Mitte März haben wir Sie im Auftrag der Initiative „Bewegung im Büro“ zum bereits vierten Mal gefragt, wie Sie es mit der Bewegung bei der Büroarbeit halten. Hat sich das Bewegungsverhalten im Home- bzw. im Corporate Office im Vergleich zu den Vorjahren verbessert? Hier die Ergebnisse.
Diese Zahl sollte aufrütteln: 9,2 Stunden sitzen die Deutschen im Durchschnitt pro Tag. Mehr als während der Pandemie (2021: 8,7). Das geht aus dem DKV-Report 2023 hervor, einer gemeinsamen Studie der DKV Deutsche Krankenversicherung AG und der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS). Auch unsere Befragungen aus den Jahren 2021, 2022 und 2023 im Auftrag der Aktion „Bewegung im Büro“ bestätigen den hohen Sitzanteil. Doch hat sich mittlerweile etwas verändert? Gibt es einen Trend zu mehr oder weniger bewegter Büroarbeit? Das wollten wir im März 2024 erneut von Ihnen wissen. Insgesamt haben mehr als 1.400 Office-Worker aus Deutschland an der Umfrage teilgenommen. Die Ergebnisse liefern wieder interessante Einblicke.
Bewegung weiterhin unterdurchschnittlich
In diesem Jahr wurde auf die Frage, ob man sich nach eigenem Empfinden generell ausreichend bewege, im Durchschnitt die Schulnote 3,2 vergeben. Dies ist eine geringfügige Verbesserung im Vergleich zu den Vorjahren, in denen die Befragten durchschnittlich die Schulnoten 3,4 (2023, 2022) und 3,5 (2021) vergeben hatten. Auch die Zufriedenheit mit dem Anteil der Bewegung im Alltag hat sich minimal verbessert. Die Umfrageteilnehmenden bewerteten sie im Durchschnitt mit der Schulnote 3,3 – im Jahr zuvor mit 3,4 und 2022 sowie 2021 mit 3,5. Dennoch bleibt es dabei: Office-Worker bewegen sich zu wenig und bewerten dies selbst meist mit befriedigend und mangelhaft. Das ist wieder ein schlechtes Zeugnis für die Bewegung der Bürobeschäftigten im Allgemeinen.
Die Befragten schätzen ihren Bewegungsanteil im Alltag zwar etwas höher ein als in den Jahren zuvor, bleiben jedoch im Büro lieber sitzen. Die Bewegungsauszeiten sind hierbei das dritte Jahr in Folge rückläufig. Nur 36 Prozent (2023: 38 Prozent; 2022: 40 Prozent) legen regelmäßig Arbeitspausen von mindestens zehn Minuten ein – Mittagspausen ausgenommen –, um sich zu bewegen. Der Großteil (64 Prozent; 2023: 62 Prozent; 2022: 60 Prozent) vernachlässigt diese gesundheitsfördernde Praxis im Büroalltag.
Bewegungsarmes Homeoffice
Laut unserer Umfrage wird die Büroarbeit wieder vermehrt im Corporate Office erledigt. In den vergangenen drei Jahren lag der Anteil der Heimarbeit immer über der 40-Prozent-Marke (2023: 42 Prozent, 2022: 44 Prozent, 2021: 62 Prozent). Nun ist er auf 29 Prozent gesunken. Das spiegelt den aktuellen Trend wider, dass immer mehr Beschäftigte ins Büro zurückkehren.
Damit stellt sich die Frage: Wird sich an einem Arbeitstag im Homeoffice mehr oder weniger bewegt als an einem Tag im Firmenbüro? Die Antwort lautet wie in den Jahren zuvor: Weniger bzw. noch weniger! 63 Prozent (2023/2022: 61 Prozent) bewegen sich in den heimischen vier Arbeitswänden weniger als im Firmenbüro und 37 Prozent (2023/2022: 39 Prozent) mehr als dort, zumindest nach eigenem Empfinden.
Der Trend bleibt ungebrochen: Zwei von drei Bürobeschäftigten bewegen sich bei der Büroarbeit daheim weiterhin weniger als im Firmenbüro. Der Anteil hat sogar leicht zugenommen. Das ist nach wie vor alarmierend, weil schon im Corporate Office oft fast nur noch Augen, Finger und Kaffeetasse bewegt werden.
Der Haltungsmix: Im Firmenbüro wirds besser
Für einen ausgewogenen Haltungsmix bei der Büroarbeit empfehlen Gesundheitsexperten 60 Prozent Sitzen, 30 Prozent Stehen und zehn Prozent Gehen. Doch wie sieht es in der (Home-)Office-Realität aus? Ganz klar: wenig Veränderungen, keine Verbesserung.
So wird im Homeoffice im Schnitt 73 Prozent (2023: 71 Prozent; 2022: 75 Prozent; 2021: 73 Prozent) der Arbeitszeit gesessen. 20 Prozent (2023: 21 Prozent; 2022: zehn Prozent; 2021: elf Prozent) wird gestanden und sieben Prozent (2023: acht Prozent; 2022: fünf Prozent; 2021: sieben Prozent) gegangen.
Im Büro hingegen ist der Anteil von Sitzen, Stehen und Gehen etwas ausgewogener und nähert sich in diesem Jahr den Expertenempfehlungen an: 65 Prozent Sitzen – 25 Prozent Stehen – zehn Prozent Gehen.
Das Fazit bleibt unverändert: Im Büro und im Homeoffice wird immer noch zu viel gesessen.
Firmenbüros sind gesundheitsfördernder ausgestattet
Gegen den vorherrschenden Bewegungsmangel bei der Büroarbeit kann das richtige Mobiliar helfen. Und zwar unabhängig vom Arbeitsort: zu Hause oder im Unternehmen. Wir wollten auch in diesem Jahr wissen, wie die Befragten die ergonomische und bewegungsfördernde Ausstattung ihres Arbeitsplatzes bewerten:
- Der Homeoffice-Arbeitsplatz erhielt im Schnitt die Schulnote 3,5 (2023: 3,7; 2022: 3,9; 2021: 3,7).
- Der Arbeitsplatz im Büro im Schnitt eine 2,8 (2023: 3,1; 2022: 2,9; 2021: 3,3).
Erfreulich ist, dass die Bewertung der Ausstattung im Büro so gut wie noch nie in unseren Umfragen ausgefallen ist. Gleiches gilt für das Homeoffice. Der Anstieg im Firmenbüro lässt sich möglicherweise damit erklären, dass die Unternehmen nach der pandemiebedingten Homeoffice-Phase verstärkt in bewegungsfördernde Lösungen investiert haben, um damit auch Anreize für die Rückkehr ins Büro zu schaffen.
Im Homeoffice verfügen:
- 20,8 Prozent über eine Sitz-Steh-Lösung wie einen entsprechenden Tisch, Tischaufsatz oder Ähnliches (2023: 19,2 Prozent; 2022: 18,7 Prozent, 2021: 12,8 Prozent),
- 31,7 Prozent über einen ergonomischen bzw. bewegungsfördernden Stuhl (2023: 31,1 Prozent; 2022: 30,3 Prozent; 2021: 25,9 Prozent),
- 13,9 Prozent über beides (2023: 9,2 Prozent; 2022: 8,2 Prozent, 2021: 4,9 Prozent),
- 8,5 Prozent über eine weitere bewegungsfördernde Lösung wie etwa Stehhocker, Deskbike, Laufband, Balancebord, Fußwippe etc. (2023: 7,9 Prozent; 2022: 7,1 Prozent, 2021: 4,1 Prozent) und
- 5,5 Prozent über alle drei Möglichkeiten (2023: 3,7 Prozent; 2022: 3,3 Prozent, 2021: 1,7 Prozent).
Im Firmenbüro gibt es eine höhere Verbreitung. Hier verfügen:
- 27,5 Prozent über eine Sitz-Steh-Lösung (2023: 24,8 Prozent; 2022: 24,2 Prozent; 2021: 22,8 Prozent),
- 48,7 Prozent über einen ergonomischen bzw. bewegungsfördernden Stuhl (2023: 41,3 Prozent; 2022: 40,5 Prozent, 2021: 39,8 Prozent),
- 24,1 Prozent über beides (2023: 22,2 Prozent; 2022: 21,1 Prozent, 2021: 19,8 Prozent),
- 9,8 Prozent über eine weitere bewegungsfördernde Lösung (2023: 7,5 Prozent; 2022: 6,1 Prozent; 2021: 4,8 Prozent) und
- 8,1 Prozent über alle drei Möglichkeiten (2023: 5,1 Prozent; 2022: 4,2 Prozent, 2021: 1,4 Prozent).
Ein kleiner Lichtblick sind die insgesamt steigenden Zahlen – teilweise um mehrere Prozentpunkte. Sie zeigen, dass das Bewusstsein für bewegtes Arbeiten weiterhin vorhanden ist. So sitzt fast jeder Zweite im Büro auf einem ergonomischen Arbeitsstuhl. Dennoch besteht auch hier noch großer Handlungsbedarf, vor allem im Homeoffice.
Von „Rücken“ und anderen Beschwerden
Langes Sitzen am Arbeitsplatz kann gesundheitliche Beschwerden verursachen. Viele Befragte haben dies bereits erfahren müssen. Sie gaben an, unter folgenden Symptomen gelitten zu haben:
- Rückenschmerzen: 71 Prozent (2023: 74 Prozent),
- Kopfschmerzen: 41 Prozent (2023: 39 Prozent),
- Muskelverspannungen: 33 Prozent (2023: 29 Prozent),
- Nackenschmerzen: 30 Prozent (2023: 34 Prozent).
Zudem beklagten 15 Prozent (2023: acht Prozent) der Befragten „steife Gelenke“. Es waren Mehrfachnennungen möglich. Frei von Beschwerden arbeiten gerade einmal elf Prozent (2023: neun Prozent) der befragten Bürobeschäftigten.
In die Mitarbeitergesundheit investieren
Sind weitere bewegungsfördernde Anschaffungen geplant? Für eine ergonomische bzw. bewegungsfördernde Ausstattung des häuslichen Arbeitsplatzes sind folgende Ausgaben vorgesehen:
- 13,8 Prozent wollen bis 500 Euro (2023: 18,9 Prozent; 2022: 18,4 Prozent; 2021: 29,7 Prozent) investieren.
- 6,1 Prozent bis 1.000 Euro (2023: 8,5 Prozent; 2022: 8,0 Prozent; 2021: 7,2 Prozent).
- 1,6 Prozent mehr als 1.000 Euro (2023: 2,8 Prozent; 2022: 2,3 Prozent; 2021: 4,8 Prozent).
Demnach wollen 21,5 Prozent in ihr Homeoffice investieren. Dieser Wert ist nach mehreren Anstiegen in Folge (2023: 30,2 Prozent; 2022: 28,7 Prozent; 2021: 25,5 Prozent) gesunken. 53,3 Prozent der Befragten wollen auch zukünftig nicht in ihr Homeoffice investieren, 25,2 Prozent sind unentschlossen. Gründe dafür könnten sein, dass das Homeoffice mittlerweile eingerichtet ist und/oder wieder der Arbeitsplatz im Firmenbüro genutzt wird.
Und wie ist die Situation im Büro? Investitionen in die ergonomische bzw. bewegungsfördernde Ausstattung ihres Büroarbeitsplatzes sind hier in dieser Höhe geplant:
- 7,1 Prozent bis zu 500 Euro (2023: 7,3 Prozent; 2022: 3,3 Prozent; 2021: 6,9 Prozent),
- 8,2 Prozent bis zu 1.000 Euro (2023: 2,7 Prozent; 2022: 3,3 Prozent; 2021: 2,4 Prozent),
- 6,9 Prozent über 1.000 Euro (2023: 3,3 Prozent; 2022: 2,4 Prozent; 2021: 3,4 Prozent).
In Summe wollen 22,2 Prozent in einen gesundheitsfördernden Büroarbeitsplatz investieren. Das sind fast neun Prozent mehr als noch im Vorjahr (2023: 13,3 Prozent). Eigentlich ein gutes Zeichen: Unternehmen scheinen erkannt zu haben, dass eine Büroausstattung, die bewegtes Arbeiten fördert, unerlässlich ist für die Mitarbeitergesundheit. Vielleicht wurde auch bemerkt, dass sie die Mitarbeitenden motiviert, ihre Homeoffice-Höhle zu verlassen. Trotz der positiven Entwicklung bleibt aber auch hier noch viel Luft nach oben.
Fazit: Auf dem Weg zum Ziel
Unsere diesjährige Umfrage hat gezeigt, dass sich bei der Büroarbeit hierzulande etwas bewegt. Es ist noch immer zu wenig, aber in vielen Punkten stimmt nun die Richtung. Die Situation hat sich vor allem im Corporate Office verbessert. Die dortige Ausstattung mit ergonomischen und bewegungsfördernden Lösungen sowie deren Nutzung sind ein Lichtblick.
Sorgenkind bleibt das Homeoffice. Auch wenn – freiwillig oder angeordnet – wieder mehr im Firmenbüro gearbeitet wird, bewegen sich zwei von drei Bürobeschäftigten bei der Arbeit in den eigenen vier Wänden noch weniger als im Firmenbüro. Home-Worker sollten daher noch mehr auf ausreichend Bewegung achten, nicht nur außerhalb der Arbeitszeit.
Über die Studie
Die OFFICE-ROXX-Leserumfrage im Auftrag der Aktion „Bewegung im Büro“ wurde vom 11. bis 24. März 2024 durchgeführt. Teilgenommen haben 1.428 Bürobeschäftigte aus Deutschland. 89,9 Prozent der Teilnehmenden sind Angestellte, 7,3 Prozent Selbstständige. 6,9 Prozent gehören einer Geschäftsführung an, 13,4 Prozent sind als gewerbliche Einkäufer tätig. Mehrfachnennungen waren möglich. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 40,5 Jahren. 52 Prozent sind männlich, 47 Prozent weiblich und ein Prozent divers.
Entscheidungen in Bezug auf die Büroausstattung im Firmenoffice treffen 35,1 Prozent der Befragten, Entscheidungen in Bezug auf die Ausstattung des Homeoffice 88,2 Prozent. Die Größe der Unternehmen, in denen die Umfrageteilnehmenden arbeiten, wurde wie folgt angegeben: 27,3 Prozent 1–10 Beschäftigte, 28,7 Prozent 11–100, 21,9 Prozent 101–500 und 22,1 Prozent mehr als 500 Beschäftigte.
Wir bedanken uns herzlich bei allen, die mitgemacht haben: Mit Ihren Angaben konnten wir erneut ein realistisches und repräsentatives Bild der Situation in Deutschland zeichnen! Die Gewinner der Preise sind benachrichtigt worden.
Weitere Anregungen und Lösungen, die zu bewegter Büroarbeit beitragen können, finden sich auf der Website der Initiative Bewegung im Büro.