Vorbereitung auf den Besuch, beispielsweise mit einem Workshop.
Chiyo Kamiya, Inhaberin Japan Concept. |