Im finalen Teil ihrer Kolumne beschreibt Andrea Trapp, Vice President Business International von Dropbox, wie im Zeitalter von Remote Work Jung und Alt zusammenarbeiten müssen, damit das ganze Team auch ortsunabhängig weiterhin an einem Strang zieht …
Vier Generationen agieren zurzeit gemeinsam in der Arbeitswelt. Die älteren Generationen haben sich in den letzten Jahrzehnten im Arbeitsleben instituiert. An sich könnten die jüngeren Generationen die jahrzehntealten Erfahrungen um neue Perspektiven erweitern, wenn es die Unternehmenskultur zuließe. Denn der Wunsch nach Mitgestaltung ist bei jungen Menschen verbreitet. Die Möglichkeit für die jüngeren Generationen, sich aktiv ins Unternehmen einzubringen, verlangt von den Älteren viel Vertrauen(svorschuss), Geduld und Offenheit. Allerdings ist die aktive Mitgestaltung auch eine Bringschuld. Denn niemand kann verlangen, dass es Vorteile nach Wunschkatalog hagelt, während die Pflichten den Älteren überantwortet sind und für die Neueinsteiger stetig abnehmen.
Von neuen Verantwortlichkeiten und agilen Teams
Die Arbeit aus dem Homeoffice gehört in vielen Berufen zur neuen Normalität. Das fordert ein anderes Verantwortungsbewusstsein, denn Remote Work lebt von Eigenverantwortung und Vertrauen. Häufig behindern veraltete Prozesse und Medienbrüche von analog zu digital und umgekehrt die Remote-Arbeit. Da Schulterblicke und der Kaffeeküchenaustausch fehlen, brauchen neue Arbeitskräfte ohne den persönlichen Kontakt im Büro meist länger, um sich in Arbeitsabläufe einzufinden. Die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen kann durch verteiltes Arbeiten zeitweise oder schlimmstenfalls langfristig geringer ausfallen. Regelmäßige Teamevents vor Ort können dies teilweise auffangen. Anders ist es bei der Koordination der Aufgaben: Fühlt sich eine Arbeitskraft im Homeoffice nicht gebraucht, kann man dem Schwund der Arbeitsmotivation regelrecht zusehen. Die Zusammenarbeit im Homeoffice erfordert daher einen regelmäßigen Austausch, damit das gesamte Team an einem Strang zieht und eine Unternehmenskultur entsteht, mit der sich alle wohlfühlen.
Neben Remote Work zeichnet sich eine weitere Entwicklung ab: agiles Arbeiten. Auf dem Weg hin zu mehr Eigenverantwortung und Mitgestaltung machen sich immer mehr Unternehmen mit der Einführung agiler Teams vertraut. Die Unternehmensführung steckt hierbei übergeordnete Unternehmensziele, auf deren Grundlage interdisziplinäre Teams eigene Ziele entwickeln. So entsteht eine Arbeitsweise, die sowohl die Unternehmensziele im Blick behält als auch für Arbeitnehmende sinnstiftend ist. In agilen, oft interdisziplinären Teams arbeiten Mitarbeitende eigenverantwortlich an – nach klaren Metriken definierten – gemeinsamen Ergebnissen, was die Motivation hebt, Silos im Unternehmen auflöst und flache Hierarchien fördert.
Adé Powerpoint und PDF, hallo YouTube, Gif und Meme
Nicht nur die Generationen und die Arbeitswelt entwickeln sich weiter, auch die Medienlandschaft steht nicht still. The Guardian berichtete eben erst darüber, dass die Elite auf dem Wirtschaftsgipfel in Davos die E-Mail für veraltet erachtet und Instant Chat vermutlich bald den Posteingang ersetzt. Obwohl aktuell noch 4,2 Milliarden Menschen, also mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, E-Mails nutzen und im Jahr 2022 mehr als 333 Milliarden E-Mails täglich gesendet und empfangen wurden, sind Messaging-Dienste im Trend. Während die vorherigen Generationen noch auf Kommunikation via Stift, Papier, E-Mail, Text und Telefon gesetzt haben, kennen die Jungen weder Telefonzellen noch Festnetz. Statt den Hörer für simple Telefonate in die Hand zu nehmen, kommunizieren die nachwachsenden Generationen über WhatsApp, Instagram und Snapchat.
Die Unterschiede zwischen Jung und Alt sind unverkennbar: Während die Babyboomer soziale Medien und Kommunikationstools zu 81 Prozent nutzen, liegt die Nutzung der jüngeren Generationen mit 91 bis 97 Prozent deutlich höher. Auch bei der Kommunikation über Videokonferenzen liegen die Altersgruppen weit auseinander: Die Babyboomer nutzen diese zu acht Prozent, die Generationen danach bis zu 21 Prozent.
Wie effektiv ist digital?
Um als Unternehmen auf dem umkämpften Arbeitsmarkt attraktiv zu bleiben, sollte der Bereich Digital Culture maßgeblich ausgebaut werden. Zahlreiche Unternehmen setzen dies bereits um: die Zahl an Videokonferenzen ist in den letzten Jahren exponentiell gestiegen. Doch die synchrone Zusammenarbeit über Live-Interaktion und Online-Meetings ist oft nicht so effektiv wie die asynchrone, konsekutive Kollaboration. Neue All-in-one-Tools wie Dropbox Capture erlauben eine audiovisuelle Kommunikation per Bildschirmaufnahme, sodass Informationen auch asynchron mit dem Team teilbar sind. Auf diese Weise verschmilzt synchrones Handeln im Team mit asynchroner Verständigung.
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!
Neben den Rahmenbedingungen von Raum und Zeit werden sich mittel- und langfristig die Arbeitsweisen ändern: zielführende Strukturen, eine neue Priorisierung, viel mehr an selbst-motivierter Fokusarbeit, neue audiovisuelle Kommunikationsmedien, eine größere Verantwortungsübernahme von Mitarbeitenden, ein Umdenken auf Führungsebene. Dabei ist es unwahrscheinlich, dass sich die Probleme des Fachkräftemangels rein innerhalb der nationalen Grenzen werden lösen lassen. Geografische Grenzen werden für Arbeitgeber an Bedeutung verlieren. Maßgeblich helfen könnte ein Perspektivenwechsel: Remote Work, Homeoffice und global verteiltes Arbeiten sollte nicht mehr als Bonus oder Luxus für die Mitarbeitenden betrachtet werden, sondern als große (vielleicht einzige?) Überlebens- und Wachstumschance für zukunftsbewusste Unternehmen.
Außerdem braucht es eine neue Bemessung der Leistung, ein Management by Objectives: Statt physischer Präsenz und Stechuhr müssen Ergebnisse und gemeinsam erreichte Ziele zum Maß aller Dinge werden. Den Forderungen nach mehr zeitlicher und örtlicher Flexibilität sollten endlich alle Arbeitgebern und Führungskräfte nachkommen.
Andrea Trapp, |