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Creating Places #2: Dr. Laura Kienbaum – Start with zero

Das Büro durch­lebt einen grund­le­gen­den Wan­del. Es erhält neue Funk­tio­nen und steht vor neu­en Her­aus­for­de­run­gen. Das Bera­tungs- und Pla­nungs­stu­dio loop akti­viert Orte und ent­fes­selt deren Poten­zi­al. Dies­mal wird ein gedank­li­cher Neu­start emp­foh­len von Dr. Lau­ra Kien­baum.

Dr. Laura Kienbaum, Geschäftsführende Gesellschafterin, loop GmbH. loop-places.com. Abbildung: loop

Dr. Lau­ra Kien­baum, Geschäfts­füh­ren­de Gesell­schaf­te­rin, loop GmbH. loop-places.com. Abbil­dung: loop

Aktu­ell ver­geht gefühlt kaum eine Woche ohne öffent­lich­keits­wirk­sa­me „RTO – return to office“-Verlautbarungen. Ins­be­son­de­re die Ankün­di­gung einer gro­ßen deut­schen Bank, dass ihre Füh­rungs­kräf­te wie­der an vier Tagen im Büro zu arbei­ten haben und dass Home­of­fice an Mon­ta­gen und Frei­ta­gen nicht mehr zuläs­sig sei, führ­te zu gro­ßem Auf­schrei – bei nahe­zu allen Mit­ar­bei­ten­den. Wenn man uns fragt: zu Recht! Ein Weg in die Zukunft kann nicht auf den aus­ge­tre­te­nen Pfa­den der Ver­gan­gen­heit erfol­gen. Das heißt aber auch, dass Tätig­kei­ten, die orts­un­ab­hän­gig erle­digt wer­den kön­nen, neue For­ma­te und Regeln benö­ti­gen und Unter­neh­men nicht hart­nä­ckig an ver­al­te­ten Struk­tu­ren fest­hal­ten können.

Der Haupt­grund für den Ruf zurück ins Büro liegt meist dar­in begrün­det, dass vie­le Orga­ni­sa­tio­nen und Füh­rungs­kräf­te noch nicht durch­gän­gig ein neu­es Füh­rungs­ver­ständ­nis ent­wi­ckeln und eta­blie­ren konn­ten. Die lang­fris­ti­ge Bin­dungs­wir­kung von Immo­bi­li­en stellt einen ande­ren Aspekt dar, der zwar nicht offen kom­mu­ni­ziert, aber nicht zu unter­schät­zen ist. Trotz gerin­ger Aus­las­tung wird am Bestand unver­än­dert fest­ge­hal­ten. Frei nach dem Mot­to: Jetzt sind die Flä­chen da, dann müs­sen wir sie auch nut­zen! Als Nar­ra­tiv für die Mit­ar­bei­ten­den greift die­ses Argu­ment ganz offen­sicht­lich nicht.

Wäh­rend wir die­se Aspek­te und Grün­de für den Ruf zurück ins Büro grund­sätz­lich nach­voll­zie­hen kön­nen, stel­len wir uns die Fra­ge, wie sich die Situa­ti­on dar­stel­len wür­de, wenn ein Unter­neh­men aktu­ell kei­ne Immo­bi­li­en hät­te, weder im Eigen­tum noch ange­mie­te­te Flä­chen. Wie wür­de ein Unter­neh­men die Fra­ge nach Lage, Quan­ti­tät und Qua­li­tät der Büro­flä­che dann beant­wor­ten? Wel­ches Büro wür­de eine Orga­ni­sa­ti­on rea­li­sie­ren, wenn sie bis­her kei­nes hät­te? Jetzt mögen Sie ein­wen­den, das sei ein hüb­sches Gedan­ken­spiel, funk­tio­nie­re aber doch nur bei Neu­grün­dun­gen, Start-ups oder Unter­neh­men, die ohne­hin, auch schon vor der Pan­de­mie, kein Büro hat­ten. Aus unse­rer Sicht ist die­ser gedank­li­che Neu­start aber auch für eta­blier­te Orga­ni­sa­tio­nen hilf­reich, um tra­dier­te Denk­mus­ter zu hin­ter­fra­gen und so neue Arbeits­wel­ten andenken zu kön­nen, die jen­seits von bekann­ten Struk­tu­ren lie­gen. Immo­bi­li­en­ma­na­ger im Kon­text des pro­du­zie­ren­den Gewer­bes stel­len sich regel­mä­ßig sol­che Fra­gen und spie­len mög­li­che Optio­nen zunächst auf dem wei­ßen Blatt Papier durch. Die Ergeb­nis­se wer­den dann in einem zwei­ten Schritt auf bestehen­de Flä­chen und Gebäu­de übertragen.

Dies kann auch mit Blick auf das Büro der Zukunft sinn­voll sein. Die Per­spek­ti­ve auf ein Büro hat sich in allen Dimen­sio­nen ver­än­dert. Heu­te geht es nicht mehr nur um die Fra­ge, wie viel Büro, son­dern, wel­ches Büro brau­che ich für wen und wann. Was muss das Büro kön­nen? Sinn und Zweck des Büros müs­sen neu besetzt wer­den. Wir neh­men nicht nur „flight to qua­li­ty“ in Bezug auf bes­se­re Gebäu­de, son­dern auch „flight to expe­ri­ence“ wahr. Vor der Pan­de­mie konn­te sich bei­spiels­wei­se bei unse­rem Kun­den Spar­da-Bank in Ber­lin nie­mand vor­stel­len, dass eine Bank völ­lig orts­un­ab­hän­gig arbei­ten kann. Mobi­les Arbei­ten war die Aus­nah­me. Bank­ge­schäf­te, Kun­den­kon­takt und Ver­wal­tung erfor­der­ten per­sön­li­chen Kon­takt. Basie­rend auf den Erfah­run­gen im Lock­down gab man sich mutig der gedank­li­chen Frei­heit hin und ent­wi­ckel­te die Arbeits­welt der Zukunft auf einem White­board von Grund auf neu. So konn­te ein mehr­fach als inno­va­tiv aus­ge­zeich­ne­tes Kon­zept ent­ste­hen: die Prä­senz­stra­te­gie. Obwohl die Mit­ar­bei­ten­den voll­kom­men frei über ihren Arbeits­ort ent­schei­den dür­fen, sind die neu­en Büros gut besucht. Kun­den­be­zie­hun­gen wer­den an unter­schied­li­chen Orten und in unter­schied­li­chen For­ma­ten gepflegt. Die neu ent­stan­de­nen Orte üben vor allem als Begeg­nungs­or­te gro­ße Anzie­hungs­kraft aus. Sie las­sen Gemein­schafts­ge­fühl und Wirk­sam­keit unmit­tel­bar erle­ben. Über die pas­sen­de Mischung aus Kol­la­bo­ra­ti­on und Zuge­hö­rig­keit mit gemein­sa­men Geschich­ten und Ritua­len ent­steht Iden­ti­tät. Außer­dem wich­tig: Das Öko­sys­tem an Arbeits­plät­zen geht über die Wän­de des eigent­li­chen Büros hin­aus und bie­tet in der jewei­li­gen Umge­bung Cafés, Biblio­the­ken und Außen­be­rei­che als zusätz­li­che Orte, an denen die Mit­ar­bei­ten­den arbei­ten, sich tref­fen, Kon­tak­te knüp­fen und neue Ener­gie schöp­fen können.

Für uns bleibt zu sagen: Gute Orte sind magisch. Sie sind das Ergeb­nis har­ter Arbeit. Gute Orte fal­len nicht vom Him­mel. Sie zu rea­li­sie­ren braucht Mut, Klar­heit und Geduld.

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