Im April 2024 ist der digitale Produktpass (DPP) mit der EU-Verordnung über das Ökodesign für nachhaltige Produkte (ESPR) verabschiedet worden. Sein Ziel ist, die Transparenz und die Förderung der Kreislaufwirtschaft zu verbessern. Levent Ergin von Informatica nennt fünf wichtige Faktoren des Passes.
#1 Dynamisches, digitales Produktdossier
Der digitale Produktpass dient als dynamisches digitales Dossier, das den gesamten Lebenszyklus eines Produkts – inklusive Konzeption, Design, Herstellung und Vertrieb – erfasst und in Form eines „digitalen Zwillings“ zugänglich macht. Er fungiert als digitale Methode zur Aufzeichnung und Weitergabe umfassender Informationen über ein Produkt und seine Bestandteile. Das fördert Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette.
#2 Entscheidungshilfe beim Kauf
Der DPP soll sowohl Verbrauchern als auch Unternehmen dabei helfen, beim Kauf von Produkten gut informierte Entscheidungen zu treffen. Außerdem soll er die Prozesse im Zusammenhang mit Reparaturen und Recycling rationalisieren und tiefere Einblicke in die Umweltauswirkungen während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts ermöglichen.
#3 Verantwortlichkeiten in verschiedene Branchen
Für Unternehmen, die beispielsweise Elektronik, Bauprodukte oder Batterien herstellen und diese in der EU verkaufen, spielt der DPP eine wichtige Rolle. Die für die ESPR vorgeschlagenen Regeln gelten für alle Produkte in der EU – unabhängig davon, wo sie hergestellt werden. Der DPP soll für etwa 30 Kategorien gelten und voraussichtlich ab 2026 eingeführt werden.
#4 Erfassung von Produktdaten und Lieferkettendetails
Die Umsetzung des Produktpasses erfordert die Erfassung, Verwaltung und Weitergabe von Informationen wie Produktdaten und Lieferkettendetails. Im Rahmen des DPP wurden verschiedene Anforderungen festgelegt, unter anderem Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Reparierbarkeit. Auch Stoffe, die sich auf die Kreislaufwirtschaft auswirken, spielen eine Rolle, ebenso wie Energie- und Ressourceneffizienz, Recycling und der Umweltfußabdruck.
#5 Stammdaten im DPP-Ökosystem
Hersteller und Zulieferer geben Produktdaten auf unterschiedliche Weise für DPPs frei. Hierbei kommt der Verwaltung von Stammdaten eine Schlüsselrolle zu, da die für die Nachhaltigkeit eines Produkts relevanten Informationen oft über verschiedene Geschäftssysteme verstreut sind. Um einen verlässlichen DPP-Rahmen zu schaffen, müssen der Chief Data Officer (CDO) und der Chief Sustainability Officer (CSO) eines Unternehmens diese Daten an einem zentralen Speicherort zusammenführen und die „Governance durch Deduplizierung“, Datenqualitätskontrolle und Workflow-Automatisierung sicherstellen.
Nächster Schritt
Die Einbindung von DPPs in den primären ESG-Rahmen eines Unternehmens zählt mittlerweile zum Pflichtprogramm. Es ist daher an der Zeit, proaktiv eine umfassende Datenstrategie zu entwickeln und Lösungen zu finden, die die nahtlose Erfassung, Verwaltung und gemeinsame Nutzung von Daten erleichtern.
Levent Ergin, Global Chief ESG, Sustainability Strategist, |