Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen sollte nicht unterschätzt werden. Die Publizistin Dr. Alexandra Hildebrandt erklärt die Bedeutung von Corporate Social Responsibility (CSR) und warum diese sich positiv auf die Wahrnehmung von Unternehmen auswirken kann.
CSR bezeichnet die freiwillige gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, Organisationen und Institutionen über ihre rechtlichen Pflichten hinaus. Sie ersetzt dabei nicht politisches Handeln und Gesetzgebung, bietet aber die Chance, weitergehende gesellschaftliche Ziele zu verfolgen und Standards zu setzen. In jüngster Zeit wird das einschränkende Wort „social“ häufig weggelassen. Oft wurde es noch mit „sozial“ gleichgesetzt, was viel zu kurz greift. Denn es bedeutet „gesellschaftlich“.
Warum sich Unternehmen mit CSR beschäftigen sollten
Dass sich CSR positiv auf den Unternehmenserfolg auswirkt, belegt eine Reihe von Studien und Publikationen seit Anfang dieses Jahrtausends. Öffentlichkeitswirksame Fälle wie der Kurseinbruch bei deutschen Automobilherstellern nach Bekanntwerden der Manipulationen in der „Dieselgate“-Affäre belegen, wie sensibel Aktionäre inzwischen auf Probleme aus dem Bereich Nachhaltigkeit und CSR reagieren können.
Am 31. März 2017 wurde das Gesetz zur CSR-Berichtspflicht vom Bundesrat beschlossen. Damit wurde die Richtlinie der Europäischen Union endgültig in deutsches Recht umgesetzt. Demnach sind insbesondere Banken, Versicherungen und Aktiengesellschaften mit über 500 Mitarbeitern verpflichtet, eine nicht-finanzielle Berichterstattung in ihren Lage- und Konzernlageberichten zu veröffentlichen. Erstmalig erhalten sogenannte pre-finanzielle Angaben über Sozial-, Arbeitnehmer- und Umweltbelange sowie Informationen über die Achtung von Menschenrechten und die Bekämpfung von Korruption Einzug in die streng geregelten Geschäftsberichte. Begründet wird die Berichtspflicht von der EU-Kommission damit, dass Verbraucher heutzutage mehr und bessere Informationen zu diesen Bereichen verlangen. Außerdem müssten Unternehmen mehr Transparenz zeigen.
Durch das Gesetz werden auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) berührt, da sie den Wertschöpfungsketten der Großunternehmen oft vorgelagert sind (Beschaffungsketten). Deshalb müssen auch sie die entsprechenden Anforderungen erfüllen und transparent belegen.
Zeit für CSR 3.0
Mit veralteten Führungs- und Organisationsmethoden können keine Lösungen entwickelt werden, um auf künftige gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen zu reagieren. Es braucht kohärente Strategien, die dazu beitragen, dass Organisationen agiler und aktionsfähiger werden. Die Beschäftigung mit CSR-Management ist in diesem Prozess sehr hilfreich, weil sie zeigt, wo eine Organisation steht und welche Handlungsoptionen mit den jeweiligen Schritten verbunden sind. Dabei kann das Reifegradmodell von Andreas Schneider ein wichtiger Wegweiser sein.
CSR 0.0 – Hinter den Unternehmensaktivitäten ist noch keine Systematik und nachhaltige Wirkung erkennbar (Gießkannenprinzip). Es wird lediglich der gesetzliche Rahmen eingehalten.
CSR 1.0 – Es handelt sich vor allem um philanthropische Aktionen (Spenden, Sponsoring etc.). Die Aktivitäten sind geplant, allerdings haben sie kaum etwas mit dem Kerngeschäft zu tun und keine Auswirkungen darauf.
CSR 2.0 – Bei diesen Aktivitäten ist das Unternehmen direkt betroffen. Die Maßnahmen wirken sich auf die Geschäftsstrategie und die Wettbewerbsfähigkeit der Organisation aus. Die aktive und strategische CSR ist in die DNA der Organisation integriert. Das zu Verantwortende liegt in der Gegenwart und in der Zukunft – es ist mit Verhaltensänderungen und einem wirksamen nachhaltigen Wandel verbunden.
CSR 3.0 – Die Organisationsstrukturen sind so flexibel gestaltet, dass schnell auf erkannte Chancen und Risiken reagiert werden kann. CSR wird zu einem Organisationsprinzip, das in der gesamten Unternehmensführung verankert ist.
CSR-Management
CSR-Management kann einzelnen Abteilungen in der Organisation zugeordnet sein. Teilweise ist es in der HR-Abteilung oder im Umwelt- und Qualitätsmanagement verankert, häufig aber auch in der Unternehmenskommunikation. Bei einigen Unternehmen ist der CSR-Bereich eine eigenständige Abteilung. Wenn CSR nicht an die oberste Unternehmensebene angebunden ist, können unternehmensübergreifende Strategieprozesse kaum wirksam werden.
Nie war die Nachfrage nach Arbeitsmöglichkeiten im CSR- und Nachhaltigkeitsbereich so groß wie heute. Vor allem die Generation Y legt besonderen Wert auf eine ökologische und soziale Ausrichtung der Geschäftsmodelle. Die Angebote zum Berufsbild des CSR-Managers sind in den vergangenen Jahren gestiegen – auch dank des Qualifizierungskonzepts „CSR-Manager (IHK)“, das einen bundesweiten IHK-Zertifikatsstandard setzt. In den Modulen und den Transferaufgaben befassen sich die Teilnehmer mit wirtschaftsethischen Grundlagen, Betrachtungen globaler und spezifischer Herausforderungen und Entwicklungen für Unternehmen und Gesellschaft.
Literatur:
Claudia Silber/Alexandra Hildebrandt: „CSR und Nachhaltigkeitsmanagement richtig umsetzen: Die wichtigsten Schritte und Werkzeuge - mit zahlreichen Praxistipps und Mustervorlagen“, Amazon Media EU S.à r.l., Kindle Edition 2017.
Alexandra Hildebrandt: „CSR-Manager gesucht! Ein Berufsbild zwischen Wunsch und Wirklichkeit“, Amazon Media EU S.à r.l., Kindle Edition 2017.
Dr. Alexandra Hildebrandt, Publizistin, Wirtschaftspsychologin und Nachhaltigkeitsexpertin.
Twitter: @AHildebrandt70 Foto: Steffi Henn |