Neuer Job, neue Kollegen, neue Software – diesen Herausforderungen müssen sich neue Mitarbeitende stellen. Doch wie können Unternehmen ihre Neuzugänge mit einer guten Digital-Adoption-Strategie schnell einarbeiten? Antworten gibt Stojan B. Zrnić von WalkMe.
Inmitten der Pandemie haben sich in Deutschland die Schlagzeilen gehäuft, wonach zunehmend mehr Arbeitnehmer bereit sind, ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Dies bestätigte auch eine kürzlich veröffentlichte XING-Studie und gab bekannt, dass sogar jeder Vierte kündigt, selbst wenn noch kein neuer Job in Aussicht ist.
Der Verlust erfahrener Mitarbeitender stellt Unternehmen jedoch vor zwei große Probleme: Nicht nur wird ihr Personalbestand an sich kleiner – es sind auch weniger erfahrene Kräfte da, die bei der Einweisung neuer Mitarbeitender helfen und ihnen zeigen können, wie sie relevante Anwendungen nutzen. So hat sich das grundsätzliche Problem vieler Unternehmen noch verschärft: „Doch wie können wir neue Beschäftigte und Aushilfen so schnell und einfach wie möglich einarbeiten?“
Durchs Labyrinth finden
Es darf nicht unterschätzt werden, wie einschüchternd die IT-Systeme eines Unternehmens für neue Mitarbeitende sein können – und wie sehr dies die Einarbeitung verlangsamt. Da im Laufe der Zeit der IT am Arbeitsplatz eine Software-Schicht nach der anderen hinzugefügt wird, werden die Systeme immer komplexer und für Neueinsteiger kann es sehr schwierig sein, sich damit zurechtzufinden.
Auch wenn die Neueinsteiger das Labyrinth im Allgemeinen allmählich durchdringen, können sie Mühe haben, herauszufinden, welche Teile davon für ihre eigenen Aufgaben wichtig sind. Wenn Mitarbeitende auf sich allein gestellt versuchen müssen, die Schulungsfunktionen jeder einzelnen Software zu nutzen, wird es lange dauern, bis sie sich auskennen – ganz zu schweigen von den internen Ressourcen, die solche Schulungen erfordern.
Natürlich sollte das Onboarding gründlich sein – das gilt nach wie vor. Doch im Zeitalter von Personalmangel und befristeten Verträgen sollte die Einarbeitung auch möglichst schnell und gezielt vor sich gehen. Unternehmen brauchen also einen Onboarding-Prozess, der den Mitarbeitenden genau das zeigt, was sie brauchen, damit sie von Anfang an produktiv sein können.
Onboarding ist ein kontinuierlicher Prozess
Unternehmen müssen die Sache in die Hand nehmen und einen Weg finden, um neuen Mitarbeitenden eine individuelle Einführung zu geben, die auf diejenigen Programme und Szenarien zugeschnitten ist, denen sie in ihrem Arbeitsalltag laufend begegnen werden. Digital-Adoption-Plattformen (DAP) können dabei helfen: Sie geben den Mitarbeitenden einen zentralen Wegweiser an die Hand und bieten ihnen direkt auf dem Bildschirm Tipps und Infos an, die auf ihre persönliche Softwarenutzung und ihren aktuellen Aufgabenbereich abgestimmt sind. Statt neuen Mitarbeitenden den Umgang mit sämtlichen digitalen Tools im Unternehmen beizubringen, führen DAPs sie nur in diejenigen Funktionen ein, die sie für ihre Arbeit tatsächlich brauchen, verzichten auf unnötige Informationen und ermöglichen es, beim Arbeiten zu lernen.
Im Übrigen ist ein solcher Wegweiser keineswegs nur für Mitarbeitende interessant, die gerade eingestellt wurden. Denn schließlich wird es immer wieder neue Technologien oder Software-Updates geben, an die sich Arbeitnehmer gewöhnen müssen. Und genau das ist in vielen Unternehmen ein großes Problem: Laut Gartner stoßen 60 Prozent der Beschäftigten bei neuer Software auf Schwierigkeiten. Wenn Unternehmen in neue Technologien investieren, ihren Mitarbeitenden aber nicht zeigen, wie sie diese nutzen können, gibt es keine Garantie dafür, dass die erhofften Resultate erzielt werden.
Das hat nicht nur interne Auswirkungen – wie die Mitarbeitenden eine Technologie nutzen, kann direkten Einfluss auf das Kundenerlebnis haben. Um auf das Beispiel eines aushilfsweise tätigen Kundendienstmitarbeitenden zurückzukommen: Wenn das Unternehmen dafür sorgt, dass dieser sich schnell mit einem wichtigen CRM-System zurechtfindet, wird sichergestellt, dass die Anliegen der Kunden zuverlässig erledigt werden. Wurde der Mitarbeitende hingegen mit Software-Know-how überhäuft, das für seine Aufgabe irrelevant ist, vergisst er womöglich, wie das wichtigste Buchungsprogramm funktioniert, und macht dann einen Fehler, der einen Kunden verärgert.
Eine Erfolgsstrategie
Die Quintessenz lautet, dass Unternehmen, die die digitale Akzeptanz nicht ernst genug nehmen, mit gravierenden Konsequenzen rechnen müssen. Sollten tatsächlich noch mehr Arbeitnehmer kündigen, müssten die Unternehmen noch mehr Zeit für die Suche nach Ersatz aufwenden, was Ressourcen bindet in einer Zeit, in der die Firmen ohnehin schon unterbesetzt sind.
Rechnet man noch die Wahrscheinlichkeit hinzu, dass Aushilfskräfte und neue Mitarbeitende anfangs langsam sind und Fehler machen, so wird klar, dass die Technologie-Einweisung kurz-, mittel- und langfristig wichtiger denn je ist. Unternehmen müssen jetzt eine geeignete Strategie entwickeln, die die Probleme beseitigt und gewährleistet, dass alle Mitarbeitenden die verfügbaren Technologien richtig nutzen können, um ihre Aufgaben zu erfüllen.
Stojan B. Zrnić, Vice President DACH, |