Auch wenn nun viele Office-Worker wieder zunehmend im Büro arbeiten, haben sich hybride Arbeitsmodelle etabliert. Die International Workplace Group (IWG) hat zehn Trends für die Wissensarbeit formuliert, die das Jahr 2025 prägen sollen.
In der letzten Etappe des Jahres 2024 war zunehmend von einer „Rückkehr ins Büro“ die Rede. Darüber hinaus ist aber auch ein anderes Modell in aller Munde, das vielerorts bereits Anwendung findet: das hybride Arbeiten. Dies gibt Beschäftigten die Möglichkeit, zu arbeiten wie und wo sie wollen – ein Konzept, von dem viele Führungskräfte glauben, dass es zumindest auf lange Sicht Vorteile bringt.
Zumindest zum Teil hat das auch strategische Gründe: Da immer mehr Mietverträge auslaufen, verkleinern viele Unternehmen ihren traditionellen Immobilienbestand. Doch es gibt noch weitere Ursachen: Mark Dixon, CEO und Gründer der International Workplace Group, dem weltweit größten Anbieter von flexiblen Arbeitsplätzen, geht davon aus, dass Führungskräfte im Jahr 2025 zunehmend Zeit und Aufmerksamkeit darauf verwenden werden, die Produktivität, Zufriedenheit und Loyalität ihrer Mitarbeitenden zu steigern. Hybrides Arbeiten stehe daher fest auf der Agenda vieler Vorstandsetagen.
Die IWG betrachtet die folgenden zehn Trends als prägend für die globale Arbeitswelt im Jahr 2025:
#1 Ablehnung der „Rückkehr ins Büro“
Unternehmen, die von ihren Mitarbeitenden weiterhin erwarten, dass sie jeden Tag lange Strecken zu einem zentralen Büro pendeln, könnten eine Kündigungswelle erfahren. Laut einer Untersuchung der IWG beobachten 67 Prozent der befragten Führungskräfte einen Anstieg an Bewerbern, die ihr altes Unternehmen verlassen wollen, weil dieses auf einer täglichen Anwesenheit in der Zentrale besteht.
#2 Ergebnisse statt Arbeitszeiten
Dixon betont, dass Produktivität von gutem Management und klaren KPIs abhängt, nicht vom Standort. Die IWG prophezeit, dass Arbeitgeber im Jahr 2025 (und darüber hinaus) mehr Wert auf Ergebnisse als auf traditionelle Arbeitszeiten legen. Nicholas Bloom, Professor an der Stanford University und Experte für Managementfragen, geht sogar von einer durchschnittlichen Produktivitätssteigerung von drei bis vier Prozent durch hybrides Arbeiten aus.
#3 Bedeutung von KMU wird wachsen
Rund 40 Prozent aller Arbeitsplätze gehören heute zu kleinen und mittleren Unternehmen. Das entspricht etwa der Hälfte des weltweiten Bruttoinlandprodukts. Die IWG erwartet, dass sich die KMU-Anzahl bis 2031 nahezu verdoppeln wird. Dadurch würde auch der Bedarf an professionellen Arbeitsplätzen in Vorstädten und Kleinstädten steigen.
#4 Boom der Pendlerstädte
Die IWG geht davon aus, dass sich die Wirtschaftslandschaft verändern wird, wenn sich Beschäftigte vermehrt für wohnortnahe Arbeitsplätze entscheiden. Der Grund: Pendlerstädte werden wieder zum Leben erweckt. In den USA könnten Städte wie Westport, Connecticut, dank lokaler Arbeit einen Zuwachs an qualifizierten Arbeitskräften von 72 Prozent verzeichnen, während britische Pendlerstädte in den nächsten zwei Jahrzehnten einen Zuwachs von bis zu 175 Prozent erleben könnten.
#5 Generation Hybrid verändert Weise, wie wir arbeiten
Bis 2025 wird die Generation Z ein Drittel der Erwerbstätigen ausmachen und mit ihren digitalen Fähigkeiten und Erwartungen an die Flexibilität die Normen am Arbeitsplatz beeinflussen. Als Digital Natives, die es gewohnt sind, überall zu arbeiten, lehnen viele neue Hochschulabsolventen die Vorstellung eines fünftägigen Pendelns in ein zentrales Büro ab. Unternehmen, die sich nicht auf diese flexiblen Vorlieben einstellen, riskieren, dass ihnen erstklassige Talente entgehen.
#6 Das Ende des traditionellen Pendelns
Arbeiten in Wohnortnähe spart Zeit und Kosten. Die IWG hat in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Development Economics herausgefunden, dass mehr als drei Viertel (76 Prozent) der Beschäftigten durch hybrides Arbeiten bis zu 30.332 Dollar jährlich sparen, wenn sie nicht mehr täglich ins Stadtzentrum pendeln, sondern vier Tage pro Woche vor Ort arbeiten würden. Dr. Christoph Schneide, Regional Senior Vice President der IWG Deutschland, erklärt, dass hybrides Arbeiten für die Generation Z, die bei Inflation und steigenden Kosten ins Berufsleben eintritt, eine erhebliche finanzielle Entlastung bringen könnte.
#7 Hybrides Arbeiten fördert Gleichstellung in Führungsetagen
Trotz der Fortschritte bei der Gleichstellung und Vielfalt in der Belegschaft sind Führungspositionen für viele Frauen nach wie vor schwer zu erreichen. Hybride Arbeit, die Flexibilität für diejenigen bietet, die Kinder und Familie unter einen Hut bringen müssen, erweist sich für Frauen daher als unschätzbar wertvoll.
#8 Das „Right to Switch Off“ wird sich weiter durchsetzen
Das Aufkommen neuer Technologien ermöglicht es heute, flexibel aus der Ferne zu arbeiten. Das hat aber auch dazu geführt, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Als Reaktion darauf haben mehrere Länder, darunter Frankreich, Griechenland und Australien, Gesetze zum „Recht auf Abschalten“ erlassen, um die arbeitsfreie Zeit der Erwerbstätigen zu schützen. Dieser Trend wird sich weiter ausbreiten: Der britische Make-Work-Pay-Plan schlägt Rechtsvorschriften zur Förderung einer für beide Seiten vorteilhaften Arbeitspolitik vor. In den USA gibt es Bewegungen für ähnliche Gesetze, wobei Kalifornien eine Vorreiterrolle einnimmt. Sowohl Unternehmen als auch die Regierungen erkennen an, wie wichtig es ist, die Freizeit vor beruflichen Eingriffen zu schützen.
#9 Hybrid Work als Wellness-Benefit
Untersuchungen haben gezeigt, dass hybride Arbeitsformen wesentliche Vorteile für das allgemeine Wohlbefinden der Beschäftigten haben können. Die Verbesserung des Stressniveaus, der körperlichen Gesundheit und der Ernährung wirkt sich positiv auf die Produktivität und Motivation am Arbeitsplatz aus. Dieser Trend wird sich 2025 nach Ansicht der IWG auf neue Art und Weise manifestieren – von robusteren Richtlinien für hybrides Arbeiten über einen besseren Zugang zu Fitnesseinrichtungen bis hin zu verbesserten Hilfsprogrammen für Mitarbeitende und freien Tagen für die psychische Gesundheit.
#10 Mischnutzung wird Stadtzentren verändern
Dynamische Mischnutzungsprojekte werden Geschäftsviertel weltweit verändern. Die Auswirkungen des hybriden Arbeitens haben die Zahl der innerstädtischen Pendler verringert und treiben Investoren, Vermieter und Entwickler dazu an, die kommerziellen Kerne der Städte jenseits der reinen Bereitstellung von Büroflächen neu zu gestalten. In London spiegelt die Entscheidung von HSBC, den HSBC Tower in Canary Wharf bis 2027 zu räumen und in kleinere Räumlichkeiten umzuziehen, eine dauerhafte Verlagerung hin zu flexibler Arbeit wider, die den Umbau eines Büroturms in ein gemischt genutztes Gebäude zur Folge hat. In ähnlicher Weise integriert der Stadtteil Star Metals in Atlanta den urbanen Lebensstil mit seiner Mischung aus Arbeitsplätzen, Wohnungen und Freizeiteinrichtungen. Da Beschäftigte näher an Wohnorten arbeiten, müssen Städte, die auf Büroangestellte ausgerichtet sind, zu Orten der Zusammenarbeit und Unterhaltung werden.