Heutige Arbeitsbereiche mögen vielfältig sein, ihre Flexibilität ist aber begrenzt. Für agile Teamarbeit braucht es dynamische, vernetzte Strukturen – mithilfe von KI. Ein Ausblick von Prof. Nikolaus Hafermaas, Managing Partner bei Graft Brandlab, über künstliche Intelligenz in den neuen Arbeitswelten.
„Hallo Nik, was kann ich für dich tun?“ – „EDDI, ich muss mich für eine Stunde konzentrieren. Bitte schaff mir eine Fokuszone.“ So oder ähnlich läuft der Dialog mit der künstlichen Intelligenz EDDI ab, mit der wir derzeit in unserem Testlab in Berlin-Mitte experimentieren. Der Clou: EDDI spricht frei mit den Menschen im Raum, kann Wände verschieben und so individuelle Raumsituationen für unterschiedliche Arbeitsmodi schaffen. Hier passt sich der Raum dem Menschen an. Als Kreativagentur halten wir diese Flexibilität für absolut zukunftsweisend. Denn seit sich Hybrid- und Remote-Working als Arbeitsformen etabliert haben, verzeichnen wir eine zunehmende Verkleinerung der Büroflächen, während die Ansprüche an den Arbeitsplatz gestiegen sind. Für uns bedeutet das, Räume neu zu denken.
Weg vom statischen Open Space, hin zu interagierenden Räumen
Auch wenn die neue Arbeitsplatzgeneration vielfältiger erscheint als das traditionelle, linear organisierte Büro, ist ihre Flexibilität oft noch eingeschränkt. Großraumbüros sind nicht für die unterschiedlichsten Arbeitstätigkeiten ausgelegt. Die einen wollen im Plenum diskutieren, die anderen brauchen eine abgeschirmte Fokuszone. Hier setzt der Ansatz des Activity Based Working mit effizienter Konfiguration und dynamischer Zonierung an – Räume, die mit dem Menschen interagieren. Dafür braucht es aber konkrete Lösungen. Künstliche Intelligenz liegt auf der Hand.
Empathie für künstliche Intelligenz?
Technologische Innovation braucht gesellschaftliche Akzeptanz. Das klingt logisch und manch einer erinnert sich vielleicht noch an das „Google Glassholes“-Debakel, dem Auftauchen und schnellen Verschwinden von Videobrillenträgern, die ihre Mitmenschen mit ihren Always-on-Kameras verunsicherten.
Nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch wünschenswert – diese Prämisse wird von vielen immer noch unterschätzt. Als Kreative sind wir per se neugierig und offen für unkonventionelle Ideen und Lösungen – in der Praxis hat aber nicht jedes Unternehmen die Kapazität für solche Experimente. Als Innovationsagentur sehen wir es daher als unsere Aufgabe, für unsere Kunden und deren Bedürfnisse zu filtern, zu testen und zu kommunizieren. Wir beschäftigen uns schon lange mit der Frage, wie das Verhältnis zwischen Mensch und bahnbrechender Technologie nachhaltig und humanistisch gestaltet werden kann. Um ein Gespür dafür zu bekommen, wie, wo und wann wir uns den – zugegebenermaßen manchmal kontroversen – Innovationschancen der großen KI- und Tech-Konzerne öffnen wollen. Für uns ist klar: Es braucht Persönlichkeit, Empathie, Esprit und echten Mehrwert.
Im Dialog mit dem Cognizant Workspace
Mit dem Cognizant Workspace testen wir das Potenzial einer dialogbasierten Raumkonfiguration am Arbeitsplatz. Im diesem spielt EDDI, unsere künstliche Intelligenz, die Hauptrolle. Eine KI mit eigener Persönlichkeit – was für uns im Kontext von Markenpersönlichkeiten und Conversational Branding besonders relevant ist. Entwickelt wurde sie von Dr.-Ing. Detlev Herbst und seinem Sohn Paul Herbst, beide von herbst.design. EDDI ist in der Lage, durch einen natürlichen Dialog über freies Hören und Sprechen sowie auf Basis von Kalendereinträgen die Umgebung in Echtzeit an die Bedürfnisse der arbeitenden Menschen anzupassen. Will jemand beispielsweise konzentriert arbeiten, sorgt EDDI durch das Schließen eines Vorhangs oder einer mobilen Wand für die nötige Abschirmung. Möchte sich die Person aber spontan mit anderen besprechen, öffnet EDDI den Raum zum Nachbararbeitsplatz. Das Training von EDDI ist so ausgerichtet, dass stets das produktive Miteinander und die Steigerung der Zufriedenheit aller Mitarbeitenden im Mittelpunkt stehen.
Dabei geht es nicht nur um die physische Anpassung des Raumes. Die künstliche Intelligenz soll lernen, menschliche Interaktionen und Arbeitsmuster subtil zu verstehen und zu antizipieren. Eine menschenzentrierte Technologie mit Empathie, die uns allen nützt – das sollte das Ziel unserer KI-Entwicklungen sein. Nur so können wir eine nachhaltig lebenswerte Zukunft gestalten, in der Menschen Menschen bleiben können.
Prof. Nikolaus Hafermaas, Managing Partner | Creation, |