Die Digitalisierung greift umgestaltend in die Gesellschaft ein. Wie sich dabei Organisationen, Arbeitsweisen und -kulturen verändern, weiß Jörg Bakschas, der Inhaber von Headroom-Consult.
An der schnell voranschreitenden Digitalisierung kommt heute kein Unternehmen mehr vorbei. Die Entwicklung der Organisation hin zu agilem Arbeiten ist für viele Entscheider deshalb eines der ersten Ziele in diesen Tagen. Doch neu ist das Ganze nicht. Bereits 2001 wurde von 17 renommierten Softwareentwicklern das „Agile Manifest“ formuliert. In der Zwischenzeit hat ein Transfer dieser Methodik von der reinen Softwareentwicklung zu anderen Organisationsformen stattgefunden. Schnelle Reaktion auf Kundenbedürfnisse durch hohe Flexibilität inklusive erhöhter Fehlertoleranz und gesteigerter Interaktion interdisziplinärer Individuen prägen diese „neue“ Arbeitsweise. Vor diesem Hintergrund gehört heute zum Kernziel vieler Unternehmensleitungen, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Digitale Arbeitsplätze sind kein reines IT-Thema
Am Anfang des Umstellungsprozesses steht jedoch die Firmenkultur, und genau hier liegt oft ein Scheitern der Transformation im Rahmen der Digitalisierung begründet. Denn der digitale Arbeitsplatz ist kein reines IT-Thema. Der Mensch ist der entscheidende Faktor. Ein Teil der Mitarbeiter will nach wie vor Struktur und anleitende Führung. Sie verwehren sich den modernen Trends eigenverantwortlichen Arbeitens. Vor allem, wenn die Geschäftsleitung die neue Kultur nicht selbst vorlebt und die nötigen Freiräume gewährt.
Freiräume haben noch eine weitere Bedeutung, die des realen Raumes. Die Mitarbeiter sollen selbst entscheiden können, wo, also in welcher Fläche, sie die gerade anstehende Aufgabenstellung am besten erledigen können. Es gibt allerdings keine Standard-„Bürowelt der Zukunft“ mit fest definierten Layouts von trendigen Multispaces. Es gilt zunächst festzustellen, was das einzelne Unternehmen eigentlich braucht. Muss es wirklich agiles Arbeiten sein? Und wenn, gilt das für alle Mitarbeiter? Welche Flächenangebote in welcher Größe und Ausstattung benötige ich dazu?
Wer ist schon bereit für neue Arbeitsweisen?
Hier ist zu allererst die Personalentwicklung gefragt. Sind die Menschen im Unternehmen bereit zu neuen Arbeitsweisen? Nicht nur im Hinblick auf das Wollen oder das Müssen, sondern auch auf das Können. Die technologische Entwicklung geht rasend schnell weiter (Stichwort KI), und die offene Kommunikation bzw. Kollaboration muss vielfach erst einmal erlernt werden. Sonst ergeben sich Konflikte, die oftmals verdeckt werden, wenn etwa im Open-Space schlechte Akustik vorgeschoben wird.
Vor einigen Jahren war die Antwort auf die Frage „Was ist für Sie Büro?“ noch sehr klar beantwortet: Schreibtisch, Telefon, Computer, Kollegen, … Heute ist non-territoriales Arbeiten selbstverständlich geworden. Es kann, nicht zuletzt durch die technischen Möglichkeiten, theoretisch überall und jederzeit gearbeitet werden. Aber wie sieht die Praxis aus?
Die Vielheit der Tätigkeiten und Flächenkonzepte
Die Arbeitsorte verteilen sich zunehmend auf moderne Multispace-Offices und Third Places wie Coworking-Spaces. Die Büromöbelbranche verwendet neuerdings den Begriff „Activity Based Working“. Kernfragen sind dazu: Wer macht was, mit wem, und wo soll oder kann dies stattfinden?
Zukunftsorientierte Multispaces mit Hightech-Arbeitsplätzen und vielfältigen Flächenangeboten sind kein Selbstzweck, sondern ergeben sich unternehmensbezogen individuell aus einer Vielzahl von Faktoren: Firmenkultur, Strategie, Mitarbeiterentwicklung, Geschäftsmodellentwicklung usw.
Mit vielseitigen Abstimmungsprozessen zum neuen Arbeiten
Zu jeder Fläche sollte ein Bedarf und die individuelle Nutzung unter Einbeziehung der späteren Nutzer erarbeitet werden. Dieses muss mit der bestehenden oder zu entwickelnden Firmenkultur und dem Geschäftsmodell zusammenpassen. Wenn der gesamte Prozess der Mitarbeiterbeteiligung und -befähigung auf die Organisationsentwicklung und die Gestaltung der Arbeitswelten abgestimmt ist, dann stehen die Chancen gut für eine agile, digitale und damit resiliente Arbeitsform in zukunftsorientierten Büroumgebungen.
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