Wie lassen sich Arbeitsorte ideal gestalten und welche Funktionen sollen sie zukünftig erfüllen? Das Münchner Planungs- und Beratungsunternehmen CSMM hat fünf Thesen zur Arbeitswelt von morgen formuliert. In These fünf ist das Büro der Ort für Identifikation und Bindung.

Timo Brehme, Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der CSMM GmbH. Abbildung: Myrzik & Jarisch
Als Architekten arbeiten wir in dem Bewusstsein, dass nichts unmittelbarer wirkt als der uns umgebende Raum – und zwar nicht nur im Hinblick auf Wohlbefinden und Ästhetik, sondern auch auf Strukturen und Prozesse. Sorgfältig gestaltete Räume sind in unseren Augen ein Motor für Motivation und Innovation.
Doch welche Funktion sollen die Büros von morgen übernehmen? Wir beobachten in der heutigen Bürolandschaft zu 80 Prozent Notwendigkeitsräume. Eine verschenkte Chance! Denn inspirierende Arbeitsorte sind emotionales Bindemittel an die Unternehmenskultur. Dennoch verzeichnen viele Büros nur noch eine Auslastung von 45 Prozent. Nicht umsonst hat bei Arbeitgebern ein Umdenken stattgefunden. Geschäftsführende kleiner und mittelgroßer Unternehmen wünschen sich keine Reduktion, sondern eine Umgestaltung der Flächen in Bezug auf Ausstattung und Grundriss – das ergab eine Trendstudie des Deutschen Innovationsinstituts für Nachhaltigkeit und Digitalisierung (diind). „Die Qualität der Flächen in Bezug auf Nachhaltigkeit und ‚Wellbeing‘ der Mitarbeitenden spielt vor den verstärkten Diskussionen um das Thema ESG (Environmental, Social und Governance) eine sehr große Rolle“, erklärt David Rouven Möcker, Partner Real Estate bei PwC Deutschland.
Es gilt also, das Büro als Möglichkeitsraum neu zu denken, die Nutzer in den Fokus zu rücken und die Bedürfnisse der einzelnen Gruppen zu berücksichtigen. Das Homeoffice darf dabei als erweiterter Möglichkeitsraum ein fester Bestandteil des modernen Arbeitens bleiben und ist intelligente Ergänzung ebenso wie gezielt genutzter Rückzugsort zum konzentrierten Arbeiten.
Durch ein durchdachtes, individuelles Konzept wird das Büro zum Hub und Home: Die vorher getrennten Systeme „Hub“ (das Büro als sozialer Knotenpunkt) und „Home“ (das Zuhause) verbinden sich. Im Hub kommen die Mitarbeitenden zusammen, entwickeln gemeinsame Ideen. Dafür bieten die Büros von morgen Begegnungs- und Kommunikationsflächen. Als Home begreifen die Mitarbeitenden es in Form einer sinnstiftenden Unternehmensheimat.
Folgerichtig sehen wir den Aus- und Umbau von Büroflächen als interdisziplinären Prozess, der praktisch nie endet. Jedes Büro sollte immer wieder an neue Anforderungen anpassbar sein, die Gestaltung muss prozessorientiert gedacht werden. Flexibel nutzbare Räume lassen sich mit Trennwänden oder Möbeln schnell in kleinere Ruheinseln verwandeln – und ebenso wieder als agile Kollaborationsflächen umgestalten. Die Frage ist also nicht die nach einem „Wie viel an Quadratmetern“, sondern die nach der Zielsetzung, mit der sich eine Fläche zeitgemäß gestalten lässt, um Agilität und Produktivität zu fördern. Das Büro muss zu einem Sehnsuchtsort mit Erlebnisaspekt werden, der motiviert, dorthin zu gehen.


























































