Das Büro ist das Mastertool des Wirtschaftens. Leider wird es in zu vielen Fällen sträflich vernachlässigt. Professor Jan Teunen über die Gestaltung von Büroarbeitsplätzen.
Funktionalität und nicht Poesie, Effizienz und nicht Effektivität stehen im Vordergrund. Man kalkuliert, wie viele Quadratmeter ein Mensch benötigt, um gut zu funktionieren. Man fragt hingegen nicht, welcher Qualitäten ein Raum bedarf, damit die Menschen in ihm nicht bloß funktionieren, sondern lebendig sind und effektiv arbeiten können.
Lauernde Gefahren in tristen Büroräumen
Das Resultat liegt auf der Hand: Die meisten Büros gleichen Wüsten, die Menschen schwächen. In durchschnittlichen Büroräumen unserer modernen Arbeitswelt sind Schöpfergeist und Kreativität unmöglich. Und das tut uns nicht gut. Es schadet langfristig nicht nur den Menschen, die sich in den toten Räumen täglich plagen und neurotisch werden, weil die kulturelle Umgebung nicht antwortet. Es schadet auch den Unternehmen und der Gesellschaft.
Weil das so ist, müssen wir uns von Arbeitsräumen mit Kanalcharakter verabschieden. Durch solche Arbeitsräume werden Prozesse gepresst. Negativer Stress entsteht. Kreativität vertrocknet, weil bei negativem Stress die linke Gehirnhemisphäre zunächst über die rechte stolpert, so lange, bis es nichts mehr zu stolpern gibt. Die rechte Gehirnhälfte trocknet dann aus. Auf diese Weise geht verloren, was menschliche Arbeit heute am dringendsten braucht: Kreativität.
Das Büro der Zukunft sollte mit Schönheit geflutet werden
Digitalisierung stellt diejenigen vor neue Herausforderungen, die Arbeitsräume gestalten und einrichten. Ihre Kernaufgabe wird darin bestehen, Räume zu schaffen, in denen Menschen ihr geistiges und emotionales Potenzial entfalten können. Routinearbeiten werden in Zukunft von intelligenten Maschinen erledigt. Was für den Menschen in den Büros an Arbeit bleibt, ist die gewollte Co-Kreation, die ohne ein poetisches Umfeld nur schwer gelingen wird.
Das Büro der Zukunft sollte als ein Lebensraum für Potenzialentfaltung entworfen werden. Es sollte mit Schönheit geflutet werden, weil Schönheit der Dünger für Kreativität ist.
Das Büro wird sicher nicht verschwinden, es muss sich aber in ein Gewächshaus für Kreativität verwandeln. Eine totale Individualisierung steht nicht zu erwarten, denn Motivation und Engagement erwachsen wesentlich aus der Begegnung mit den Mitarbeitern und der Verbundenheit in einem Team.
Von daher ist damit zu rechnen, dass es auch in Zukunft gemeinsame Büroräume in Unternehmen geben wird – sie werden aber je nach Erfordernis sehr unterschiedlich aussehen. Nur eines wird ihnen gemein sein: In ihrem Zentrum steht der Mensch. Officina Humana.
Prof. Jan Teunen, Geschäftführer, Teunen Konzepte GmbH.www.teunen-konzepte.de |