Im zweiten Sammelband „OFFICE+OBJEKT. Lieblingsprojekte von Architekten, Planern, Herstellern“ werden weitere 44 Top-Projekte für Büro & Co. vorgestellt. Eingangs thematisieren renommierte Architekten die neuen Herausforderungen der modernen Büroarbeitswelt. Timo Brehme von CSMM ist mit diesem Beitrag dabei.
Als Architekturbüro für Gewerbegebäude und innovative Büround Arbeitswelten beschäftigen wir uns täglich mit der Frage, wie Räume gestaltet werden müssen, um Unternehmen nicht nur funktional, sondern auch kulturell und strategisch zu stärken. Hybrides Arbeiten ist etabliert, doch viele Unternehmen kämpfen aktuell damit, ihre Büros wieder mit Leben zu füllen. Es reicht nicht aus, Mitarbeitende durch starre Vorgaben zur Präsenz zu zwingen – vielmehr müssen Büroumgebungen geschaffen werden, die durch Atmosphäre, Funktionalität und soziale Interaktion überzeugen. Nur wenn Mitarbeitende das Büro als echten Mehrwert empfinden, wird es langfristig ein zentraler Bestandteil ihrer Arbeitsrealität bleiben. Die Bürowelt befindet sich in einem Wandel, in dem architektonische Konzepte neu gedacht und auf die Bedürfnisse einer flexiblen Arbeitswelt angepasst werden müssen.
Bei CSMM verstehen wir das Büro als sozialen und kreativen Knotenpunkt. Damit Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen profitieren, müssen die Arbeitsräume gezielt auf Zusammenarbeit, Inspiration und Identifikation ausgerichtet werden. Folgende Erfolgsfaktoren sind aus Sicht von CSMM entscheidend, um Büros zukunftsfähig zu gestalten und eine Arbeitswelt zu schaffen, die Unternehmen stärkt und Mitarbeitende begeistert. Dazu gehören neben der funktionalen Raumgestaltung auch strategische Entscheidungen in Bezug auf Standorte, Infrastruktur und Unternehmenskultur.
Das Büro als sozialer Motor
Das Homeoffice bietet Vorteile wie konzentriertes Arbeiten und Flexibilität, doch es fehlt ein entscheidender Faktor: die zwischenmenschliche Dynamik. Kreativität, Innovationskraft und Teamgeist entstehen vor allem in direkter Kommunikation. Selbst digitale Kollaborationstools können den informellen Austausch und die spontane Inspiration durch zufällige Begegnungen im Büro nicht ersetzen. Studien belegen, dass physische Nähe die Ausschüttung von Oxytocin, dem sogenannten Bindungshormon, fördert – essenziell für Vertrauen, Motivation und Teamzusammenhalt. Ohne diese natürliche soziale Verstärkung leidet langfristig die Identifikation mit dem Unternehmen. Zudem beeinflusst die fehlende physische Präsenz die Weitergabe von Wissen und Erfahrungswerten. Gerade für Nachwuchskräfte sind persönliche Mentoring-Möglichkeiten und spontane Gespräche essenziell.

Der Schlüssel liegt in der richtigen Balance aus Flexibilität, Aufenthaltsqualität und technologischer Unterstützung. Abbildung: Fabian Gruber
Das moderne Büro ist digital und real zugleich. Deshalb plädieren wir für ein hybrides Modell: maximal zwei Tage Homeoffice, drei Tage im Büro. So entsteht eine gesunde Balance zwischen individueller Produktivität und gemeinsamer Kreativität. Damit das Büro diesen Mehrwert tatsächlich entfalten kann, ist eine durchdachte Gestaltung erforderlich, die Interaktion und soziale Verbindungen gezielt stärkt. Die Raumplanung sollte darauf ausgerichtet sein, Begegnungen bewusst zu ermöglichen – etwa durch Kommunikationsbereiche, flexible Arbeitsplatzkonzepte und vielseitig nutzbare Begegnungszonen. Diese Elemente schaffen eine Umgebung, die den Austausch erleichtert, Teamarbeit intuitiv unterstützt und gleichzeitig Gefühle des Wohlbefindens und der Produktivität fördert. Ein gelungenes Arbeitsumfeld zeichnet sich durch eine Mischung aus offenen und geschlossenen Bereichen aus, die sowohl soziale Dynamik als auch ungestörte Konzentration ermöglichen.
Neue Arbeitswelt braucht neue Führung
Der Wandel zur hybriden Arbeit erfordert ein Umdenken in der Führung. Häufig werden Büroflächen angepasst, ohne die Arbeitsorganisation weiterzuentwickeln – doch ohne eine neue Kultur des Arbeitens bleiben viele Konzepte wirkungslos. Vertrauensbasiertes Leadership, klare Kommunikationsstrukturen und eine wertschätzende Unternehmenskultur sind essenziell, um diese Arbeitsmodelle nachhaltig zu etablieren.
Eine moderne Arbeitswelt erfordert zudem digitale Unterstützung: Smarte Raumreservierungssysteme, interaktive Whiteboards und cloudbasierte Kollaborationstools können dazu beitragen, Prozesse effizienter zu gestalten. Büroflächen, die mit der richtigen Infrastruktur ausgestattet sind, ermöglichen agile Arbeitsweisen. Wir plädieren für Büros, die so flexibel gestaltet sind, dass alle Mitarbeitenden immer einen Arbeitsplatz finden. Dafür richten wir Homezones ein, in denen Teams und Abteilungen feste Bereiche zugeteilt werden. Dieses Konzept schafft Orientierung und Identifikation, ohne starre Strukturen vorzugeben.
Nur wenn Büroflächen sinnvoll genutzt werden, entsteht eine authentische Unternehmenskultur, die auf Kollaboration, Kreativität und Effizienz basiert.“
Timo Brehme,
CSMM.
Neben Homezones sind Activity-Based-Working-Konzepte eine wichtige Ergänzung. Je nach Aufgabe können Mitarbeitende flexibel zwischen Bereichen für konzentriertes Arbeiten, kreative Meetings oder informelle Gespräche wechseln. Eine durchdachte Raumgestaltung sorgt für eine inspirierende Atmosphäre und unterstützt unterschiedliche Arbeitsstile optimal. Durch die Kombination verschiedener Raumkonzepte entstehen agile Arbeitswelten, die sich den Bedürfnissen der Teams dynamisch anpassen.
Das Ziel: eine konstante Auslastung über die gesamte Woche, eine inspirierende Arbeitsumgebung und ein starkes Gefühl der Verbundenheit innerhalb der Teams. Nur wenn Büroflächen sinnvoll genutzt werden, entsteht eine authentische Unternehmenskultur, die auf Kollaboration, Kreativität und Effizienz basiert.
Warum der Standort entscheidend ist
Ein attraktiver Standort ist ein Schlüsselfaktor für die erfolgreiche Rückkehr ins Büro. Unternehmen sollten nicht nur in gute Arbeitsbedingungen, sondern auch in hochwertige Standorte investieren: Flight to Quality! Büros in lebendigen Stadtlagen mit gastronomischen, kulturellen und sportlichen Angeboten ziehen Mitarbeitende an und steigern die Büroauslastung. Doch es braucht mehr als eine gute Adresse. Die Standortwahl beeinflusst nicht nur die Mitarbeiterzufriedenheit, sondern auch das Unternehmensimage und die Möglichkeiten zur Talentgewinnung. Die Verbindung von attraktiven Standorten mit flexiblen Nutzungskonzepten schafft Zukunftsfähigkeit.

Farben, Materialien und Atmosphäre beeinflussen das Wohlbefinden der Mitarbeitenden maßgeblich. Abbildung: Sebastian Arlt
Vielseitige Arbeits- und Gemeinschaftsbereiche, gut ausgestattete Küchen, Zoom-Boxen für digitale Meetings sowie Angebote wie Frühstücksservices oder After-Work-Events schaffen echte Anreize für persönliche Zusammenarbeit. Eine hochwertig ausgebaute, etwas kleinere Fläche in bester Lage bietet mehr Qualität als ein verwaistes Großraumbüro im Industriegebiet. Ergänzend dazu können Outdoor-Bereiche wie Terrassen oder begrünte Dachflächen den Arbeitsalltag aufwerten und neue Möglichkeiten für informelle Meetings bieten. Auch eine Anbindung an moderne Mobilitätskonzepte wie Fahrrad- oder Carsharing steigert die Attraktivität eines Standorts erheblich. Unternehmen, die gezielt auf nachhaltige Mobilitätslösungen setzen, erhöhen nicht nur ihre Arbeitgeberattraktivität, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Räume als Erfolgsfaktor
Mittelmäßige Büros führen zu mittelprächtigen Entscheidungen – denn Räume beeinflussen unser Denken und Handeln. Ein uninspirierter Arbeitsplatz wirkt sich negativ auf Motivation, Kreativität und Produktivität aus. Wir gestalten Büros nicht rein funktional, sondern als Erlebnisräume. Architektur ist ein Werkzeug, um Unternehmenskultur sichtbar und spürbar zu machen. Flexible Raumkonzepte, die sich verändernden Bedürfnissen anpassen, sind essenziell. Dabei geht es nicht nur um pragmatische Anpassungsfähigkeit, sondern um die Schaffung von Möglichkeitsräumen, von Orten, die Wandel aktiv ermöglichen und fördern. Die Räume von morgen sind hybride Bauten, die nicht nur der Arbeit dienen, sondern durch zusätzliche Funktionen bestechen. Unternehmen stärken durch durchdachte Raumkonzepte ihre Kultur und Mitarbeiterbindung – die Grundlage für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg.
Das Büro muss mehr sein als nur ein Arbeitsplatz: Es ist ein Ort der Identifikation und Bindung. Gerade in Zeiten hybriden Arbeitens gilt es, das Büro als Möglichkeitsraum neu zu denken und die Nutzer in den Fokus zu rücken. Durch eine ganzheitliche Gestaltung wird es zur Marke, die Unternehmenswerte erlebbar macht. Unser „Hub & Home“-Ansatz verbindet das Beste aus beiden Welten: Der Hub ist der soziale Knotenpunkt, an dem Teams zusammenkommen, Ideen entstehen und Unternehmenskultur gelebt wird. Begegnungs- und Kommunikationsflächen fördern Zusammenarbeit. Das Home bleibt als flexibler Rückzugsort für konzentriertes Arbeiten erhalten, als eine sinnvolle Ergänzung zur Bürostruktur. Der Aus- und Umbau von Büroflächen ist ein fortlaufender Prozess, der agile Arbeitsweisen unterstützt und eine inspirierende Umgebung schafft. Nur so bleibt das Büro ein Ort, an den man gern zurückkehrt – weil er mehr bietet als nur einen Schreibtisch. Dabei spielen auch emotionale Faktoren eine große Rolle: Farben, Materialien und Atmosphäre beeinflussen das Wohlbefinden der Mitarbeitenden maßgeblich.
Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden nicht durch Vorschriften, sondern durch echte Mehrwerte zurück ins Büro holen. Bei CSMM haben wir in zahlreichen Projekten bewiesen, dass eine durchdachte Gestaltung von Arbeitswelten den entscheidenden Unterschied macht. Das Büro muss sich weiterentwickeln – hin zu einem attraktiven, inspirierenden Ort, an dem Menschen nicht nur arbeiten, sondern sich entfalten können. Ein zukunftsfähiges Büro geht über reine Funktionalität hinaus: Es schafft Räume für Kreativität, Begegnung und Identifikation. Erfolgreiche Unternehmen erkennen, dass Büroflächen keine bloße Kostenstelle sind, sondern ein strategischer Faktor für Motivation, Innovationskraft und eine starke Unternehmenskultur.
Der Schlüssel liegt in der richtigen Balance aus Flexibilität, Aufenthaltsqualität und technologischer Unterstützung. Wer diese Aspekte gezielt integriert, steigert nicht nur Effizienz und Produktivität, sondern fördert auch das Wohlbefinden, die Identifikation mit dem Unternehmen und eine langfristige Loyalität der Mitarbeitenden. Moderne Bürokonzepte bieten eine Umgebung, die hybride Arbeitsmodelle unterstützt, soziale Interaktion stärkt und neue Impulse für eine dynamische Arbeitskultur setzt.
![]() BUCHTIPP: OFFICE+OBJEKT. Lieblingsprojekte von Architekten, Planern, Herstellern. Band 2Im zweiten Sammelband „OFFICE+OBJEKT“ werden weitere 44 Top-Projekte für Büro & Co. vorgestellt. Es handelt sich um besonders gelungene Planungs- und Einrichtungsbeispiele, „Lieblingsprojekte“ namhafter Architekten, Planer und Hersteller. Auch dieser im Berliner PRIMA VIER Nehring Verlag erschienene Sammelband hat 208 hochwertig produzierte Seiten. Nach den Autorenbeiträgen renommierter Architekten folgen die bilderreich dargestellten Referenzbeiträge: Top-Projekte, die den Architekten, Planern und Herstellern besonders am Herzen liegen und die Redaktion beeindruckt haben. Zusammen mit Band eins liegen nun 88 Leuchtturm-Projekte vor, bilderreich dokumentiert auf 416 Seiten – zwei Werke voll mit Impulsen und Inspirationen für neue Räume in Büroumgebungen. „OFFICE+OBJEKT. Lieblingsprojekte von Architekten, Planern, Herstellern“, Band 2, Robert Nehring (Hg.), PRIMA VIER Nehring Verlag, Berlin 2025, 208 Seiten, DIN A4, 79,90 € (Hardcover), 64,90 € (E-Book). Erhältlich unter office-roxx.de/shop. |