Eine neue Workshopmethode erobert die Welt der Trainings und Meetings. Lego Serious Play (LSP) wurde 1996 als Strategieentwicklungstool entworfen. Wir sprachen mit Jan Schauenberg von Noveldo über den Einsatz und Nutzen der Methode.
OFFICE ROXX: Herr Schauenberg, was ist Lego Serious Play genau?
Jan Schauenberg: Lego Serious Play, oder kurz LSP, ist eine innovative Kommunikationsmethode. Sie basiert auf der Grundidee, dass jedes Denken, jede Erfahrung oder jedes Projekt in Form von dreidimensionalen Lego-Modellen visualisiert werden kann. Konkrete Themen und Probleme aus der betrieblichen Praxis werden in einem moderierten Prozess mit Hilfe von Lego-Steinen bearbeitet. Obwohl dies in einem spielerischen Kontext geschieht, gewährleistet die Methode eine ernsthafte Kommunikation und eine zielorientierte Behandlung von Themen.
Woher stammt die Idee zu LSP?
LSP wurde entwickelt, als sich die Lego Company in einer schwierigen Lage befand. Die Verkaufszahlen gingen zurück und man benötigte eine neue Strategie. Zusammen mit dem International Institute for Management Development in Lausanne wurde daraufhin sechs Jahre lang an einer neuen Methode getüftelt: Lego Serious Play. 2002 konnte sie offiziell vorgestellt werden. Seit 2010 ist sie unter der Creative-Common-Lizenz frei verfügbar.
Was ist das Tolle an LSP?
Oftmals trauen sich Mitarbeiter nicht, ihre Meinung offen zu sagen. Hilfreiche Ideen oder Vorschläge bleiben unausgesprochen. Durch das Bauen mit Lego-Steinen beschreibt man auf effiziente Weise seine Gedanken und wird darin bestärkt, seine eigenen Ideen in die Lösungsfindung mit einzubringen. So kommt man meistens innerhalb von wenigen Stunden auf Ergebnisse, die unter normalen Umständen Tage oder Wochen dauern würden. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Hand-Gehirn-Verbindung. Unsere Hände sind mit fast 80 Prozent unserer Gehirnzellen verbunden. Menschen können nur einen Bruchteil ihres Wissens tatsächlich in Worte fassen. Haptische Modelle sind hier eine große Hilfe.
Zu welchen Themen eignen sich LSP-Workshops besonders?
Bei Projekten sorgen Missverständnisse oft dafür, dass unterschiedliche Ziele verfolgt werden. LSP hilft, eine einheitliche Zieldefinition zu finden und dadurch die Zusammenarbeit im Projekt nachhaltig zu verbessern. Aber auch die Definition von Unternehmenswerten ist nicht immer einfach. Gerade dann, wenn verschiedene Personen oder Parteien gemeinsam Entscheidungen treffen müssen, hilft LSP, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
Hätten Sie dazu ein konkretes Beispiel?
Einmal ging es in einem Workshop um die Einführung eines neuen Systems in einem Unternehmen. Es gab einen Konflikt zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat. Auf der einen Seite stand Wirtschaftlichkeit, auf der anderen ging es um Arbeitsschutz. Beide Parteien waren nach acht Stunden LSP überrascht, dass man einer Lösung nicht nur näher gekommen war, sondern die Grundlagen bereits ausdiskutiert hatte.
Wie laufen Workshops mit LSP bei Ihnen ab?
Ein Skills-Building bereitet die Teilnehmer auf die drei Standbeine von LSP vor: bauen, sich in Metaphern ausdrücken und mit Modellen erzählen. Dann geht es los. Der Moderator stellt den Teilnehmern eine Aufgabe in Bezug auf die Fragestellung. Beispielsweise: Erstellen Sie ein Modell eines Wertes, welcher für die Erreichung der Unternehmensvision notwendig ist. Dabei gibt es zeitliche Einschränkungen, um das Unterbewusstsein anzuregen. Anschließend werden die Modelle untereinander geteilt. Dafür gelten spezielle Regeln. Als letzte Phase findet eine Reflexionsrunde statt, in der über die unterschiedlichen Ergebnisse nachgedacht wird.
Vielen Dank.
Die Fragen stellte Robert Nehring.