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Was Arbeitgeber über die Generation Z wissen müssen

Die Ange­hö­ri­gen der Gene­ra­ti­on Z sind die ers­ten wirk­li­chen Digi­tal Nati­ves. Der Key­note-Spea­k­er und Deut­sche Meis­ter im Public Spea­king Felix Behm erklärt, war­um die­se Gene­ra­ti­on gera­de den Arbeits­markt umkrem­pelt und was Unter­neh­men ler­nen müs­sen, um die­se jun­gen Talen­te für sich zu gewinnen.

Sie hinterfragen Unternehmensstrategien, kritisieren oft Führungsstrukturen un wollen sich einbringen: die Generation Z. Abbildung: Fauxels, Pexels

Sie hin­ter­fra­gen Unter­neh­mens­stra­te­gien, kri­ti­sie­ren oft Füh­rungs­struk­tu­ren und wol­len sich ein­brin­gen: die Gene­ra­ti­on Z. Abbil­dung: Fau­xels, Pexels

Phä­no­men Gene­ra­ti­on Z – kei­ne Gene­ra­ti­on hat uns bis­her so beschäf­tigt wie die heu­te 14- bis 28-Jäh­ri­gen. Sie stel­len den Arbeits­markt auf den Kopf und äußern Wün­sche, bei denen Arbeit­ge­ber oft ungläu­big den Kopf schüt­teln. „Sol­len wir die jetzt auch noch ins Bett brin­gen?“, rief jemand in mei­nem letz­ten Vor­trag. Die Ant­wort ist ein kla­res Nein. Trotz­dem machen zwei Zah­len nach­denk­lich: Gera­de ein­mal elf Mil­lio­nen Men­schen der jun­gen Gene­ra­ti­on – gebo­ren zwi­schen 1995 und 2010 – sol­len der­zeit rund 20 Mil­lio­nen Baby­boo­mer ablö­sen, die in den nächs­ten Jah­ren in Ren­te gehen. Ein Ding der Unmöglichkeit.

Und nicht nur des­halb wider­spre­che ich den Stim­men, die behaup­ten, die Gene­ra­ti­on Z sei auch nicht anders als die ande­ren Gene­ra­tio­nen vor ihr. Denn das ist sie. Und zwar in vie­ler­lei Hin­sicht. Das fängt schon damit an, dass die Z-ler so weni­ge sind.

Der Arbeitgebermarkt wird zum Arbeitnehmermarkt

Die Gene­ra­ti­on Z krem­pelt den Arbeits­markt von einem Arbeit­ge­ber­markt zu einem Arbeit­neh­mer­markt um. Wäh­rend die Gene­ra­tio­nen Y, X und Baby­boo­mer es gewohnt waren, auf ihre Bewer­bun­gen vie­le Absa­gen und nur weni­ge Zusa­gen zu bekom­men, kön­nen sich jun­ge Men­schen schon beim Ein­log­gen in Lin­ke­dIn nicht vor Job­an­ge­bo­ten diver­ser Unter­neh­men und Head­hun­ter retten.

Ein wei­te­rer Unter­schied zu ande­ren Gene­ra­tio­nen wird deut­lich, wenn wir uns fra­gen, wie die jun­gen Men­schen heu­te eigent­lich ticken. Die 14- bis 25-Jäh­ri­gen sind voll und ganz digi­tal auf­ge­wach­sen. Kei­ne Gene­ra­ti­on vor ihnen hat so viel Zeit am Smart­phone ver­bracht wie die Ange­hö­ri­gen der Gene­ra­ti­on Z seit ihrem zehn­ten oder elf­ten Lebens­jahr. Und wer jetzt behaup­tet, dass – im Bun­des­durch­schnitt – sechs bis acht Stun­den Smart­phone-Nut­zung pro Tag sich nicht prä­gend auf Wer­te und Wün­sche im Job und All­tag aus­wir­ken, der wird wahr­schein­lich noch nicht viel mit die­ser Gene­ra­ti­on Z zu tun gehabt haben. Denn aus die­sem Grund wer­den sie auch „Digi­tal Nati­ves“ genannt.

Wer sich also in Per­so­nal­ab­tei­lun­gen, im Recrui­ting oder in Unter­neh­mens­be­ra­tun­gen fragt, wie­so es so schwie­rig ist, muss schlicht­weg dazu­ler­nen. Unter­neh­men ste­hen vor einer gro­ßen Her­aus­for­de­rung. Sie müs­sen sich fra­gen: Was kön­nen wir tun, um auch zukünf­tig noch genü­gend Fach­kräf­te für unser Unter­neh­men zu gewin­nen und lang­fris­tig zu bin­den? Als ich vor eini­gen Jah­ren vor die­ser Auf­ga­be stand, stell­te ich es mir deut­lich ein­fa­cher vor, als es wirk­lich war. Ich war Per­so­na­ler in Füh­rungs­funk­ti­on in der Gesund­heits­bran­che und dach­te leicht­gläu­big, irgend­wie schon noch genü­gend jun­ge Men­schen für eine Aus­bil­dung begeis­tern zu kön­nen. Doch erst als die Bewer­bun­gen immer weni­ger wur­den und ich die offe­nen Stel­len nicht mehr beset­zen konn­te, habe ich mich wirk­lich mit die­ser Gene­ra­ti­on aus­ein­an­der­ge­setzt und mich damit beschäf­tigt, was sie wirk­lich wol­len. Ich glau­be, dass drei wesent­li­che Bau­stei­ne für die Mit­ar­bei­ter­ge­win­nung ent­schei­dend sind. Sie bil­den das Fun­da­ment, das bei jedem soge­nann­ten „Top-Arbeit­ge­ber“ bezie­hungs­wei­se „Top-Aus­bil­dungs­un­ter­neh­men“ wie­der­zu­fin­den ist.

#1 Arbeit, die wirklich Sinn stiftet

Sind Mit­ar­bei­ten­de nur Num­mern oder Teil des Unter­neh­mens? Wird ihnen ein Ver­trau­ens­vor­schuss oder ein Miss­trau­ens­vor­schuss gege­ben? Weiß die jewei­li­ge Per­son, war­um sie das, was sie gera­de tut, tut? Wel­che Pro­zes­se dahin­ter­ste­hen? Bear­bei­tet die­se Per­son einen Stein oder errich­tet sie eine Kathe­dra­le? Auch The­men wie Nach­hal­tig­keit und sozia­les Enga­ge­ment las­sen sich zusam­men mit den „Digi­tal Nati­ves“ im Unter­neh­men inte­grie­ren. Es muss ein „Pur­po­se“, wie wir auf Neu­deutsch sagen, gege­ben sein, um wirk­lich zu erken­nen, war­um ich in die­sem Unter­neh­men lang­fris­tig arbei­ten soll.

#2 Wertschätzung (mit Kuschelfaktor)

Eini­ge wer­den jetzt die Hän­de über dem Kopf zusam­men­schla­gen, wenn sie „Kuschel­fak­tor“ lesen. Aber den­ken Sie kurz nach. Wie ist denn die Gene­ra­ti­on Z auf­ge­wach­sen? Die Gene­ra­ti­on Z ist mit Likes auf­ge­wach­sen. Unge­fähr seit ihrem zehn­ten Lebens­jahr – jeden Tag und 24 Stun­den. Das prägt eine gan­ze Gene­ra­ti­on. Füh­ren Sie des­halb regel­mä­ßi­ge Feed­back- und Ent­wick­lungs­ge­sprä­che ein, um „Z“ zu zei­gen, dass Sie für sie da sind.

#3 Perspektiven

Was tut mein Unter­neh­men, damit ich in ein paar Jah­ren noch markt­gän­gig bin? Genau die­se Fra­ge stellt sich ein jun­ger Z-ler bewusst oder unbe­wusst, wenn er sich nach der Schu­le zwi­schen unzäh­li­gen Job-Ange­bo­ten ent­schei­den muss.

Die Gene­ra­ti­on Z gilt als unge­dul­dig. Aber die Welt ver­än­dert sich immer schnel­ler. Also fin­den Sie Ant­wor­ten auf die Fra­gen der Z-ler: Wie zukunfts­si­cher ist mein Unter­neh­men und Beruf? Wel­che Wei­ter­bil­dungs­bau­stei­ne gibt es für mich nach der Aus­bil­dung und wel­che „Level“ errei­che ich zu wel­chem Zeit­punkt in mei­ner Aus­bil­dung? Denn die meis­ten Unter­neh­men haben noch nicht mal einen ordent­li­chen Aus­bil­dungs­plan für ihre Azubis.

Jun­ge Men­schen beschäf­ti­gen sich mit der Arbeits­welt oft auf eine ande­re Art als wir es getan haben und auch heu­te noch tun. Sie erlau­ben sich aber auch als ers­te Gene­ra­ti­on, den Mund auf­zu­ma­chen und Din­ge aus­zu­spre­chen, die vie­le bereits vor ihnen gedacht haben – ein­fach, weil sie es kön­nen. Sie hin­ter­fra­gen Unter­neh­mens­stra­te­gien und kri­ti­sie­ren oft Füh­rungs­struk­tu­ren. Sie wol­len sich ein­brin­gen. Und dabei brau­chen sie die älte­ren Gene­ra­tio­nen genau­so wie wir die Stär­ken und Fähig­kei­ten der Digi­tal Nati­ves benötigen.

Wer Z heu­te belä­chelt, wird es bereits mor­gen bereu­en. Denn eines ist klar: Auch die­se Gene­ra­ti­on wird erwach­sen, und zwar schnel­ler als wir Tik­Tok sagen kön­nen. Also beschäf­ti­gen Sie sich mit ihnen, gehen Sie ins Gespräch und fin­den Sie her­aus, wie Sie gemein­sam von­ein­an­der ler­nen können.

 

Felix Behm,

Felix Behm ist Gene­ra­ti­on-Z-Exper­te, Key­note-Spea­k­er und Buchautor.

felixbehm.de

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